Regitnig am Weissensee – Urlaub in der Vorzeigeregion

Ein Spaziergang hinauf zum Waldrand, ein Bankerl mit perfekter Aussicht auf den türkisgrünen Weissensee. Hierher kommt Jasmin und Michael Eder, Gastgeber im Vier-Sterne-Hotel Regitnig regelmäßig, wenn sie über die Zukunft nachdenken. Von hier aus überblicken sie die jahrzehntelange Geschichte des Hauses und vermutlich ein stückweit die des ganzen Weissensees. Die Wurzeln nicht verlieren, maßvoll, gesund und im Einklang mit dem Rundherum wachsen - das gehörte schon zu den Lektionen, die Ururopa Johann Regitnig seinen Nachfahren mitgegeben hat, als er 1911 mit der Villa Therese in Techendorf erstmals Gäste zur Sommerfrische empfing.

„Die Gegend war verschlafen, ab vom Schuss. Der Weg hierher mit der Postkutsche sehr mühsam“, erzählt Michael. Der große Startschuss für den Tourismus am Weissensee kam mit dem James Bond Dreh von „Der Hauch des Todes“ in den 80ern. Die Niederländer entdeckten mit dem Film das Natureis und brachten den größten Eisschnelllaufevent der Welt nach Kärnten. „Mittlerweile steht Hotel an Hotel, aber Natur haben wir alle die gleiche“, sagt der Gastgeber im Regitnig, das als erster Betrieb am Weissensee mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert wurde. Die Natur sei der Hauptbuchungsgrund der Gäste. Das glasklare Wasser im Sommer, das Spiegeleis im Winter, die fjordähnliche Küste, drumherum Berge, Wald und Wiesen mit Biodiversität – der Weissensee ist österreichweit Vorzeigeregion in Sachen Nachhaltigkeit. Zwei Drittel des Seeufers sind geschützt und unverbaut, Durchzugsverkehr und Motorboote gibt es nicht, stattdessen entstehen neue Streuobstwiesen, Gemeinschaftsgärten und Biobetriebe.

Wenn Jasmin von dem Bankerl am Waldrand nach unten schaut, blickt sie heute neben dem Hotel auf dreizehn Chalets mit charakteristischen spitzen Dächern und großen Panoramafenstern. „Wir wollten mit einer neuen Urlaubsform neue Gäste an den See bringen“, sagt Jasmin Eder. Mit den Chalets verleiht das Regitnig der Region einen frischen, modernen Touch – auch wenn sich die geradlinige Architektur der Apartments smart in den Naturpark einfügt. Wachstum um jeden Preis ist in dieser Gegend fehl am Platz. Langsames, intelligentes Erweitern. So würde es der Ururopa heute wohl nennen. Er hatte auch ein (mittlerweile geschlossenes) Sägewerk in Neusach aufgebaut und nachhaltiges Wirtschaften hautnah erlebt - schließlich kommt der Begriff Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass immer nur so viel Holz entnommen werden soll, wie nachwachsen kann.

Nachhaltig investieren, das heißt im Regitnig an die Kinder und Kindeskinder denken. Mehrwert schaffen. Von Generation zu Generation ein Stück wachsen. Das Regitnig ist eines der wenigen Hotels am See, das nicht aus einem Bauernhof hervorging. Der Ururopa war ein lediges Kind. „Der hat nichts von daheim bekommen“, erzählt Jasmin, die selbst Mama von drei Kindern ist. Schritt für Schritt wurde aus der Villa eine Frühstückspension, ein Hotel, ein Resort. Geld fließt auch in Projekte, die nicht so offensichtlich dastehen, wie die Chalets. Wenn neue Abfallkonzepte eingeführt werden oder wenn die Waschküche ökologisch umgerüstet wird, damit Waschmittel, Energie und Verpackung minimiert werden, bekommen das die Gäste gar nicht mit.

Überall im Resort stößt du auf große Schwarz-Weiß-Fotos aus alten Zeiten. Von der Villa Therese, von der Brücke, die vom Schattenufer auf die Sonnseite nach Techendorf führt, vom einstigen Steg durch das Moor, das inzwischen zur ruhigen Liegewiese trockengelegt wurde. Ganz vorne am Privatstrand steht nun sogar ein See-Spa. Da relaxt du in der verglasten Sauna, in der Michael die Gäste regelmäßig mit seinen Wohlfühlaufgüssen überrascht. Dann kuschelst du dich einen Stock höher in die Liegen mit Panoramablick aufs Wasser. Das alte Bootshaus von den Bildern ist mittlerweile einem gemütlichen See-Wohnzimmer gewichen – „für Gäste, die nicht unbedingt wellnessen aber trotzdem ganz nah am Wasser sein wollen“. Genau der richtige Platz, um dir ein Buch von der Wand zu schnappen oder dir die Lieblingsmusik anzustöpseln, beschreibt Michael begeistert die Regitnig-Plätze direkt am See.

„Ohne die Mitarbeiter können wir die Hardware schaffen und Chalets bauen so viel wir wollen, aber es ist der Mensch, der das mit Leben füllt“, sagt die Juniorchefin. Das Regitnig trägt den Titel „Kärntens familienfreundlichster Betrieb“ und dafür tun die Eders auch viel. „Wir bieten alle Formen von Beschäftigung - stundenweise, tageweise, Vollzeit, Teilzeit. Für jeden passt etwas anderes.“ Die Sommersaison ist sehr lang am Weissensee. „Deshalb wünschen sich die meisten eine 5-Tage-Woche und Urlaub in der Hochsaison.“ Für Mama Irmgard gehört die tägliche Excel-Dienstplanung zur Routine. Ihre Flexibilität wird honoriert. „Austritte haben wir eigentlich nur, wenn eine Pensionierung ansteht oder wenn ein Baby kommt“, freut sich Jasmin, die mit Michael ja selbst auf Saison gearbeitet hat. „Von da her wissen wir, was guttut und wo man gerne bleibt.“ Dazu gehört einmal die ordentliche Bezahlung, das passende Team und die Work-Life-Balance.

Das Empowerment von Frauen und die Unterstützung von Familien gehört für die Eder-Damen dazu. Irmgard ist Mitglied der Soroptimisten und Jasmin engagiert sich bei den Kiwanis. Auch im eigenen Betrieb schauen die beiden genau hin. „Wenn Mitarbeiterinnen Kinder haben, Haushalt und Job, dann können wir als Frauen leichter verstehen, dass es Grenzen gibt.“ Es gebe Situationen, da gehe es sich mit dem Kochen nicht aus – dann können Mitarbeiterinnen auch Essen vom Hotel mit nach Hause nehmen. Auch wenn wer krank ist, helfen wir zusammen. Für die Eders ist es logisch: „Die Wertschätzung, die du gibst, bekommst du wieder.“

Das Regitnig ist ein echtes Familienhotel. „Einer von uns ist immer im Hotel anzutreffen“, sagt Jasmin, der kreative Kopf der Gastgeberfamilie. Michael und seine Mutter Irmgard führen das Haus in 4. und 5. Generation. Michael triffst du an der Bar, im Restaurant, im Weinkeller, beim Saunaaufguss oder im Sommer als Mountainbike-Guide. Irmgard schupft die Küche. Nach ihr ist Omas Superfood benannt, sprich, sie kocht täglich drei Menüs, davon ein vegetarisches aus den besten Produkten, die die Umgebung hergibt. „Unser Ziel ist es, noch mehr von den hiesigen Bauern abzunehmen. Oft ist es schwierig, große Mengen in gleichbleibender Qualität geliefert zu bekommen.“ An Lösungen wird getüftelt. Schließlich macht man das ja auch für die nächste Generation.