Hubertus Mountain Refugio Allgäu - Lust auf Leben

Der Weg vom Bahnhof Fischen ins Hubertus Mountain Refugio in Balderschwang dauert nicht einmal 30 Minuten, dafür bewältigen wir einen Pass mit mehr als 100 Kurven rauf in die höchstgelegene Gemeinde Deutschlands. Seniorchef Karl Traubel sitzt hinterm Steuer des silbernen Elektro-BMW. Er kommt gerade aus München von einem Kurs für transzendale Meditation und erzählt von der Location, die nach Gewürzen riecht, dem Mantra und der Zeremonie. Neue Dinge ausprobieren, das macht er für sein Leben gern. Zuletzt ist er auf das Eisbaden nach der Methode von Wim Hof gestoßen. Wenige Wochen später war Sohn Marc überzeugt und ein entsprechendes Angebot im Naturbadesee des Allgäuer Wellnesshotels geschaffen. „Unglaublich, wie gut das angenommen wird", freut er sich.  Auch Vater und Sohn praktizieren es seither regelmäßig.

Die letzte Kurve ins Hochtal Balderschwang ist geschafft. Schon sticht die imposante Architektur des neuen Mountain Spring Spa ins Auge. Nachdem eine Lawine am 14. Januar 2019 den alten Spa zerstört hatte, beschloss die Familie einen raschen Wiederaufbau. Achtsamkeit und Fokus auf die Natur lautete die Prämisse für das Hubertus Mountain Refugio nach diesem Schock. Drinnen dominiert seither die ganzheitliche Philosophie. Und damit sind wir schon bei Seniorchefin Christa Traubel angelangt – ein mindestens ebenso innovativer Geist wie ihr Mann Karl. Als Apothekerin, Heilpraktikerin und Ayurvedatherapeutin schafft sie im Bergdorf Balderschwang das HolisticLife Wohlfühlkonzept. Es vereint Rituale aus der ganzen Welt unter dem Dach des keltischen Jahreskreises, nach dem sich auch unser natürlicher Biorhythmus richtet. Wenn dich das näher interessiert - hier ein Buch dazu, das auch in den Zimmern aufliegt.

Wie ein Magnet zieht der Spa die Gäste in seinen Bann. Über eine breite Holztreppe geht es rauf zu den Saunen und ins Rooftop zum alpinen Zen-Garten mit dem japanischen Onsen-Becken. In der „heißen Quelle“ liegend schaust du entspannt auf den steilen Hang ins satte Grün oder Weiß hinterm Haus. Je nach Jahreszeit. Probiere den MicroSalt-Raum mit der für Atemwege so befreienden Salzluft. Nach vorne raus ziehst du deine Längen im Infinity-Pool mit Blick auf die Allgäuer Berglandschaft, oder du probierst den Naturbadesee. Im Winter beim wöchentlichen Eisbaden, im Sommer beim Schwimmen. Die gesamte Wasserwelt wird von der eignen Bergquelle gespeist und am angestrebten Weg zur Klimaneutralität effizient beheizt.

Christa Traubel ist es auch, die das Händchen für die geschmackvolle Dekoration in dem Allgäuer Wellnesshotel hat. Vieles davon kannst du für daheim im Shop kaufen: Schaffelle, Gewürzkränze, Skulpturen aus Stein und Holz, Allgäuer Gebetsfahnen, Feng-Shui-Adler, Buddhas, Räucherstäbchen. Im Haus schulen Sprüche an den Wänden die eigene Achtsamkeit. Da hängt eine Anleitung zum Glücklichsein dank Ayurveda am Gang zum Zimmer. Beim Bücherständer am Weg zum Spa kannst du dich durch Buddhas Weisheiten oder die Kraft des Schamanismus blättern. Aber nicht alles, was Energie und Kraft spendet, siehst du auf den ersten Blick. Deshalb streichen die Traubels extra hervor, was oft selbstverständlich erscheint, bei näherer Betrachtung jedoch unendlich wertvoll ist: die unbegrenzt frische Allgäuer Bergluft, die Sonnenterrasse mit Weitblick über Vorarlberg bis in die Schweiz, die Sonnenaufgänge und die urigen Sennalpen. Beim Urlaub im Hubertus „all inclusive“.

Dazu kommt ein Aktivprogramm, das sich sehen lassen kann – und das ohne kritische Teilnehmerzahl angeboten wird. Selbst für nur eine Person finden Hatha-Yoga, Meditation, Atem-Yoga, Tai Chi und Wanderungen statt. „Unser Aufwand ist der gleiche. Und der Gast, der sich eingetragen hat, freut sich darauf“, sagt Marc.

Holistic Food nennt sich das Essen im Hubertus. Die Küche ist biozertifiziert, die Produkte nach Slow-Food-Prinzip tief verwurzelt mit der Region und gleichzeitig ausbalanciert mit der Raffinesse der ayurvedischen Gewürzkunst. Spätestens, wenn du das Gewürzcoaching mit Gabriel Simon-Pinero erlebt hast, ist klar, wie eng Gesundheit und Essen verbunden sind. Deine kulinarische Mountain Experience startet täglich am Frühstücksbuffet. Du kannst dir eine Waffel machen - aber keine gewöhnliche. Der Teig besteht aus Haferflocken und Wasser, einmal in der süßen Variante mit Zimt oder pikant mit Kurkuma und Kräutern. Du gießt ihn auf das Waffeleisen und sechs Minuten später liegt das knusprige Teil auf deinem Teller. Neun verschiedene Kräutertees aus der Gegend machen die Auswahl schwierig, oder du bestellst einfach einen Cappuccino zu kaltem Birchermüsli oder warmem Dinkelbrei. Nur die Orangenpresse musst du suchen - weil es keine Orangen gibt. Genauso wenig wie verpackte Cornflakes und Co. Dafür bringt lauwarmes Ingwerwasser deinen Kreislauf in Schwung.

Einen Blick hinter die Kulissen bekommst du hier oben im Allgäu beim Kitchen Club, der im Winter regelmäßig stattfindet. An diesen Abenden lassen Gäste die ganze Küche rocken. Mit Live-Band und Lichtshow tänzelst du mit deinem Teller und einem Glas Rose in der Hand an verschiedenen Ess-Stationen vorbei und schaust den Köchen über die Schulter. 

Gesundes Essen begleitet dich durch den ganzen Tag - das Frühstück geht bis 11.30 Uhr, um 13 Uhr startet das Mittagsbuffet mit Suppen, Salaten und einem warmen, meist vegetarischen Gericht wie Karfiolcurry oder gegrillte Zucchini mit Chinoa und Tomatensalsa. Am Abend geht es zum Vier-Gang-Menü, das es immer auch vegetarisch gibt. Die Gastgeber kennen die Produzent*innen aus der Region seit Jahren und führen ihre allerliebsten detailliert auf der Homepage an – von der Bergfischzucht bis zum Wäldar Win. Wie die Liebe geht die Lust aufs Leben eben auch durch den Magen.