Hotelchefs vom Hirben Naturlaub: Fabian und Barbara Stoll
© Karin Wasner
Niederdorf

Barbara und Fabian Stoll – Hirben Naturlaub

Interview • Locationtipps

Warum sie am liebsten auf Holz klopfen, wieso der Lachs bei ihnen vom Berg kommt, die Weinkorken nach Deutschland reisen und die beste Energie jene ist, die man nicht braucht, verraten uns Barbara und Fabian Stoll vom Südtiroler Eco-Aparthotel Hirben Naturlaub im großen Change Maker Interview.

Karin Wasner

Bereits in vierter Generation führen Barbara und Fabian das Hirben Naturlaub in Niederdorf im Südtiroler Pustertal. Der Betrieb wurde ursprünglich von Barbaras Großtante und deren Onkel als Jugendherberge, später als Ferienpension geführt. Ab 1991 halfen Barbaras Eltern Siglinde und Erhard der älteren Dame und erweiterten die Pension um Restaurant, Schwimmbad und Wellnessbereich.   

Barbara selbst wuchs im Hirben auf. Nach ihrer Tourismusausbildung und einem Wirtschaftsstudium in Innsbruck lernte sie im Nebental Fabian kennen und lieben. Fabian zog für sie über‘n Berg – aus dem Gsieser- ins Pustertal. Der gelernte Schlosser ist begeisterter Anpacker und stellte sich als genau der richtige Partner heraus für all die Fragen, die bald schon auf sie hereinprasselten. Es hieß Hop oder Top. Den in die Jahre gekommenen Betrieb übernehmen oder die Finger davonlassen? 

Das junge Paar entschied sich für Hop und schaltete in den nächsten Gang. Wo in den 1960ern sonnengebräunte Teenies in Schlafsälen kein Auge zudrückten, servieren Fabian und Barbara ihren Gästen aus 41 Ferienapartments heute Gourmetküche, Cocktails und feine heimische Weine. Was die beiden eint, ist die Liebe: zueinander, zu ihren drei Söhnen und zu Südtirol mit seinen Bergen, seiner Natur, seinen Menschen, seiner Küche und Gastfreundschaft. Gemeinsam verfolgten sie ihre Vision, eines der ersten Vollholzhotels in Südtirol zu realisieren.

Wo ist euer Lieblingsplatz im Hirben Naturlaub?  

Barbara: Ganz klar unsere Sonnenterrasse. Die ist eine Oase der Ruhe. Da hörst du nichts von der Welt. Weit und breit nur grün – perfekt zum Runterkommen.  

Grün und Runterkommen, also Natur und (Ur)laub?

Barbara: Ja, wobei Entspannen nur die eine Seite unsere Urlaubsmedaille ist.     

Fabian: Die andere ist das Erleben. Es geht darum, aktiv zu werden und sich zu bewegen. Unsere Gäste sind keine Nichtstuer. Sie wollen raus zum Wandern, Radfahren, Skifahren und Langlaufen. Kein Wunder, sie haben hier den schönsten Fitnessraum, den man sich vorstellen kann, direkt vor der Tür.  

Natur ist bei euch nicht nur vor der Tür, sondern auch dahinter. Ihr führt eines der wenigen Holzhotels in Südtirol. Wieso Holz?

Fabian: Weil es der perfekte Baustoff ist! Natürlich, nachwachsend, in großen Mengen regional vorhanden und sogar gesund für uns Menschen.     

Barbara: Mein Vater arbeitet in seinem Hauptberuf schon sein Leben lang mit Holz. Er war von Anfang an die treibende Kraft, denn er weiß, was Holz kann.  

Im Hotel stecken über 1.000 Kubikmeter Lärche und Fichte. Wo kommt das Holz her?    

Fabian: Ausschließlich aus Südtirol! Wir konnten sogar größtenteils Schadholz verwerten, also Bäume, die wegen Schneedruck, Windbruch oder dem Borkenkäfer gefällt werden mussten.   

Euer Heizwärmebedarf ist mit unter 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr beeindruckend niedrig. Ist das dem Holzbau zu verdanken?    

Fabian: Ja, eine Vollholzwand dämmt zehnmal besser als Beton und hält im Sommer kühl und im Winter warm. Holzbau ist eine große Investition am Anfang, aber rentiert sich über die Jahre, weil du Heizenergie sparst. Die beste Energie ist immer noch die, die du nicht brauchst.    

Barbara: Durch den Pool und das alte Haus liegt unser Wärmeverbrauch bei 880.000 Kilowattstunden im Jahr.  

Hirben Naturlaub – Wohlfühlzeit im Südtiroler Vollholzhotel

Natur und Urlaub ist Naturlaub. Der Name ist bei Familie Stoll in den Südtiroler Dolomiten Programm. Mit dem Hirben Naturlaub haben sie ihre Vision eines Vollholzhotels im Pustertal verwirklicht. Warum sich die Gastgeber bewusst für den „Holzweg“ entschieden haben und wie der Roboter Seppl sie unterstützt, damit sie mit dir Zirbenzapfen sammeln können, erfährst du hier.

Eure Hackschnitzel trocknen sogar ohne Energieverbrauch. Wie ist das möglich? 

Fabian: Unser Rundholz lagert zwei Jahre lang an einem hochgelegenen Platz im Gsiesertal – es trocknet ausschließlich durch Luft und Sonne.

Hat Holz auch Nachteile?    

Fabian: Nachteile würde ich nicht sagen. Die Statik und die Lärmschutzmaßnahmen sind aufwendiger, aber das ist mit dem richtigen Know-how alles lösbar.  

Über Flugreisen und Fleischkonsum wird viel geredet, aber über Bauweisen machen sich die wenigsten Gedanken, obwohl der Gebäudesektor für 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, der Flugverkehr nur für etwa fünf Prozent.   

Fabian: Der Baustoff entscheidet maßgeblich, wie energieeffizient ein Gebäude ist. Zement, den man für Beton braucht, ist extrem CO2-intensiv. Sieben bis acht Prozent des globalen CO2-Ausstoßes werden allein durch die Herstellung von Zement verursacht.    

Barbara: Da sind aber Aspekte wie der Transport oder die Entsorgung von schadstoffreichem Styropor und Beton irgendwann in der Zukunft noch nicht eingerechnet.  

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Frau sitzt in der Lounge vom Hirben
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Restaurant im Hirben Naturlaub
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Gab es diesen einen Change Moment, an dem ihr gesagt habt, wir machen das jetzt alles anders?

Barbara: Unser Change Moment war die Entscheidung, weiterzumachen – aber anders. Wir wollten keine klassischen Zimmer, sondern Ferienwohnungen – und maximale Flexibilität mit viel Service und Komfort für unsere Gäste.

Fabian: Bereits im Planungsprozess für den Neubau war uns klar: Wir wollen nicht in Rekordzeit ein 08/15-Hotel aus Beton bauen.  

Wie spürt der Gast den Change bei euch im Haus?

Barbara: Wir legen großen Wert auf das Zwischenmenschliche und das Familiäre. Das merkt der Gast sofort. Hier entstehen Freundschaften.   

Fabian: Oft hören wir von unseren Gästen, dass sie reinkommen und sich gleich wohlfühlen. Holz schafft diese Atmosphäre, das spürt man einfach.  

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© Hirben Naturlaub

Ihr habt bereits einige Nachhaltigkeitszertifikate. Welche sind das?  

Fabian: Wir haben das Zertifikat Klimahaus A. Das steht für ein „nearly zero energy building“, also ein Nahe-Null-Energie-Gebäude. Zudem haben wir auch das GreenSign Level 5 und das Südtiroler Nachhaltigkeitslabel Level 3 – beide in den jeweils höchsten Stufen.    

Barbara: Aber eigentlich haben wir das Wort Nachhaltigkeit aus unserem Wortschatz gestrichen.   

Warum seid ihr allergisch auf den Begriff?

Fabian: Weil er inflationär gebraucht wird, und alles und nichts bedeutet. Wo heute überall „nachhaltig“ draufsteht, da kann ich nur lachen.

Barbara: Vieles, wofür sich andere auf die Schulter klopfen, ist für uns so selbstverständlich, dass wir nicht mal drüber nachdenken, das jemandem zu erzählen.  

Was zum Beispiel?  

Fabian: Mülltrennen, Recyceln, Reparieren statt Neukaufen, begrünte Dächer, reduzierte Beleuchtung, Naturkosmetik aus Österreich und Südtirol, unsere Inneneinrichtung aus Naturmaterialien. Wir verwenden ökologische Reinigungsmittel und Trockendampfgeräte, die ganz ohne Reinigungsmittel auskommen. Auf Badeschlappen und Amenities – also Duschgel, Wattestäbchen, Nähzeug –, die jede Menge Müll verursachen, verzichten wir in unseren Apartments.  

Woher kommt dieses Selbstverständnis, der Umwelt möglichst wenig schaden zu wollen?   

Fabian: Meine Schwiegereltern, Siglinde und Erhard, und ich, wir sind alle auf Bauernhöfen groß geworden. Da lebt man ein anderes Verständnis für die Natur und spürt unmittelbarer, was passiert, wenn man nicht auf sie Acht gibt. Man lebt ja von und mit ihr.  

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Kommt daher auch eure Leidenschaft für regionale Produkte? 

Fabian: Lokale Produzent*innen haben bei uns immer Vorrang. Als erstes informieren wir uns, was wir so nahe wie möglich beziehen können. Erst wenn wir etwas hier nicht bekommen, setzten wir uns mit weiteren Möglichkeiten auseinander. Am wichtigsten sind für uns die Qualität der Lebensmittel und das Wissen über ihre Herstellung.

Ist das nicht ein enormer Aufwand?  

Barbara: Natürlich! Viele Landwirte und Bäuerinnen bringen ihre Produkte direkt zu uns. Wir sind Kunden der ersten Sekunde bei der Sennerei "Drei Zinnen" in Toblach, die vorwiegend Heumilchprodukte herstellt. Da wissen wir, dass die Bedingungen für die Erzeuger*innen passen. Das Fleisch wird direkt vom heimischen Metzger mitsamt Papieren im Normalfall im Umkreis von 30 Kilometern geliefert. Die Eier aus Freilandhaltung kommen direkt vom Bauernhof aus dem Gsiesertal.  

Fabian: Und der Räucherfisch von Salmone Dolomiti – der kommt vom Bergbauernhof!

Fisch kommt bei euch vom Berg? Wie das?

Fabian: Ein guter Freund räuchert langsam und in Handarbeit auf einem über dreihundert Jahre alten Bauernhof auf 1.200 Metern schottischen Lachs, aber auch regionale Lachsforellen. Sein Hof ist nur eine kurze Wanderung von 45 Minuten entfernt und unsere Gäste können seine Räucherkammer besuchen.

Und doch findet man am Frühstücksbuffet die portionierte Butter, Nutella oder den abgepackten Frischkäse. Muss das sein? 

Barbara: Manches ist komplexer, als man denkt. Die Bauernbutter als gestempelter Block mit Blume, schaut auf den ersten Blick super aus, erzeugt aber am Ende des Tages mehr Lebensmittelabfall. Ebenso der selbstgemachte Frischkäseaufstrich. Die Bio-Haselnusscreme aus dem Glasspender kommt wunderbar nachhaltig daher, aber ein Drittel der Creme kriegt man nicht aus der Flasche und wirft sie weg.

Also wieder die Krux mit der Nachhaltigkeit, die keine ist? 

Fabian: Das sind nur einige Beispiele dafür, dass es nicht "die eine nachhaltige Lösung" gibt. Wir haben schon viel ausprobiert, testen ständig Neues und halten stets Ausschau nach sinnvollen Möglichkeiten.

Barbara: Auch deshalb sind wir Teil der Change Maker Hotels geworden, um von Kolleg*innen zu lernen. Vielleicht hat ja jemand was entdeckt, auf das wir noch nicht gekommen sind.  

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Brote im Hirben Naturlaub
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Frühstückstisch mit Spiegelei
© Karin Wasner

Gebt ihr Regional den Vorzug vor Bio?  

Barbara: Uns ist es wichtiger, unsere Lieferanten zu kennen und zu wissen, wie sie ticken und wie sie arbeiten, als irgendwo in der Welt ein Bio-Produkt zu kaufen.

Fabian: Bio ist im Tal kaum zu bekommen. Landwirtschaft ist in Südtirol so klein strukturiert, dass sich die Bio-Zertifizierung kaum lohnt – oder durch die Lage sogar unmöglich ist, wie auf meinem elterlichen Hof, wo Obst und Gemüse produziert werden.   

Geht es also auch darum, eure Region zu unterstützen?  

Barbara: Wichtig ist, dass man das, was man haben will, auch fördert. Wenn ich Almen zum Wandern und Mountainbiken toll finde, muss ich auch bereit sein, Milch, Butter, Lamm, Kalb und Rind bei unseren Bauern zu kaufen.  

Fabian: Außerdem sind wir Qualitätsjunkies. Beim Essen sowieso, aber auch bei unseren Handwerker*innen, unseren Mitarbeitenden, der Inneneinrichtung, den Materialien, bei Maschinen, bei allem.  

Nach dem Motto, wer billig kauft, kauft teuer?  

Fabian: Recyceln und Reparieren funktioniert am besten, wenn man schon darauf achtet, was man kauft.  

Barbara: Es gibt kaum etwas, das Fabian nicht wieder zum Funktionieren bringen kann. Wir machen uns bereits bei der Auswahl der Geräte und Maschinen viele Gedanken über Lebens- und Nutzungsdauer.  

Stichwort Kreislaufwirtschaft und Recycling. Was wird wiederverwendet?  

Barbara: Unsere Lebensmittelabfälle sind dank des gezielten Einkaufs ohnehin schon recht gering, werden aber in der Biogasanlage immerhin noch zu Energie.    

Fabian: Ich sammle jeden einzelnen Weinkorken. Einer unserer Stammgäste nimmt jedes Mal, wenn er zu uns kommt, ein paar Säcke mit nach Deutschland. Dort werden sie zu Korkdämmungen.

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© Hirben Naturlaub

Ihr seid gefühlt immer da, eure Kinder wachsen im Hotel auf. Was würdet ihr sagen: Sind sie die wichtigsten Werte in eurem Haus?    

Barbara: Wir sind locker im Umgang mit unseren Gästen. Das Haus ist mit 41 Einheiten so klein, dass wir jeden unserer Gäste kennen. Wir scherzen und lachen mit den Gästen und unseren Mitarbeitenden. Es ist wie eine große Familie. Alle „Familienmitglieder“ sollen sich wohlfühlen.  

Der Tourismus in Südtirol boomt. Heute kommen fast siebenmal so viele Touristen wie im Jahr 1960. Wer kommt zu euch und warum?

Fabian: Wir sind nicht das klassische Hotel für eine Übernachtung. In unseren Ferienwohnungen kann man gut eine Woche oder zehn Tage verbringen.   

Barbara: Etwa ein Viertel unserer Gäste sind Stammgäste, die ein- bis zweimal im Jahr kommen. Bei uns liegt der Durchschnittsaufenthalt bei 5,8 Tagen, im Sommer sogar bei 6,8 Tagen.   

Das ist überdurchschnittlich, ihr könnt also zufrieden sein. Habt ihr trotzdem einen Wunsch ans Universum?  

Barbara: Zeit! Wir haben so viele gute Ideen, aber wir müssen uns die Zeit geben, sie umzusetzen. Unsere Vision ist es, Menschen Wohlfühlzeit in der einzigartigen Natur Südtirols zu ermöglichen – und zwar so, dass diese besondere Natur auch noch die nächsten Generationen erfreuen kann. Das ist eben keine Aufgabe, die sich schnell mal eben erledigt.  

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