Dani Kari-Ebner packt an und setzt Visionen um. Gemeinsam mit ihrer Schwester Stephi Ouvrard-Ebner führt sie den Ebner´s Waldhof am See in eine Zukunft, die nicht Profit sondern Zufriedenheit zur Maxime erklärt. Im Interview erzählt sie, warum die beiden nicht alle paar Jahre ihre Männer und Möbel austauschen, wie sie es schaffen, dass sich ihre Mitarbeitenden ähnlich wohlfühlen wie die Gäste und welche Verantwortung ein Hotel für eine ganze Region trägt.
Eigentlich sollte ihr Bruder das Hotel von den Eltern übernehmen. Dass die beiden Töchter Dani und Stephi in deren Fußstapfen treten, war nicht geplant. Seit 2019 führen sie das Hotel als weibliche Doppelspitze. „Jemandes Lebenswerk weiterzuführen ist eine große Verantwortung“, gesteht Dani Kari-Ebner im Change Maker Interview. Die ehemalige Frühstückspension der Großmutter ist heute ein 4* Superior Hotel mit eigenem Strand, Golfplatz und beeindruckendem Wellnessbereich – Familienbetrieb ist es geblieben. Bruder Thomas lebt seine Bestimmung als Künstler und gestaltet das Hotel mit seinen Kunstwerken und Fine-Art-Prints. Nach wie vor sind die Eltern eine Stütze. Seniorchefin Gaby hält Dani mit Kinderbetreuung den Rücken frei und Papa Herbert lädt zu Kutschen- und Zillenausflügen.
Wann hat der Change bei euch im Hotel begonnen? Gab es einen Moment, an dem ein Schalter umgelegt wurde und jemand gesagt hat: So, das machen wir ab jetzt anders?
Das waren wohl eher viele kleine Schalter. Wir sind mit Achtsamkeit groß geworden, lange bevor es zum Schlagwort wurde. Mein Vater war das älteste von sieben Kindern auf einem kleinen Bauernhof. Da kannst du es dir nicht leisten, Ressourcen zu verschwenden. Aus der Landwirtschaft kommend hat man einen anderen Bezug zur Natur, man denkt größer, vielleicht auch weiter voraus. Da lautet die zentrale Frage: Welchen Einfluss hat mein Handeln auf nachfolgende Generationen?
Ihr tragt als „Green Hotel“ das österreichische Umweltzeichen. Welche Pionierarbeit haben deine Eltern dafür schon damals geleistet?
Vor über 25 Jahren hat mein Vater die ersten Wärmepumpen angeschafft, da wusste Otto Normalverbraucher noch nicht einmal, was das ist. Ebenso lange gibt es bei uns Toiletten, die mit Brauchwasser spülen. In den letzten Jahren wurde nachgerüstet, um das Haus energieeffizienter zu machen. Strom bekommen wir aus einer Energiegemeinschaft: ein Wasserkraftwerk, das jetzt auf seinem neuen Dach eine große PV-Anlage errichtet hat. Eine Grundwasserwärmepumpe sorgt für Wärme, die durch Lüftungsanlagen effizient zurückgewonnen wird. Jetzt nennt man das nachhaltig, damals hieß es, man geht verantwortungsvoll mit den Dingen um.
Wo wird dieser verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen am deutlichsten?
Das ist wahrscheinlich das Haus selbst und seine Architektur. Alles hier ist beständig gewachsen. Mein Vater hat nie nur für seine Zeit, sondern immer schon mit Blick auf die kommenden Generationen gebaut – mit qualitativen, langlebigen Materialien. Er hat es geschafft, das Ensemble aus drei verschiedenen architektonischen Stilen nicht zu einem massiven Hotelkomplex zu machen. Noch heute nutzen wir Gebäudeteile, die es schon zu Großmutters Zeiten gab.
Nach dem Motto: Je länger etwas genutzt wird, umso nachhaltiger?
Warum soll ich etwas wegschmeißen, das noch völlig in Ordnung ist? Wir tauschen ja auch nicht alle paar Jahre unsere Männer gegen ein flotteres Modell! In der Villa gibt es Suiten mit extrem hochwertigen Kirschmöbel, die sind wie neu. Ich würde die heute nicht mehr anschaffen, aber dort passen sie gut hin. Für ein Hotel mit 30 Zimmern ist es vielleicht leichter, Tabula rasa zu machen als für uns mit 130. Eine Kommission, die Sterne-Kategorien überprüft, hat kürzlich beanstandet, dass das Design im Hotel nicht durchgängig sei. Im Waldhof vereinen wir bewusst unterschiedliche Stile, eben weil unterschiedlichen Menschen auch unterschiedliche Dinge gefallen. Soll man ernsthaft alle paar Jahre intakte Einrichtung auf den Müll schmeißen, nur weil der Zeitgeist sich ändert?
Über Geschmack lässt sich streiten. Die Inneneinrichtung hat sich allerdings in den letzten Jahren verändert. Gab es da Auseinandersetzungen mit deinen Eltern?
Wir sind unterschiedliche Generationen und haben natürlich unterschiedliche Geschmäcker. Die letzten vier Jahre habe ich an die 25 verschiedene Gelbtöne aus dem Hotel entfernt, die sich über die Jahre angesammelt haben. Auf Wänden, Möbeln, Vorhängen, Teppichen. Meine Eltern haben die Einrichtung damals mit viel Herzblut ausgesucht, sie hatten den Eindruck, wir schmeißen das jetzt alles raus. Wir haben aber nicht nur ausgetauscht, sondern vielfach nur neu bezogen. Ich habe ihnen erklärt, dass mir gefallen muss, was ich verkaufe. Dass ich zu 100 Prozent dahinter stehen will. Das haben sie verstanden.
Gibt es etwas, wofür deine Eltern weniger Verständnis hatten?
Mitarbeiterfairness spielte in ihrer Generation noch keine so große Rolle. Für meine Eltern war Arbeit eine Tugend, sie haben für sie gelebt. Heuten stehen leider keine dreißig Menschen mehr vor unserer Tür, die darum streiten, hier arbeiten zu dürfen. Auch neue, flexible Arbeitszeitmodelle waren zu ihrer Zeit noch kein Thema. Der Fachkräftemangel war eine neuere Herausforderung, auf die wir entsprechend reagieren wollten.
Was setzt ihr dem entgegen?
Wer eine Unterkunft benötigt, findet bei uns sein Zuhause – mit voller Verpflegung auch an freien Tagen. Unsere Mitarbeitenden dürfen alle Annehmlichkeiten des Hauses jederzeit nutzen, die Stand-up-Paddleboards, Boote und Kajaks genauso wie Wellnessbereich oder Fitnessstudio. Massagen gibt es sogar mit 50 Prozent Rabatt. Unseren wunderschönen Platz hier sollen alle genießen können, die Mitarbeitenden genauso wie die Gäste!
Ihr habt eine eigene Akademie ins Leben gerufen, in der euer Team Aus- und Fortbildungen absolvieren kann. Wie läuft das ab?
Ein Tag im Monat ist dafür fix reserviert. Wir haben eine externe Trainerin, die mit den Mitarbeitenden arbeitet. Die Themen variieren, ganz nach Bedarf. Oft geht es um Social Skills, Verkaufsschulungen, Seminare in Konfliktmanagement oder physischer und psychischer Gesundheit. Und regelmäßig gibt es Workshops und Treffen für die Führungskräfte. Wenn es Bedarf gibt, sorgen wir gern für Sprachkurse. Für die Integration und Identifikation mit dem Arbeitsplatz ist es wichtig, dass ich mich verständigen kann und gehört werde. Nur so kann ich mich in meinem Team wohlfühlen.
Gehört die Ausbildung von Lehrlingen zur Pflicht einer verantwortungsvollen Arbeitgeberin?
Lehrlingsausbildung ist bei uns Chefsache und nimmt viel Raum ein. Man braucht Nerven aus Stahl, aber es ist eine sehr erfüllende Aufgabe, junge Leute auf einen guten Weg zu bringen. Auch das ist nachhaltig, Menschen zu prägen und ihnen Werte zu vermitteln. Manchmal frage ich mich allerdings, ob ich zwei Kinder habe oder 17. Wenn man im Laufe der Zeit sieht, was aus den Lehrlingen wird, wenn sie vielleicht sogar irgendwann wiederkommen oder in anderen Häusern erfolgreiche Köche oder Barchefs werden, erfüllt mich das mit Stolz.
Ist es schwierig, das Ruder auch mal aus der Hand zu geben?
Das erste, das meine Schwester und ich forciert haben, war das Einstellen von qualifizierten Führungskräften, auf die wir uns verlassen können. Ich schätze das sehr, wenn Mitarbeitende Dinge kritisch hinterfragen. Ich weiß, das ist bei familiengeführten Häusern oft nicht gerne gesehen, aber es ist toll, wenn jemand mitdenkt, sich ein Bild macht und dann zu mir kommt und sagt: „Sag, hast du dir dieses oder jenes schon mal überlegt?“
Seht ihr den Erfolg eures Einsatzes beim Thema Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?
Jeden Tag! Unser Saunameister Hakim feierte kürzlich sein 25-jähriges Jubiläum, Elfriede, unsere Wäschefee, arbeitet seit fast 30 Jahren im Hotel, sie gehören quasi zur Familie. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass ein respektvoller Umgang und faire Arbeitsbedingungen entscheidend für den Erfolg eines Hotels sind. Gäste haben ein feines Gespür für die Stimmung in einem Haus. Könntet ihr euch an einem Ort wohlfühlen, an dem Ärger und Unmut herrschen?
Für euer Engagement wurdet ihr dieses Jahr mit dem Atract Gütesiegel „Fairer Arbeitgeber Top“ ausgezeichnet. Wie geht’s jetzt weiter?
Ich werde den Posten der Aufsichtsrätin bei der Atract-Genossenschaft übernehmen und mich in der gesamten Branche für faire Arbeitsbedingungen stark machen. Da ist in jedem Fall noch Luft nach oben!
Stichwort Engagement. Du bist in vielen Organisationen engagiert, ist das deine Art, soziale Verantwortung zu übernehmen?
Tourismus kann nur dann nachhaltig sein, wenn er im Einklang mit den Menschen und der Natur vor Ort ist. Als stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Salzburger Tourismus Marketing GmbH kann ich zur touristischen Ausrichtung der gesamten Salzkammergutregion beitragen.
Wird dieser Einsatz im Ort geschätzt?
Von einer nachhaltigen und florierenden Region profitieren alle: die Betriebe, die vom Tourismus leben genauso wie die Menschen vor Ort. Jeder und jede freut sich über eine funktionierende Infrastruktur. Kleine Handwerksbetriebe gibt es hier auch deshalb noch genügend, weil ein Hotel wie das unsere große Aufträge mit ihnen verwirklichen kann.
Du bist außerdem Obfrau der Tourismusregion Fuschlsee und setzt dich für die Entwicklung der Region ein. Trittst du da in große Fußstapfen?
Mein Vater war lange Jahre Obmann des Tourismusverbands. Das Schneeschuhwandern hat er hier etabliert. Fuschl war ein Bauerndorf, als Hotelier hatte er damals nicht nur Freunde. Er war es, der die Seepromenade gestaltet hat – ein Ort, an dem heute Gäste und Einheimische gleichermaßen den See genießen.
Euer Hotel ist über die Jahre gewachsen und liegt sehr zentral hier in Fuschl am See, ist er auch fürs Dorfleben zentral?
Das hoffe ich doch! Unsere Türen stehen jederzeit und für jeden offen. Wir haben viele Gäste aus der Gegend, die gerne zum Brunchen, auf einen Drink in die SeeBar, ins Day Spa oder in unser à la Carte Restaurant Gütl Stub´n kommen. Wir fördern den Heimatverein oder die Trachtenmusikkapelle, und jeden Frühling und Herbst veranstalten wir kostenlose Schwimmkurse mit einer Schwimmtrainerin für Kindergarten und Volksschule. Wir leben hier an einem See, es kann Leben retten, wenn Kinder schwimmen lernen. Und im 32 Grad warmen Pool macht das halt gleich mehr Spaß!
Ein Kinderschwimmkurs teilt sich die Poollandschaft mit euren Gästen? Gibt es da keinen Protest?
Bis jetzt hat das wunderbar geklappt. Wie bei vielen Dingen, die in einem Hotel Nachhaltigkeit oder das Gemeinwohl betreffen, muss der Gast mitspielen. Wenn er keine Badeschlapfen bekommt, wenn keine Saunahandtücher mehr aufliegen, wenn die Morgenpost nicht automatisch auf jedem Tisch liegt, wenn es beim Frühstück nicht täglich Avocado, Lachs und Erdbeeren gibt oder der Pool am Abend abgedeckt wird, um Energie zu sparen.
Wie vermittelt ihr das?
Wie sagt man so schön: „Beim Reden kommen die Leut‘ zam.“ Wir setzen auf Kommunikation. In der Tagespost und auf den Tablets, die wir angeschafft haben, um die Papierwirtschaft zu reduzieren, erklären wir täglich, warum wir was wie machen. Die meisten unserer Gäste haben Verständnis. Weil es gute Gründe sind, aus denen wir handeln. Die Ich-bin-ich-Mentalität gibt es, aber nicht oft. Vieles wird einfacher, weil es andere Hotels inzwischen auch so machen. Darum freuen wir uns, ein Change Maker Hotel zu sein, weil wir uns über genau diese Dinge mit Gleichgesinnten austauschen wollen.
Ihr führt in die Zukunft, was eure Eltern schon von der vorigen Generation übernommen und gestaltet haben. Wo siehst du die größte Herausforderung?
Unser großes Ziel ist es, weiterhin für unsere Mitarbeitenden ein attraktiver Arbeitsplatz zu sein und für unsere Gäste übers ganze Jahr ein spannendes Angebot zu bieten. Der eine kommt im Sommer zum Fischen, der andere im Winter zum Wellnessen. Viele Stammgäste schätzen die Kulinarik, andere nutzen täglich das vielfältige Sportangebot. Wir sind ein Hotel für alle. Das waren wir schon immer und das wollen wir auch bleiben. Ein Hotel für Generationen. Dieses breite Angebot auf hohem Niveau zu gestalten und nach außen zu kommunizieren ist nicht immer leicht und wird auch in Zukunft eine große Aufgabe sein.
Wer kommt gerne zu euch?
Das Publikum wird merklich jünger und internationaler. Wir müssen jetzt auch öfter englisch reden – nicht nur mit den Mitarbeitern. Der Gast, der im Herbst bei einem Seminar hier war, kommt im Frühling zum Junggesellenabschied und genießt mit seinen Kumpels die Bar und den Golfplatz. Im Jahr darauf macht er Kuschelurlaub mit seiner schwangeren Frau. Und irgendwann flitzen seine Kids mit unseren Gokarts herum, das Paar geht wandern und der Großvater bringt inzwischen den Enkerln im Fuschlsee das Schwimmen bei.
Das sind die Stärken des Ebner's Waldhof am See
Ebner's Waldhof
125 Zimmer und Suiten
ab 409 Euro pro Doppelzimmer/Nacht
inkl. Frühstück, Mittags- und Nachmittagsjause und 5-Gang-Abendmenü
Große Wellness-Wasserwelt
direkt am See mit eigenem Strandbad
Golfplatz
3D-Bogenschieß-Parcours
Boulderraum
Naturkosmetik im Spa
perfekte Nähe zur Stadt Salzburg