Gastgeberinnen im Hotel Petrus
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Daniela Aichner – Hotel Petrus

Interview • Locationtipps

Nachhaltigkeit wird im Hotel Petrus im Südtiroler Pustertal schon seit Jahrzehnten gelebt und immer wieder weiter gedacht. Denn Familie Aichner ist bekannt für ihre Innovationsfreude. Ein Gespräch von der findigsten Art des Unkrautjätens bis zum Breakslow Frühstück.

Johanna Paulus-Jenner
24. Oktober 2023

Einer aus der Familienbande der Aichners hat immer eine frische Idee. Denn hier im Hotel Petrus am Kronplatz in Südtirol kommen die Interessen und Stärken von drei Schwestern und ihren Eltern zusammen. Von Papa Hans stammt der grüne Daumen im Garten am Lechnerhof. Von Mama Gerti eine große Portion gute Seele des Hauses. Von Brigitte, der ältesten Schwester, die Feinschmeckerkompetenz. Von Christina viele gute Ideen und von Daniela die Gabe zur Kommunikation, die du spätestens an den liebevollen und gleichzeitig informativen Zettelchen im ganzen Haus erkennst. Was von allen gemeinsam noch dazukommt, ist die Liebe zur Natur und der ständige Wunsch der Weiterentwicklung. In der Laube sprechen wir mit Daniela über neue Anstriche und andere kleine Dinge, die im Hotel den großen Unterschied machen.

Hier stehen kleine Tische, es hängen Schaukelsessel und Trockenblumen von der Decke…  Ist die Laube ein besonderer Ort für dich?

Ja, das Häuschen hat mein Vater selbstgebaut und war schon hier, als meine Schwestern und ich klein waren. Danach war es lange der Platz wo gegrillt wurde, dann stand es eine Zeit verloren herum. Bis meine Schwester Christina gesagt hat: „Wisst ihr was, wir malen es weiß an". Seit sie ihre Passion für Trockenblumen entdeckt hat, ist es nicht nur ein lauschiger Rückzugsort für Gäste, sondern auch Trockenstation für die Blumen. Die werden später als Deko im Hotel verwendet. Das kleine Häuschen ist ein Beispiel dafür, dass bei uns nichts bleibt wie es ist. Unser gesamtes Hotel wächst stets mit uns und unseren Ideen mit.

Hotel Petrus – das Ideenreich am Kronplatz

Im Südtiroler Pustertal erwartet dich eine himmlische Unterkunft für Aktive, Auszeitler und Anschlusssucher: das Hotel Petrus. Hier urlaubst du bei Gerti, Hans und ihren drei Töchtern Christina, Brigitte und Daniela. Alles total familiär, handgefertigt und für Generationen gemacht. Hie und da klebt sogar ein Zettelchen mit wichtigen Infos an deiner Tür.

Und was wächst und gedeiht bei euch noch?

Viele Obst- und Gemüsesorten sowie Kräuter im Garten. Der Lechnerhof, unser nahgelegener Bauernhof, ist ein kleines Naturparadies - mit einem großen Gemüsegarten und vielen Blumenbeeten. Unser Papa verbringt dort viel Zeit, experimentiert und tüftelt. Mittlerweile wächst sogar Spargel, natürlich ohne Spritzmittel.

Was ist euer Gartengeheimnis?

Papa dämpft vor jeder Aussaht den Boden. Dabei leitet er heißen Wasserdampf langsam in den Boden ein, um schädliche Mikroorganismen abzutöten. Den Tieren in der Erde passiert nichts, sie wandern nach unten. Der Boden fängt quasi von vorne an, gereinigt und ohne Unkraut. Dann beginnt er mit dem Anbau. Wir beziehen sehr viel aus unserem Garten: Salate Gurken, Zucchini, Tomaten, Beeren und Blumen. Den Rest holen wir bei Produzenten aus der Region.

Welche Veränderungen hattet ihr zuletzt?

Die passieren bei uns in kleinen Schritten. Letztes Jahr haben wir die Rezeption renoviert. Davor wurde der Barbereich nach draußen hin vergrößert, dadurch wurden einige Zimmer darüber geräumiger und andere bekamen größere Terrassen. Bei Veränderungen soll es nicht zu viel und nicht zu schnell auf einmal gehen. Sonst gerät alles aus dem Gleichgewicht. Wir lieben und leben kleine Veränderungen.

Was ist noch typisch „Familie Aichner“?

Wir packen gerne an und machen viel selbst. Von der Marmelade, dem selbstgetöpferten Geschirr bis zum Gartentisch oder Gesellschaftsspiel, das Papa aus Holz fertigt. Wir sind davon überzeugt: es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied ausmachen.

Worin unterscheidet ihr euch sonst noch von anderen Hotels?

Wir sind mit den Gästen auf Augenhöhe, sind schnell beim „euch“ und gleich mal beim „du“. Dieser entspannte Umgang tut uns allen gut - dem Team wie den Gästen. Auch ein Unterschied, den wir besonders pflegen: Wir helfen schon vor der Anreise unseren Gästen dabei, den Urlaub bei uns zu planen: besprechen Abläufe, helfen das passende Zimmer zu finden und geben Tipps für den Aufenthalt. Wir möchten damit, dass unsere Gäste entspannter Ankommen. Was uns noch von anderen unterscheidet ist unser Frühstück. Bei uns findet man keine richtigen Buffets, denn wir selbst lieben es im Urlaub, wenn das Frühstück, so wie auch das Abendessen direkt an den Tisch serviert wird. Und genau das wünschen wir auch unseren Gästen.

Wie beschreibt ihr das Petrus?

Wir sehen uns als Generationenhotel, als ein Haus für jung oder alt, alleine verreisend oder als Familie. Das Petrus ist ein Ort zum Ankommen, Treibenlassen und Entschleunigen. Und wir wollen unsere Gäste stets zur Langsamkeit animieren. So bieten wir etwa statt einem „Breakfast“, ein „Breakslow“.

Euer Frühstück ist originell…

Ja, dieses neue Konzept war Christinas Idee: das Frühstück mit verschiedenen Leckereien aus dem Garten und der Gegend werden in Gläsern am langen Holzbrett serviert. Papa hat unsere „Frühstücksbretter“ selbst angefertigt. Unseren Gästen gefällt es sehr, nicht dauern aufstehen und etwas vom Buffet holen zu müssen. Außerdem haben wir den Lebensmittelabfall dadurch deutlich verringert. Das Frühstück ist zu Hundertprozent verpackungsfrei. Das Joghurt wird bei einem nahen Biobauernhof, in unsere gereinigten Gläser abgefüllt. Auch die Deckel werden immer wieder verwendet, wie auch die Etiketten. Wir sind immer auf der Suche nach solchen Lösungen und finden sie zum Glück auch.

Wie definiert ihr Nachhaltigkeit? Was bedeutet das Wort für euch im Petrus genau?

Nachhaltigkeit heißt für uns Beständigkeit. Ein achtsamer Umgang mit unseren Mitmenschen, den Ressourcen und auch die Vermittlung dieser Werte an unsere Gäste. Wir sind als Kinder nachhaltig aufgewachsen. Das bedeutete etwa auch als Jüngste, die Kleider der größeren Schwestern aufzutragen und nicht gleich was Neues zu bekommen. Nachhaltigkeit ist bei uns im Petrus auch, den Dingen seine Zeit zu geben – und Wertschätzung. Etwa kommt unsere Blumendeko direkt aus unserem Garten – nicht nur weil wir es lieben mit Blumen zu arbeiten. Die Natur schenkt uns so viel Gutes, das es verdient hat, verwendet zu werden.

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Man sieht bei euch im Hotel, dass ihr großen Wert auf Upcyclen und Selbstmachen legt – was habt ihr schon alles aus alten Dingen gezaubert bzw was alles zu neuem Leben erweckt?

Als wir 2015 einen Teil unseres alten Schwimmbades neu gebaut haben, montierten wir die Wandverkleidung ab. Dieses Holz ist noch heute auf unseren Tischen in Verwendung. Oder wir haben aus den Naturstein-Abfällen des Fliesenlegers uns Teller gemacht. Dann Töpfern wir selbst oder binden Kränze aus unseren Trockenblumen.

Was sind die wichtigsten Werte in eurem Haus?

Das sind Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und Natürlichkeit. Wobei die drei auch Synonyme füreinander sind.  Außerdem ist es uns wichtig, ein guter und fairer Arbeitsgeber zu sein. Wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter und auch darauf, dass der Großteil von ihnen direkt aus der Umgebung ist, hier lebt und nicht nur zum Arbeiten herkommt. Wir passen die Arbeitszeiten und Modelle, soweit es möglich ist, den Bedürfnissen der Mitarbeiter an. So konnten einige langjährige Teammitglieder nach der Babypause mit reduzierten Arbeitszeiten wieder zurückkommen.

Ihr habt eine Photovoltaikanlage, keine Klimaanlagen, legt Wert auf Ressourcenschonung und Abfallvermeidung. Im Hotel Petrus urlaubt man mit gutem Gewissen und …. mit was würdest du ergänzen?

Mit gutem Service und Geschmack. Das „gute“ Essen, aus besten Zutaten, ist uns sehr wichtig. Deswegen bieten wir viele Formen des Genusses an: ob neun Gänge „Tasting“ Menü, „Secret Picknick“, kulinarische Erlebnisse an besonderen Kraftorten oder unser „Aperitivo im Kräutergarten“, bei dem man die Kräuter frisch pflückt und sich den Drink nach Anleitung selbst anrührt - dazu werden Häppchen serviert. Wir möchten eben, dass Urlaub bei uns lange nachwirkt. Auch das ist Nachhaltigkeit.

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