Franz Josef Perauer war Marken-Experte, Banker, Immobilientreuhänder – heute ist er der erste Green Hotelier im hinteren Zillertal. Warum er aus dem Schlaraffenland rauswollte, wie Luxus umweltverträglich ist und weshalb er keine Angst vor seinem eigenen CO2 Abdruck hat, erklärt er im großen Change Maker Interview.
Das sind die Stärken
des Zillertalerhofes
Kontakt &
Buchungsanfragen
Zillertalerhof
Alpine Hideaway
Am Marienbrunnen 341
6290 Mayrhofen
Zillertalerhof
Alpine Hideaway
52 Zimmer und Suiten
ab 155 € pro Person, pro Nacht
beheizter In- und Outdoorpool
1 Haube Fine Alpine Dining
Hof Spa by Babor Cosmetics
Hof Bar Wein & Cocktails
1. Sardinen-Bar Tirols
Yoga Workshops
vergünstigter E-Bike-Verleih
Franz-Josef und Katharina Perauer sind ein Power-Couple. Gemeinsam haben sie auf Reisen die Welt erkundet, haben ihre Leidenschaft für internationale Metropolen und urbanen Style entdeckt. Doch die Liebe zur Heimat blieb. Und so nahmen sie ihre Eindrücke und Erfahrungen einfach mit nachhause, um das familieneigene Traditionshaus der Perauers aufzumotzen und daraus ein Design- und vor allem das erste Green-Hotel im Zillertal zu machen. Mit dem Zillertalerhof beweisen die zwei, dass Style, Nachhaltigkeit und alpine Tradition zusammenpassen. Und wie!
Viele unsere Change Maker haben ihren Lieblingsplatz irgendwo im Hotel. Du hast deinen in eurem Privatraum hinter dem Backoffice. Warum?
Weil es für mich einerseits ein kreativer Rückzugsort ist, in dem wir oft an neuen Ideen feilen. Andererseits deshalb, weil ich hier auch Zeit mit meiner Frau und Familie verbringe, backstage sozusagen. Insofern ist das im doppelten Sinne mein Lieblingsplatz. „Draußen“ ist mein Lieblingsplatz in unseren lässigen Restaurants, für mich ein „Melting Pot“ aus Kulinarik, Style und persönlicher Atmosphäre.
Du hast international als Projektmanager für einen Autokonzern gearbeitet. Dann warst du Marketing Manager in einer Tourismusdestination, Banker und Immobilienberater. Jetzt bist du Hotelier. How comes?
Dass ich in der Hotellerie Fuß fassen werde, stand für mich spätestens seit meiner Hotelmanagement Ausbildung in Klessheim fest. Unklar war nur der Zeitpunkt, denn ich wollte mir vorher die Hörner in der weiten Welt und in anderen Branchen abstoßen, um für die Hospitality Branche – so wie wir sie verstehen und leben – gerüstet zu sein. 2019 habe ich dann den Betrieb des elterlichen Hotels übernommen und zusammen mit meiner Frau komplett neu ausgerichtet. Wir sind da nicht zufällig hineingestolpert, sondern haben uns ganz bewusst dafür entscheiden. Vielleicht schöpfen wir genau deshalb die Leidenschaft und Energie für unser „Baby“.
Erzähle uns von deinen Plänen. Wie seid ihr denn vorgegangen bei der Neuausrichtung als Designhotel?
Wir waren sehr viel international unterwegs und haben uns die Metropolen dieser Welt angeschaut: London, Mailand, Barcelona, New York, Sydney, Honkong, Honolulu, LA, San Francisco, Bangkok, etc. Unser Ziel mit dem Relaunch war klar: Den urbanen Spirit und das internationale Design ins Zillertal bringen, und dabei stets in die Tiefe gehen. Beim Konzept, bei den Materialen, bei den Mitarbeiter*innen. Wir haben definiert, welche Gäste wir wollen. Was denken die, was lieben die, wie ticken die? Bei uns geht es nicht um eine Zielgruppe, sondern um eine homogene Stilgruppe. Mit anderen Worten: Das Mindset ist viel wichtiger als demographische Daten. Dadurch ergeben sich in der Bar oder beim Dinner oft super spannende Gespräche und Bekanntschaften. Wir liebe es, Menschen zusammenzubringen und Diskussionen anzuzetteln. Dafür haben wir das Haus schließlich ausgerichtet.
Was hat das alles mit Nachhaltigkeit zu tun?
Auf den zweiten Blick sehr viel. Denn wir jagen damit keinen Trend hinterher. Wenn man Nachhaltigkeit ernst nimmt, ist das kein Trend, sondern ein Muss der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Die Frage für Hoteliers ist nicht: Wie gehe ich damit um. Sondern: Wann starte ich in diese Richtung. An dem Thema kommt niemand im Tourismus vorbei. Nachhaltigkeit im Hotel muss so selbstverständlich sein wie Warmwasser und das Internet. Es sind immer mehr Menschen, die fragen, woher die Produkte kommen und unter welchen Umständen sie produziert wurden. Will ich diese Gäste in meinem Hotel haben, muss ich mich sehr intensiv mit der Natur, den Ressourcen und den Menschen im Haus beschäftigen.
Das klingt sehr nach Plan und Konzept. Gab es für dich auch einen persönlichen Change Moment in Richtung Nachhaltigkeit?
Ja, den gibt es. Und zwar war das auf unserer Hochzeitsreise vor gut 8 Jahren. Wir waren in einem Top Resort mit exzellentem Service. Es war immer alles da, im Überfluss. Meine Frau und ich haben uns eingangs gefühlt wie die Made im Speck, wir waren im Schlaraffenland. Doch irgendwann kam der große Aha-Effekt: Wir fühlten uns schlecht. Uns fehlte es an Leichtigkeit. Es war keine Befriedigung, sondern ein beklemmendes Gefühl. Heute sind wir davon überzeugt, dass zeitgemäßer Luxus anders aussieht und vor allem auch umweltverträglich ist.
Was wünschst sich die Next Generation aus deiner Sicht?
Authentizität, Echtheit, Achtsamkeit, Ehrlichkeit, Gemeinsamkeit, Erlebnisse, Zeit. Weniger, aber mit mehr Qualität und Persönlichkeit. Den Luxus des Einfacheren. Nicht des Einfachen.
Was waren die konkreten Schritte, die du eingeleitet hast?
Ich habe einige Jahre in einem 100-prozentigen Struktur-Business gearbeitet. Autobranche, Bank. Da definiert sich alles über optimale Prozesse und Abläufe. So haben wir dann auch unser Projekt „Alpine Hideaway“ sehr strukturiert geplant. Dabei war auch rasch klar, dass wir uns unter anderem mit dem Österreichischen und Europäischen Umweltzeichen zertifizieren lassen möchten. Nicht, weil das alle Herausforderungen löst, sondern weil es eine gute Hilfe ist, Nachhaltigkeit strukturiert und geplant anzugehen.
Was waren die größten Überraschungsmomente für dich?
In erster Linie, dass Nachhaltigkeit so wahnsinnig umfangreich und komplex ausgelegt wird. Energie, Recycling, Produkte, Mitarbeiter*innen, Gleichberechtigung, Lieferanten, Lieferwege, Mobilität, regionale Wirtschaft, soziale Verantwortung. Bei uns im Haus sind sehr viele Frauen in führenden Rollen. Küchenchefin, Restaurantleiterin, Spa Leiterin, Barkeeperin, Rezeptionschefin. Wir haben auch einen Roomboy, der tollen Arbeit leistet. Uns ist wichtig, dass alle gleich behandelt werden, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Kultur, Ausbildung. Für alle Themen und Bereiche wurden Kriterien festgelegt und genau aufgeschrieben. Das Umweltzertifikat ist im Grund eine Art Qualitätssiegel, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sozusagen ein Back-up. Und es gibt uns die Möglichkeit, viele weitere Optimierungsschritte im Sinne der Nachhaltigkeit strukturiert umzusetzen.
Geht da nicht irgendwann das Bauchgefühl fürs Hotel verloren, bei soviel Planung, Struktur und Listen?
Das ist mein Lieblingsthema: Hoteliers arbeiten viel zu viel aus dem Bauch heraus. Sie denken zu wenig prozessual und zu wenig strategisch. Ich würde sagen, 85 Prozent der Hotels in Österreich haben keine klar definierte, niedergeschriebene Strategie. Das Gastgeben an sich ist natürlich ein People‘s Business und wird es hoffentlich immer bleiben. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus.
Warum funktioniert der Tourismus in Österreich dann doch so gut?
Weil wir im Gastgeben absolute Weltspitze sind und die Gäste unsere Heimat und Traditionen lieben. Vereinfacht gesagt könnte man sagen, wir haben diesbezüglich auch viel Glück. Und auch, weil es gute Interessensvertretungen und funktionierende Destinationen gibt. Zukünftig werden sich Hoteliers aber vermehrt eigenständig um strategische Themen kümmern müssen, um innovativ und einzigartig zu sein.
Themenwechsel: Wie sichtbar ist Nachhaltigkeit bei dir im Hotel?
Wir sind kein klassisches Öko-Hotel, das Angst vor Farben hat und sehr reduziertes Design verherrlicht. Ich versteh auch nicht, warum ein Naturhotel immer Beige/Braun/Grau sein muss. Bei uns ist die Nachhaltigkeit fast unsichtbar. Mir ist wichtig, dass der Gast nicht viel davon merkt, wenn er bei der Tür hereinkommt. Wir holen unsere Gäste primär mit coolem Design und lässiger Kunst ab. Design und Kunst ist für mich per se schon sehr nachhaltig, weil es mit echtem Handwerk zu tun hat – egal, ob das nun unsere französischen und britischen Tapeten von Handwerksbetrieben sind. Oder die uralte Holzwand von einem Tiroler Tischlermeister.
Wie viel Change traust du deinen Gästen zu?
Sehr viel. Weil sie extrem interessiert sind. Ein Hotel hat unserem Verständnis nach auch immer eine gesellschaftliche Vorbildfunktion. Ein gutes Hotel bietet im Normalfall immer mehr, als man zu Hause hat. Sonst könnte man gleich daheimbleiben. Bei der Nachhaltigkeit ist es genau so. Ein Hotel ist ein Testlabor für die Gäste. Sie kommen mit Dingen in Kontakt, zum Beispiel veganer Kosmetik, und kommen so auf den Geschmack. Je mehr Menschen wir erreichen und inspirieren können für nachhaltige Themen, desto höher ist unsere Verantwortung, dass wir das ordentlich machen.
Jetzt reden wir seit einer Stunde, und du hast noch nie das Wort Verzicht in den Mund gekommen. Warum?
Weil es schon lange nicht mehr um Verzicht, sondern um positive Angebote und echte Lösungen geht. Ich sehe es als eine unserer Hauptaufgaben, Nachhaltigkeit endlich sexy und lässig zu machen. Ökologisch Urlauben heißt jetzt ja nicht, dass ich campen muss. Man darf sich was leisten, aber mit gutem Gefühl und dem guten Gewissen, dass du dir einen Betreib ausgesucht hast, der auf die Ressourcen, die Menschen, die Natur und die Region schaut.
Hast du einen großen Wunsch?
Derzeit sind wir der einzige zertifizierte Hotelbetrieb im hinteren Zillertal. Wie cool wäre es, wenn Mayerhofen die höchste Dichte an Umwelt-Zertifikaten im Zillertal hätte. Oder wie wäre es, wenn das gesamte Zillertal die meisten Zertifikate in ganz Österreich hätte und wir europaweit Vorreiter auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen Destination wären? Zugegeben: Da ist noch viel Luft nach oben.
Dein Ratschlag an Hoteliers, die auf dem Weg zur Nachhaltigkeit sind?
Sei mutig, gehe deinen eigenen Weg, gehe Risiken ein, haben einen guten Plan. Und dann hupf eini und schwimm!
Wie reisen wir im Jahr 2050?
Die Technologie legt zu, Virtual Reality wird stärker in der Inspirationsphase und auch in der Erlebnisphase releveant werden für ein tolles Urlaubserlebnis. Alle werden die VR-Brille daheim haben. Wie die Zahnbürste. Wenn es die dann noch gibt.
Was werden deine drei Kinder in 20 Jahr zu deinem heutige Wirken sagen?
Ich hoffe sie werden sagen: Der hat ein paar tolle Entscheidungen getroffen, ist seinen eigenen Weg gegangen, hat sich was getraut.