Michael und Jasmin Eder vom Hotel Regitnig Porträt
Michael und Jasmin Eder c Hotel Regitnig
Techendorf

Jasmin und Michael Eder -

Regitnig Hotel & Chalets

Interview • Locationtipps

Als Jasmin und Michael nach Jahren im Ausland nach Hause kommen, verpassen sie dem Regitnig mit seiner mehr als 100-jährigen Geschichte einen Schubs ins Hier und Jetzt. Mit modernen Chalets und einem See-Spa samt Wohnzimmer investieren sie nachhaltig in die Zukunft des Familienbetriebs. 

Petra Percher

Jasmin träumte schon als Kind von einem eigenen Hotel. Michael ist in einem aufgewachsen. Gemeinsam führen sie nun in fünfter Generation das Regitnig Hotel & Chalets und bringen mit einem ausgewogenen Mix aus Kreativität, Mut und Beständigkeit frischen Wind an den Weissensee.

Näher am See geht nicht. Wir sitzen gerade an eurem Lieblingsplatz – warum hier?

Jasmin: Wir sind im alten Bootshaus über dem See. Hier haben wir das neue See-Wohnzimmer gebaut als Platz, wo man auch ohne Wellnessgedanken gemütlich liegen und sitzen kann.

Michael: Jetzt im Winter liest man ein Buch, schaut durchs Panoramafenster aufs Eis, im Sommer kommen die Enten und die Fische ganz nah.

Regitnig am Weissensee – Urlaub in der Vorzeigeregion

Nachhaltiges Wachstum lautet das Motto der Gastgeberfamilie Eder. So hat es der Ururopa in seinem Sägewerk gemacht, indem er immer darauf achtete, dass genug Holz nachwächst. Und so macht es heute die junge Generation. Dadurch entfaltete sich das Regitnig am Weissensee in Kärnten innerhalb von fünf Generationen behutsam von der einstigen Sommerfrische-Villa zum sonnigen Resort mit Hotel, Chalets, Restaurant, Seespa und Butler.

Spätestens seit James Bond am Weissensee gedreht wurde, zieht die Gegend Touristen magnetisch an. Gleichzeitig wurde die ganze Region um den Weissensee zum Naturpark erklärt und trägt den Titel Klimabündnisgemeinde. Wie wichtig ist euch das?

Jasmin: Die unberührte Natur hier am Weissensee ist – neben unserem Angebot – definitiv der Hauptbuchungsgrund der Gäste. Unser Haus ist um 10 Uhr so gut wie leer. Alle sind draußen unterwegs. Das Bedürfnis nach so speziellen Flecken wird größer. Leute suchen Orte mit Ruhe, ohne Hektik, weg vom Gefühl des "Immer-erreichbar-sein-Müssens". Wer den Haupturlaub im Regitnig verbringt, kommt total runter, kommt zu sich und wird wieder Mensch.

Welche Herausforderungen bringt das mit sich?

Michael: Uns Einheimischen ist es sehr wichtig, dass wir dieses Naturjuwel bewahren. Deshalb ziehen wir hier alle an einem Strang, egal, ob Landwirt, Gastronom, Hotelier & Gewerk. Grünflächen werden keine mehr neu umgewidmet. Die örtliche Baukomission ist hinsichtlich der Architektur bei Um- und Neubauten auch sehr streng, damit das Ortsbild gewahrt wird. Das Höher-Weiter-Schneller wird man bei uns am Weissensee nicht finden. So ticken wir Einheimische auch nicht. Vielmehr sind uns die kleinen von Familien geführten Strukturen wichtig. Die natürlichen Spielplätze im Wald, wo Kinder und Erwachsene kreativ sein können, wo sie die Natur kennenlernen können. In Kooperation mit dem Naturpark werden immer mehr davon installiert. Eine aktuelle Herausforderung, die die gesamte Gemeinde betrifft, ist definitiv die Verkehrsstromlenkung und die Verkehrsberuhigung innerhalb der Ortschaften. Viele Touristen nutzen den Weissensee auch für einen Tagesausflug.

Wann gab es einen Change im Hause Regitnig?

Jasmin: Wir sind jetzt die 5. Regitnig Generation. Jede Generation hat einen Wandel herbeigeführt und den Betrieb mit Weitsicht und Innovation geführt. Das Regitnig gibt es seit 1911 – vom Privathaus über den Ausbau zur einzigen Sommerfrischlervilla am Weissensee mit fließend Wasser bis hin zum 4. Sterne Hotel.

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Change Maker Hotel Regitnig Weissensee Chalets Sommerwiese
Regitnig – Hotel & Chalets am Weissensee
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Change Maker Hotel Regitnig Weissensee See Spa Sommer
Regitnig – Hotel & Chalets am Weissensee

Dann habt ihr die Chalets gebaut.

Jasmin: Genau. Der erste große Schritt war die Eröffnung des A-la-carte-Restaurants. Da kann Michael die regionale Küche mit seinen Erfahrungen, die er auf der ganzen Welt gemacht hat, verbinden. Dann haben wir uns gefragt, was wir mit dem schönen Platz neben dem Hotel machen. Der Ausblick ist perfekt. Unser Wunsch waren Chalets als neue Form der Unterbringung am Weissensee. Es sollte eine Ergänzung für die Region sein und eine neue Gästeschicht an den See bringen. Uns war wichtig, den Naturpark in den Raum reinzuholen. Dafür haben wir Stefan Thalmann, einen Architekten hier aus dem Drautal beauftragt. Und der erste Entwurf hat gleich gepasst. Er kennt den Weissensee gut und weiß, dass die Einheimischen ein bisschen anders ticken. Neues muss mit der Umgebung harmonieren und irgendwann eine perfekte Symbiose ergeben.

Warum ticken die Einheimischen anders?

Michael: Bei einem neuen Projekt ist den Menschen hier die natürliche Bauweise wichtig, dass es zum Ortsbild passt, dass Holz verwendet wird und Beton weitgehend draußen bleibt. Dem Architekten war sogar wichtig, dass das Holz direkt aus dem Drautal kommt. Es ist nicht behandelt - wenn du mit der Hand drüberfährst, spürst du, dass die Oberfläche nur geschliffen ist. Das bedeutet, draußen wird es abwittern, und das passt auch gut hierher. Wir wissen auch heute schon, dass wir die Schrauben in zehn Jahren wieder anziehen müssen, aber wir wollten die Bretter nicht ankleben. Es gibt einfach zu viele Tierchen, die im direkten Umfeld leben.

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Auch die Handwerker sind aus der Region…

Michael: Ja, die sind alle von hier. Uns ist wichtig, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt. Das Obere Drautal ist ja nicht unbedingt der Nabel der Welt. Es ist schön, wenn es das Handwerk gibt und ganze Familien auch davon leben können. Nur mit genügend Aufträgen können die Betriebe das Nachwuchsproblem, das wir alle spüren, in den Griff bekommen. Als Hotellerie können wir da mithelfen und darauf schauen, dass das Handwerk attraktiv bleibt.

Auf der Regitnig-Webseite steht: Sei du die Veränderung, die du dir wünscht in dieser Welt. Was wünscht ihr euch?

Michael: Wir wünschen uns, dass sich unsere Gesellschaft nicht so sehr vom Wir zum Ich hin entwickelt. Wir wünschen uns, dass man nicht immer andere verantwortlich macht für das, was man tut. Veränderung beginnt bei einem selbst. Jeder kann das Licht ausmachen beim Rausgehen oder den Duschhahn beim Einseifen abdrehen. Wir wünschen uns, dass mehr Menschen diese Achtsamkeit an Kinder weitergeben. Wenn man etwas vorlebt, kommt viel ins Rollen. Jasmin konnte das beobachten, als sie ein Jahr in Argentinien war. Ihre Gastfamilie hat nichts von all dem gemacht, was bei uns immer selbstverständlich war. Erst durch ihr Verhalten haben sie über Wasser- und Stromverbrauch nachgedacht und ihre Routinen geändert.

Aber mit den Gästen könnt ihr nicht duschen gehen…

Jasmin: Das nicht. Aber man kann Gäste aktiv informieren, wo sie etwas beitragen können. Entweder sie machen mit oder sie lesen sich Gedanken durch, die wir in der Morgenpost mitteilen und nehmen so Möglichkeiten wahr. Gerade für Chaletgäste scheint Vieles schon gelernt. Wir wechseln Handtücher nur, wenn die Gäste sie in die Box vor der Tür legen und auch neue Bettwäsche gibt es nur auf Nachfrage.

Ihr sagt, ihr lernt von den Bedürfnissen der Gäste - was lernt ihr gerade?

Michael: Unsere Gäste legen Wert auf ressourcenschonenden Umgang in allen Belangen. Es zählt nicht mehr die große Portion am Teller, ein überladenes Buffet sucht man bei uns vergeblich, dafür ist alles frisch und vielfach in Bio-Qualität. Marmeladen, Müsli, Kuchen, Kompotte und Aufstriche sind bei uns immer hausgemacht. Der Bauernhof, der uns mit Milch, Butter und Topfen beliefert, ist gleich gegenüber am anderen Ufer des Weissensees. Immer öfter verzichten Gäste auf die Zimmerreinigung, weil jeder zweite Tag reicht – so sparen wir gemeinsam für die Natur Wasser & Putzmittel. Deshalb haben wir ganz neue Reinigungskärtchen gemacht mit „der Umwelt zuliebe – heute keine Reinigung“, und wir sind wirklich erstaunt, wie oft das Kärtchen an der Zimmertüre hängt.

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Change Maker Hotel Regitnig Weissensee Ausblick Ruheraum
Regitnig – Hotel & Chalets am Weissensee
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Change Maker Hotel Regitnig Weissensee Sommer See
Regitnig – Hotel & Chalets am Weissensee

Wie helft ihr Gästen, wieder zurück zur Natur zu finden?

Jasmin: Früher haben wir Wanderungen in Gruppen gemacht und Mountainbiketouren. Gäste haben sich gefunden und gemeinsam teilgenommen. Das ist nicht mehr so. Die Gäste von heute wollen nicht mehr getrieben sein von fixen Terminen. Sie planen Aktivitäten dann, wenn sie Lust haben, das Wetter und das Rundherum passt. Wir strengen uns bei der Beratung und den Tipps für individuelle Touren, umso mehr an. Jedem wird das angeboten, was passt.
Grandios und sehr vielseitig ist auch das Naturpark-Ranger-Programm. Für Familien haben wir ein eigenes kleines Büchlein „Spielend Wandern“ mit Naturspielen für den Spaziergang und Wanderungen.

Glaubt ihr, dass Hotels zu einer besseren Zukunft beitragen können?

Jasmin: Definitiv. Gäste probieren ja im Urlaub gerne Dinge aus, für die ihnen zuhause entweder die Zeit oder die Möglichkeit fehlt. Deswegen bieten wir regelmäßig vegetarische Vorspeisen, die wir so kreativ umsetzen, dass die Gäste Lust haben, sie zu probieren. Es muss ja nicht immer Fleisch sein. Viele Gäste lassen das Auto den gesamten Urlaub stehen. Sie benützen, wenn überhaupt notwendig, die öffentlichen Verkehrsmittel oder gehen zu Fuß. Also warum auch nicht zu Hause ein bisserl mehr zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren?

Was tun, damit das Auto gar nicht erst mitkommt?

Michael: Die grüne Anreise klappt schon sehr gut am Weissensee. Fast alle Hotels machen bei der Weissensee Premiumcard mit und zahlen in einen Topf ein, der die Mobilität organisiert. Wer mit dem Zug kommt, wird vom Bahnhof Greifenburg mit dem Shuttle abgeholt und kostenlos ins Hotel gebracht. Vor Ort können Gäste den Naturparkbus nehmen, der regelmäßig die Orte um den See verbindet, die Linienbusse in die umliegende Region sind dabei, im Sommer auch die Schifffahrt und die Bergbahnen und einen gemeinsamen Wanderbus gibt es auch. Da braucht man wirklich kein eigenes Auto im Urlaub. Außerdem gibt es auch Fred, ein Carsharing für E-Autos in unserer Region.

Jasmin, du bist die Kreative im Haus Regitnig. Wo inspirierst du dich?

Jasmin: Oft sind es die kleinen Dinge, die mir bei einem Spaziergang in den Sinn kommen. Ich bin sehr vielseitig interessiert, da ergibt oft das eine das andere. Ich reise auch gerne, da gibt’s immer eine Menge Input, wenn man die Augen und Ohren offenhält.

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Regitnig – Hotel & Chalets am Weissensee

Deshalb steht auch auf euren Servietten: Nimm dir Zeit für Dinge, die dich glücklich machen. Was macht dich glücklich?

Jasmin: Das sind tatsächlich die kleinen Dinge: die Morgenstimmung, wenn man vom Restaurant auf den See rausschaut, gemeinsame Zeit mit der Familie und ehrlich gesagt auch das Durchschlafen. Deshalb sind mir die Matratzen im Haus so wichtig.

Nehmen wir an, du bist Hellseherin - wohin entwickelt sich der Tourismus bis 2050?

Jasmin: Das ist gerade voll mein Thema, weil wir in der Weiterentwicklung stecken. Wenn wir heute etwas bauen, sollen wir auch in 30 Jahren noch damit arbeiten können. Diese Art von Nachhaltigkeit ist mir wichtig. Ich bin mir sicher, dass alles Künftige mit sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit zu tun hat. Man merkt schon jetzt bei den Jungen, dass so viel von allem da ist, dass sie von der Schnelllebigkeit überfordert sind, und dass sie Plätze zum Runterkommen brauchen. Sie legen sogar öfter das Handy weg und posten nicht mehr ständig auf Instagram. Man fängt wieder vermehrt an, die Urlaubszeit für sich selbst zu genießen und zu gestalten und macht das nicht mehr von den Likes abhängig.

Visionär*innen