Gerade hat Walter Holzer das gesamte Wandertourenprogramm umgestellt. Mit den wunderbaren Drei Zinnen als Ziel, doch der Weg dorthin führt neuerdings über ungewohnte Pfade. Genau so läuft es im Berghotel Sexten immer – ein Bericht aus den Südtiroler Dolomiten.
Walter Holzer liebt Zahlen. Nach unserem Gespräch schickt der Hotelier einen Screenshot mit einer Tabelle zu den Wareneinkäufen des Hotels zwischen Jänner und April 2024 hinterher. Das Diagramm zeigt zwei Pyramiden, eine Menge Farben, Werte, Summen, Prozentzahlen. „Unser großer Fokus lag in den letzten Monaten darin, unsere Einkäufe zu optimieren“, sagt Walter. Mittlerweile bezieht das Berghotel Sexten 86 Prozent aller Lebensmittel aus Südtirol und Italien. 14 Prozent kommen aus anderen Ländern Europas. Nur vier Prozent aus dem Rest der Welt – der Kaffee zum Bespiel, oder der Rum und die Schokolade. Also da, wo es gar nicht anders möglich ist.
Zahlen sind wichtig, wenn ein Unternehmen noch ressourcenschonender wirtschaften soll. Walter will im Berghotel Sexten vor allem die Kreisläufe noch kleiner halten. Noch mehr regional, noch weniger aus Übersee ins Tal zu holen. Und die CO2 Bilanz dort verbessern, wo es am einfachsten möglich ist, „zum Beispiel, indem wir Anfahrtswege kurz halten.“ Ein wichtiger Punkt bei all dem: Das Hotel stellt mit dem Fokus auf die Region auch sicher, dass diese wertgeschätzt wird. Walter trägt soziale Verantwortung indem er mehr und mehr Aufträge vergibt, die im Tal bleiben. „Weil es auch die Bindung zu den Menschen verändert, wenn man das Umfeld involviert. Plus: Wenn ich so nahe wie möglich einkaufe, ist das ja auch eine Art Reputation vom Betrieb. Wir verankern uns damit besser in der Region“, so der Hotelier.
Gemeinsam mit der Einkaufsgenossenschaft Hogast haben Walter und das Hotelteam einen Mechanismus entwickelt, der den Ursprung der Produkte erfassen lässt. Die Großhändler, die das Berghotel Sexten beliefern, sind dadurch angewiesen, die Herkunft der Produkte in einem Dokument auszuweisen – und zwar immer. Wenn Walter die Lieferanten nicht schon persönlich kennt, weiß er am Papier ganz genau, wo was herkommt.
Walter liebt Zahlen genauso wie guten Wein. Seinen Gäste kredenzt er die Ernte aus seinem eigenen Weingut Kuckuck. „Morgen ist Abfüllung vom 23er-Jahrgang“, sagt er. „Heuer schaut’s gut aus“. Der Kuckucks-Wein ist einer von vielen hundert Etiketten im Berghotel. Wie bei den Lebensmitteln achtet Walter auch bei den Getränken darauf, ungefähr 85 Prozent aus Südtirol und Italien zu beziehen. So wichtig ihm Regionalität und verkleinerten Kreisläufe sind, die Gäste müsse er bei dem Thema oft erst an der Hand nehmen. „Viele verstehen immer weniger von Lebensmitteln und Warenkunde. Wir kommunizieren deshalb die Herkunft der Produkte so gut es geht. Im Menü und auch am Buffet zeigen wir, woher was kommt und von wem es ist.“
Das Berghotel Sexten ist ein Wanderhotel. Die Lage inmitten der Dolomiten, mit Blick auf die Drei Zinnen, zieht jährliche unzählige Bergfexe ins Fischleintal. Vor allem die Lust an geführten Wanderungen nehme laut Walter bei den Gästen stark zu. Kürzlich haben er und das Team das gesamte Tourenprogramm umgestellt. „Die schönsten Destinationen der Region, also zum Beispiel die Drei Zinnen, erwandern wir jetzt nur noch off the beaten track. Wir bieten nur noch Touren an, bei denen man kaum andere Menschen trifft.“ Die Gäste kämen dann zwar zum selben schönen Ziel, aber eben auf Wegen, die weniger bekannt sind. Neugierig geworden? Dann schau mal hier.