Change Maker Hotel Chesa Valisa Magdalena und David Kessler
© Naturhotel Chesa Valisa Kleinwalsertal

Chesa Valisa: Bei den Bio-Kesslers zieht bald die KI ein

Hotelnews

„Dinge anders machen“ – das liegt den Kessler-Geschwistern im Blut. Ein aktuelles Beispiel? Künstliche Intelligenz – für viele noch kaum greifbar, ist sie im Chesa Valisa wahrscheinlich schon bald part of the game. Auch beim anstehenden Umbau gehen Magdalena und David ihre eigenen Wege. Welche Fragen dabei aufkommen, erzählen sie im Interview.

Franziska Riedl
5. Dezember 2023

Gäbe es ein Ranking für neugierige Hotels – das Chesa Valisa im Kleinwalsertal würde sie alle schlagen. Pionierarbeit gleicht hier einer Utopie: gereinigt wird mit Mikroorganismen, im Garten die eigene Permakultur, alles 100 Prozent bio, die Mitarbeiter*innen wohnen in Luxus-Lodges…
Dass dem Hotel schon unzählige Auszeichnungen umgehängt wurden, liegt an Magdalena und David Kessler. Bei den Geschwistern herrscht permanente Aufbruchsstimmung. Gerade stecken sie mitten in der Planung für 2025 – wenn Künstliche Intelligenz (KI) das Team unterstützt und mehr Zeit fürs echte Leben und die Gäste bleibt. Wenn der Umbau das Haus aufs nächste Level hebt oder vielleicht sogar schon abgeschlossen ist.

Keine Angst vor KI

Als die Generation, die nicht mehr höher, schneller und weiter sagt, feilen Magdalena und David mehr und mehr an der Qualität im Haus und an dem, was im Hintergrund passiert. „Es geht gerade alles in Richtung KI“, sagt Magdalena. Sie und ihr Bruder begegnen dem Thema künstliche Intelligenz völlig angstfrei, gehen einen Schritt auf sie zu statt – wie viele andere in der Branche – in Lauerposition zu verharren und darauf zu warten, dass sie schnell wieder verschwindet. Dass bald Roboter durchs Chesa Valisa flitzen sei nicht das Ziel, sagt Magdalena. Digitalisierung sieht sie eher als Hilfsmittel, das den Mitarbeitenden Arbeitsabläufe abnimmt. Damit, im best case, mehr Zeit fürs echte Leben mit dem Gast bleibt.

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Change Maker Hotel Chesa Valisa Hotelansicht im Winter
© Naturhotel Chesa Valisa Kleinwalsertal
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Change Maker Hotel Chesa Valisa Team
© Naturhotel Chesa Valisa Kleinwalsertal
Buchungssysteme, die lernen

Magdalena erzählt von E-Mail-Systemen, die lernen. „Wenn ein Gast eine einfache Anfrage schickt, kann das System darauf von alleine antworten. Bevor das Mail aber zurück an den Sender geht, schaut ein Mitarbeiter nochmal kurz drüber. Passt die Antwort, geht die Nachricht hinaus. Passt sie nicht, weil echte Mitarbeiter*innen zum Beispiel eine andere Zimmerkategorie anbieten würde, füttert das Team das System mit dieser Information, und es kann daraus lernen.“ Die Kesslers stecken gerade in Gesprächen mit verschiedenen Unternehmen, die solche schlauen Systeme für Hotelbetriebe umsetzen. Ein halbes Jahr geben sie dem Prozess noch. „Einfach, um zu schauen, wer die Marktführung übernimmt und wer nicht“, sagt Magdalena.

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© Naturhotel Chesa Valisa Kleinwalsertal
Lang planen, kurz bauen

Bei den für das Frühjahr 2025 angesetzten Renovierungsarbeiten geht es den Kesslers um langes, genaues Planen statt um rasche Hauruckaktionen. Sie bauen auch diesmal auf die Skills des vielfach ausgezeichneten Architekten und Holzbaupioniers Hermann Kaufmann, der aus dem Chesa Valisa das gemacht hat, was es heute ist. Ihr großes Anliegen ist es, den 500 Jahre alten Kern des Hauses so gut es geht zu erhalten. Dafür sollen die Badezimmer, die Balkone und die Fassade erneuert werden. Und die Zimmer, die direkt auf die Skipiste schauen, werden mehr Sonnenlicht durch bodentiefe Fenster erhalten.
Ein Diskussionspunkt sind die niedrigen Decken im ersten und zweiten Stock des Stammhauses. „Vor allem für größere Gäste sind sie immer wieder eine Herausforderung“, sagt Magdalena. Die Entscheidung, dass die Decken jetzt genauso tief bleiben sollen, wie sie sind, war dann eine ganz bewusste: „Wenn man etwas neu baut, kann man immer auf alles Rücksicht nehmen. Aber eine Geschichte im Nachhinein einbauen ist schwierig. Deshalb sollte man die bewahren, die man hat.“

Chesa Valisa - Bio-Refugium im Kleinwalsertal

Als die Eltern von Magdalena und David Kessler vor 40 Jahren die kleine Pension Schuster übernahmen, gab es im Kleinwalsertal einen einzigen Biobauer. Heute ist das Chesa Valisa ein Vorzeigebeispiel in Sachen Klima- und Mitarbeiter*innenschutz.

Upgrade für den Wellnessbereich

Im Zuge des Umbaus wird auch der Wellnessbereich neu gedacht. In Zukunft sollen mehr Ruheflächen her. Auch überlegen die Kesslers wie sie beim Thema Nachhaltigkeit die eigenen und die Anliegen der Gäste unter einen Hut bringen können – so scheiden sich die Geister zum Beispiel bei der Wärme der Pools. „Unser großes Ziel ist es, das Schwimmbecken draußen zu verlängern, und die Temperatur darin ein wenig zu drosseln“, sagt Magdalena. 26 Grad seien ausreichend, außerdem würden gerade ein paar Grad weniger viel zur Umweltverträglichkeit beitragen. Als fairen Ausgleich soll nun indoor Platz für einen zweiten kleineren, dafür wärmeren Pool gemacht werden.

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Change Maker Hotel Chesa Valisa Zimmer
© Naturhotel Chesa Valisa Kleinwalsertal
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Holzfassade eines Hauses mit Pool im Winter
c Chesa Valisa
Ein Bildungs-Euro für den Nachwuchs

Zum Schluss ist Magdalena noch ein Herzensthema wichtig: die Lehrlinge und Ausbildungen. Unter dem Motto „Klares Wasser für klare Sicht“ verrechnet das Hotel seit 2020 einen solidarischen Euro pro Tag für das kostenfreie Quellwasser – bis dato wanderte er direkt an die Organisation „EinDollarBrille“, um Brillen in den ärmsten Regionen der Welt herzustellen. „Jetzt teilen wir den Betrag und unterstützen außerdem die einheimischen Nachkommen in der Gastronomie“, erzählt sie. „Bildungseuro“ nennt sich das Vorhaben, die Hälfte der Spende fließt dabei nun in die Vorarlberger Tourismus-Privatschule Gascht, die europaweit für innovative Ausbildungsprogramme steht und von Förderungen lebt.

Visionär*innen