Veränderungen passieren im Miramonte nie willkürlich, dahinter steckt immer eine konkrete Idee oder zumindest eine lässige Geschichte. Und bald vielleicht auch ein Hauch Zukunft, bei der sich Design mit Biologie verbindet.
Seit 20 Jahren machen Ike und Evelyn nichts anderes, als Bad Gastein frischen Wind in seine leicht verstaubte Seele zu pusten. Mit dem Kauf des straighten 50er-Jahre-Baus, der am Fuße des Graukogels ruht und als Hülle dieses uniquen und ersten Designhotels in Bad Gastein herhält, öffneten die Ikraths den Ort für die Kreativen, die Künstler und die Freigeister dieser Welt.
Das Miramonte nutzt Ike Ikrath als Leinwand für seine große Leidenschaft: das Sammeln von Vintage- und Mid-Century-Möbeln, von spacigen Wohnaccessoires, außergewöhnlichen Farben und Designklassikern aus aller Welt. Was dem Miramonte außen an Schmuck fehlt, macht sein Inneres wett: Bertoia-Stühle, Saarinen-Tische, Lampen der Designerin Megumi Ito, and the list goes on…
“Von der Veränderung, von immer neuen Ideen und Inspiration lebt das Miramonte“, sagen Ike und Evelyn. Aktuell verändern sich bald einige Badezimmer. Einige ausgewählte Vintage-Bäder bleiben: „die richtig coolen“, sagt Evelyn, die Yves-Klein-Blau verfliesten etwa, die schon zum Inventar gehörten, als die Ikraths das Haus kauften. Die Umgestaltung der restlichen Bäder steht schon länger auf der Agenda. Jedoch benötigte es erst einer Begegnung mit ganz besonderen Fliesen, die Ike jetzt zur Tat schreiten lassen. „Mit diesen Fliesen verbinde ich meine eigene alte Zeit. Mit dem, was wir im Miramonte heute machen“, sagt er. Im großen Speisesaal, mit Jazzmusik im Hintergrund, die Kuchen für die Nachmittagsjause werden gerade angerichtet, beginnt er von seiner Verbindung zu den Keramikquadraten zu erzählen: „In den 1980er Jahren war ich viel in Mailand. Damals kam Memphis auf, ein Designkollektiv, das völlig neue Wege einschlug und sich gegen das typische „form follows function“ richtete.“ Memphis stellte damals so ziemlich alle Prinzipien der Moderne auf den Kopf. Mit wilden Farben und Mustern war es die Antipode zum Funktionalismus. „Großes, kunterbuntes Kinderspielzeug“, nennt es Ike. Er selbst erlebte die Bewegung hautnah mit, auch, weil er mit Aldo Cibic, einem bedeutenden Memphis-Vertreter, befreundet ist und ihn oft besuchte.
Zurück in die Badezimmer des Miramonte: Auf der Suche nach guten Fliesen-Designs kam Ike nun erneut mit Memphis in Kontakt. Diesmal über die Künstlerin Nathalie du Pasquier, einer Memphis-Mitbegründerin, die kürzlich eine Fliesenkollektion für den italienischen Hersteller Mutina entwarf – „und die ist ganz schön wild, die hol ich mir jetzt herein“, sagt Ike. Die Serie „Mattonelle Margherita“ umfasst 41 verschiedene Muster, die allesamt bunt gemixt werden können. Rauten, Blüten, Streifen. Auch einfärbige Fliesen sind dabei. In den Miramonte-Bädern sollen sie vor allem Freude machen, „uplifiting wirken und dich fröhlich stimmen“, sagt Ike. Ans Thema Nachhaltigkeit denken die Ikraths auch. In allen Bädern, auch in den neuen, verwenden Evelyn und Ike ausschließlich wassersparende Amaturen, die auf einen minimierten Durchlauf programmiert sind.
Ikes Faible fürs Besondere ist bekannt. Auch jenes für besondere Farben. Betrittst du das Miramonte wirst du von einem Farbrausch überwältig. Für die Gestaltung und Umsetzung beauftragte er die Farblegende Ernst Muthwill aus dem nahen Hallein. Dem Designer und Künstler geht es in seiner Arbeit stets „um die Erschaffung einer besonderen Atmosphäre“. Muthwill verwendet emissionsfreie Farben, im Miramonte kommt kein Schwarz, kein Weiß zum Einsatz, er mischt im Vollspektrum. Ike und er entschieden sich in den kleinen Räumen für ein helles Grau oder Blau um die Räume größer wirken zu lassen. Im Eingangsbereich wirst du von einem Ultramarinblau begrüßt. Der Speisesaal präsentiert sich im zarten Orange-Rosa.
Du siehst: das Miramonte ist ein Chamäleon. Wandlungsfähig und bunt. Ein forever work in progress. Jetzt, gestern und auch in Zukunft. Ike schaut oft ins Miramonte von morgen. Er sucht Inspiration im WWW, spürt lässige Projekte auf, die er in der ein oder anderen Version vielleicht schon bald zu sich nach Bad Gastein holt. „Auch im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit bleiben wir am Ball“, sagt er. Gerade verfolgt er die Ted-Talks der Biodesignerin Neri Oxman, die in New York darüber forscht, wie man die Welt in Zukunft nach dem Vorbild der Natur gestalten kann und durch ihre 3D-Drucks mit “alten” Materialien wie Glas bekannt wurde. Außerdem begeistert den Miramonte-Hausherrn ein amerikanisches Start-up, das Ziegelsteine nicht mit Feuer härtet, sondern von Bakterien aus Sand bauen lässt – ohne CO2-Ausstoß. „Das ist extrem spannend, nur bekommst du die Ziegel leider noch nicht“, sagt Ike, versichert aber, dass er dran bleibt. Bis im Miramonte die Vasen tatsächlich ausgedruckt werden oder Bakterien neue Wände bauen, plätschern wohl noch einige Liter Wasser den Bad Gasteiner Wasserfall herunter. Was jetzt schon zählt ist die Ikrathsche Lust am Neuen, das Ideenspinnen ohne sich dabei Grenzen zu setzen, die Neugier und das Andersdenken. Schließlich ist es auch all das, womit die zwei Change Maker bewegen.