
Der Duft von Apfelblüten im Hotelzimmer, ein Soul Splash beim Meeting und Mikrobiom-Drinks im Spa – keinem gelingt dieser magische Mix aus Tradition und Innovation besser als der Wellbeing-Marke Saint Charles. Co-Gründer Richard König lässt uns hinter die Kulissen blicken.
Die Saint Charles Apotheke ist der Ursprung der Marke. Sie ist wie ein Schlupfloch in eine andere Welt: ein Zaubertrunk hier, ein Flascherl Lebenselixier da, es duftet nach Zitrone, schwere, dunkle Apothekerschränke aus 1886 behüten all die kostbaren Wässerchen, Cremes und Pillen wie einen Schatz. Und dann der Cut ins Jetzt. Plötzlich steht da eine Apothekerin in Sneakers vor dir, stylischer Bob, sympathisches Lächeln. Am Tisch beim Eingang der Newcomer ansprechend drapiert: die Mikrobiom-Serien, braune Glasflaschen gefüllt mit einem Drink, der den Darm in Schwung bringt und das Wohlbefinden von innen stärkt.
Saint Charles verknüpft altes Wissen und moderne Erkenntnisse zu einer einzigartigen Natur- und Gesundheitswelt. Das Sortiment umfasst mehr als 400 Produkte aus Naturkosmetik, Aromatherapie und Kräuterheilkunde. Du findest die Wiener Marke nicht mehr nur in den Apotheken und Stores, sondern auch in Hotels, Spas, Restaurants – überall dort, wo Menschen nachhaltige Pflege, natürliche Düfte und ein besonderes Sinneserlebnis suchen.
Hinter diesem außergewöhnlichen Konzept stehen Alexander Ehrmann, Geschäftsführer der Saint Charles Apotheke, und Richard König, der die Marke mit seinem Team und viel Leidenschaft seit fast zehn Jahren aufbaut. Wie verbindet Saint Charles traditionelle Heilkunst mit modernen, nachhaltigen Visionen? Welche Rolle spielt der Duft, wenn es um Gesundheit, Kreativität und Wohlbefinden geht? Was macht die Marke zum echten Change Maker? Zeit für ein Gespräch mit Richard König.


Nachhaltigkeit ist heute ein ganz großes Thema, was bedeutet sie konkret für euch?
Ich denke, das Wort Nachhaltigkeit wird bereits inflationär genutzt. Für uns zählt der positive Impact, den wir als Unternehmen leisten und den wir in fünf Dimensionen messen. Da sind zum einen unsere Mitarbeitenden, die Kund*innen und die Community hier in Wien, wo wir Kunst, Kultur und soziale Projekte unterstützen. Dann spielt die Natur eine wichtige Rolle, die Traditionelle Europäische Medizin und die Regionalität.
Wir folgen der Einkaufsregel: “Wenn es etwas regional gibt, dann kauf es regional.” Und zwar auch dann, wenn es teurer ist. Lavendel und Leinöl kommen bei uns zum Beispiel aus dem Waldviertel, Hanf aus dem Burgenland. Durch kürzere Transportwege sparen wir CO2 und fördern zusätzlich Kleinbetriebe. Denn Partnerschaften sind unsere fünfte Dimension. Wir sind ja selbst ein kleiner Player auf dieser großen Welt und wollen dieses Kleinteilige im Sinne der Diversität unterstützen.
Bei Saint Charles dreht sich vieles um Duftkonzepte und Aromatherapie. Stärken Gerüche auch die Gesundheit und das Immunsystem?
Jein. Sie fördern das Wohlbefinden, was wiederum unsere Gesundheit positiv beeinflusst. Düfte unterstützen die Achtsamkeit. Beim Yoga oder bei der Meditation geht es ja immer darum, zurück ins Jetzt zu kommen. Ein Duft macht das Gleiche: In dem Moment, wo du ihn riechst, bist du im Hier gelandet. Dieses „Runterkommen“ hat wiederum Einfluss auf unser Immunsystem. Denn: Wenn wir permanent im Stressradl fahren, schüttet unser Körper vermehrt Hormone wie Cortisol oder Adrenalin aus. Und das ist auf Dauer nicht gesund.
Das Thema Achtsamkeit wird in vielen Hotels immer präsenter. Was hat sich in punkto Duftkonzepte in der Hotellerie getan?
Die Hotellerie hat entdeckt, dass Duft etwas ist, das den Gast unbewusst beeinflusst. Düfte schaffen besondere Momente, indem sie auf subtile Art positive Assoziationen erzeugen. Hotels bespielen mittlerweile viele unterschiedliche Bereiche mit Düften, wobei wir immer auf eine sehr zurückhaltende Anwendung achten. Es geht nicht darum, das ganze Hotel in Düfte zu hüllen, sondern um die Experience und das Schaffen von besonderen Augenblicken – eine sehr wichtige und oft unterschätzte Komponente. Man verbindet das Hotel mit diesem Duft. Wenn ich ihn dann sogar im Flascherl mit nach Hause nehmen kann, katapultiert er mich im Nu zurück in den Urlaub.


Wie entstehen solche Duftkonzepte?
Wenn sich ein Haus dazu entscheidet mit uns einen Duft zu kreieren, arbeiten wir uns in die Seele des Hotels hinein und erzählen seine Geschichte. Ein Beispiel: In einem Hotel, wo es früher Apfelplantagen gab, haben wir mit dem Apfelduft gearbeitet. Dann gibt es Häuser, die für unterschiedliche Jahreszeiten verschiedene Düfte wollen. Es ist immer ein Austausch. Wichtig ist uns, dass der Duft für alle – also für Team und Gäste – Wellbeing sein soll.
Viele unserer Change Maker Hotels haben Tagungsräume. Gibt es auch einen Duft, der die Konzentration und Kreativität fördert?
Definitiv ja, unser Soul Splash, ein Duftelexier, das wir bei Kongressen und Tagungen einsetzen und auch bei unserem jährlichen Kick-off. Darin enthalten sind 14 verschiedene ätherische Bio-Öle, Lemongrass, ein bisschen Zedernholz, Lavendel … Den Soul Splash haben wir gemeinsam mit unserem Freund Paul Divjak entwickelt. Er ist Künstler, bezeichnet sich selbst als „Duftpoet“. Soul Splash hat bereits eine Fangemeinde und wurde schon in der New York Times erwähnt, mit der Aussage »More bracing than a shot of espresso«.


Die Saint Charles Chefs Richard König und Alexander Ehrmann
Ihr habt auch Produkte für Yogis entwickelt. Kannst du darüber mehr erzählen?
Deep Roots soll verwurzeln und erden, dich positiv „einlullen“. Und in Rising Heart ist Vanille enthalten, Mandarine, er ist zitrischer und belebt. Die Düfte unterstützen die Achtsamkeitspraxis. Du kannst sie dir in den Diffusor geben, sie auf die Schläfe auftragen, auf die Yoga-Matten sprayen …
Eure Produktpalette ist extrem vielfältig. Vor allem in letzter Zeit schaut Saint Charles immer öfter über den Tellerrand, Stichwort: »microdose vienna«. Was hat es damit auf sich?
Microdosing beschreibt den Einsatz von pharmakologischen Wirkstoffen in minimaler Dosierung zur Steigerung von Kreativität, Konzentration und Glücksgefühlen. “microdose vienna” war eine Kampagne für den amerikanischen Markt im Auftrag von Wien Tourismus. Die Idee dahinter war – natürlich immer mit einem Augenzwinkern – Wien einzufangen und die Stadt in Pillenform zu pressen. Im Zuge des Projektes wurden zum Beispiel die Vibrationen der Musik der Wiener Symphoniker bei einem Konzert eingefangen. Dabei haben wir die Essenzen auf Trommeln gelegt und sie ihre Schwingungen in sich aufnehmen lassen. Es gab auch Pillen, deren Hauptbestandteil der Schweiß der Lipizzaner war. Dann gab es andere mit Stahlpartikeln vom Riesenrad. Es war eine sehr kreative, tolle Kampagne.
Klingt spannend! Was kommt als nächstes?
Wir haben intern den Leitspruch „expect the unexpected“ definiert. Manchmal tun wir Dinge, die nicht rational sind oder die wir einfach aus purer Leidenschaft machen. Wir machen sie, weil wir Spaß daran haben. So entstehen neue Produkte. Oder wir entwickeln gemeinsam mit Hotels kreative Cocktails.
Stichwort neue Produkte: Ihr habt einen eigenen Mikrobiom-Drink speziell für Frauen kreiert …
Das Mikrobiom eines Menschen ist etwas Elementares, das in sehr viele Prozesse des Körpers eingreift. Hast du zum Beispiel immer wieder Themen mit dem Immunsystem, mit Unverträglichkeiten, Allergien, Stimmungsschwankungen, solltest du auch das Mikrobiom beachten. In unserer Apotheke gibt es mittlerweile Mikrobiom-Tests, also Tests mit moderner Gen-Sequenzierung. Damit erhältst du eine fundierte Auskunft über die Zusammensetzung deiner Darmbakterien. Laufen im Körper starke Entzündungsprozesse, kann das auch deinen Hormonhaushalt durcheinanderbringen. Speziell in den Wechseljahren ist das ein Thema.
Insgesamt haben wir vier verschiedene Mikrobiom-Drinks. Darin enthalten sind bis zu 33 lebendige Mikroorganismen und unterschiedlichste, mehrfach fermentierte Pflanzenextrakte.
Spielt das Thema gesunder Darm auch in Hotels eine Rolle?
Der Gesundheitstrend ist längst in den Hotels angekommen. Erste Häuser beginnen mit Health Bars zu experimentieren. Das ist sehr spannend, wenn man die 360-Grad-Experience in einem Hotel betrachtet. Viele Gastgeber*innen überlegen, was sie in der Spa-Bar – abgesehen vom Ingwer-Shot oder dem üblichen Gurkenwasser – anbieten können. Die ersten Häuser präsentieren Mikrobiom-Drinks, entweder pur oder – etwas bekömmlicher – mit Kombucha gemischt.
Es geht dabei wieder viel um den Moment, in dem ich etwas Gutes für mich tue. Dieses "creating moments“ ist uns wichtig, wenn der Gast wieder zu Hause ist und noch lange an das Erlebnis und den Mikrobiom-Alchemisten-Drink denkt, der so fantastisch war. Und im best case auch daheim noch mehr für seine Gesundheit tut.
Ein Stück Urlaub mit nach Hause nehmen …
Genau. Unser Mission-Statement ist „we create human wellbeing“. Wellbeing bezieht sich nicht nur auf den Moment, sondern auf langfristiges Wohlbefinden. Wenn wir es schaffen, dass der Gast inspiriert vom Urlaub nach Hause fährt, dann haben wir alle drei was davon: Hotelier, Kund*in und im besten Fall auch wir.
Nochmal kurz zurück zur Nachhaltigkeit: Wie wichtig sind euch Zertifikate?
Wir haben seit eineinhalb Jahren die B Corp-Zertifizierung. Sie bewertet die gesamte soziale, ökonomische und ökologische Leistung eines Unternehmens. In Österreich besitzen das Zertifikat noch keine zehn Unternehmen. International führen es viele Vorreiter, Patagonia zum Beispiel. Neben der Bilanz gibt uns die B Corp-Zertifizierung auch konkrete Kennzahlen, an denen wir uns orientieren können. Diese Zahlen sind ein Ansporn, unseren positiven Impact auf Mensch und Umwelt weiter zu verbessern.
Welche positiven Veränderungen bewirkt eure Arbeit in der Branche jetzt schon? Was macht euch zu echten Change Makern?
Wir überlegen ständig, wie wir mit unseren Produkten Gutes bewirken können. Im Hotelbereich waren wir mit einem Refill-System für die Zimmerkosmetik eine der Ersten – jetzt ist es fast Standard. Wir sehen aber auch, dass wir in unterschiedlichen Bereichen mehr tun können, zum Beispiel beim Thema Kreislaufwirtschaft, das spielt eine Riesenrolle.
Wir haben noch viel vor. Unser Ziel ist es, in Zukunft zu einem echten Leuchtturm für andere zu werden und positiv zu inspirieren. Wo andere sagen: “So kann es gehen.” Profit und Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch.
Hinweis in eigener Sache: Saint Charles hat das Change Maker Hotels Magazin unterstützt – auf den Inhalt des Interviews hatte dies keinen Einfluss. Das Gespräch wurde redaktionell unabhängig geführt.