Spitzenköchin Parvin Razavi lädt mit ihrem neuen Kochbuch "Ein Fest für Gemüse" zum spielerischen, saisonalen und restlfreien Kochen ein. Einfache Rezepte, vegetarisch oder vegan, schnell umsetzbar und voller Ideen für das, was gerade im Kühlschrank ist. Im Interview verrät die &flora-Küchenchefin wie du aus einfachen Zutaten Genuss zauberst und was ihr Lieblingsgericht ist.
Wiens quirliger siebter Bezirk, hinter der begrünten Fassade des Change Maker Hotels Gilbert werkt Küchenchefin Parvin Razavi im beliebten Restaurant &flora. Während die offene Küche brummt und Gläser mit fermentiertem Gemüse vom Regal lachen, erzählt die vielfach ausgezeichnete Köchin mit persischen Wurzeln bei einem Capuccino von ihrem dritten – und bisher persönlichsten Kochbuch: Ein Fest für Gemüse, erschienen im Brandstätter Verlag.
100 % eigene Rezepte auf 248 von Florence Stoiber wunderschön bebilderten Seiten. Die ehemalige Foodbloggerin feiert darin Gemüse als vielseitigen Hauptdarsteller, verbindet altbekannte Sorten mit orientalischen Gewürzen und zeigt, wie du Gemüse von der Wurzel bis zum Blatt verwerten kannst.
Parvin, war es dein Ziel, die klassische vegetarische Küche neu zu erzählen?
Diesen Anspruch habe ich nicht. Ich will meine vegetarische Küche zeigen. Es ist mein erstes Kochbuch, das zu 100 Prozent meine Rezepte enthält. Bei den vorherigen Büchern habe ich bestehende Rezepte adaptiert oder verändert. Diesmal bin ich es wirklich – meine Kochwelt, meine Handschrift, meine Art zu kochen.
Wie würdest du diese Art von Küche beschreiben?
Sie ist leicht. Leicht für den Körper und leicht in der Umsetzung. Ich koche locker, lässig, ohne viel Wissenschaftlichkeit dahinter. Die Rezepturen sind kurz, die Zutaten einfach erhältlich. Mir war wichtig, dass es ein Buch ist, mit dem man nach dem Kühlschrank kocht – also schauen: Was habe ich daheim? Karotten, Blumenkohl? Und dann daraus etwas machen. Das ist meine Art von Küche: unkompliziert, inspirierend, niederschwellig.
Dein Buch enthält auch Tipps für Lagerung, Haltbarkeit und Resteverwertung. Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit?
Sehr wichtig. Aber es ist kein No-Waste-Kochbuch, sondern ein spielerischer Zugang. Ich finde, Nachhaltigkeit gehört eigentlich in jedes Kochbuch – saisonal denken, möglichst wenig Mist produzieren. Für mich ist das selbstverständlich, aber vielleicht wirkt es gerade deshalb so neu. Ich gebe Tipps: Was mache ich mit Rübenblättern? Was mit Sellerieschale? Wie lagere ich richtig? Es sind einfache Ideen, die Lust machen, Gemüse als Ganzes wahrzunehmen.
Ein Fest für Gemüse
Orientalisch vegetarisch
Saisonale Vielfalt trifft auf orientalische Aromen
Parvin Razavi
Brandstätter Verlag, 36 Euro
Wie bist du an die Entwicklung der Rezepte herangegangen?
Ich habe frei gekocht. Nicht zuerst alles aufgeschrieben und dann durchgetestet, sondern beim Kochen direkt rezeptiert. So konnte ich improvisieren, Zutaten kombinieren, übrig Gebliebenes weiterverwenden. Das war für mich ein sehr freier Zugang – und genau so wünsche ich es mir auch für euch beim Nachkochen.
Gibt es Lieblingsgerichte, die du gerne privat kochst?
Ja, zum Beispiel der Safran-Fenchel, den koche ich oft, weil meine Kinder Fenchel lieben. Oder Kürbis auf Labneh. Auch die Melanzani-Rezepte sind für mich Soulfood. Zu Hause gibt es oft Ofengemüse auf Hummus – schnell, einfach, nährend. Das ist mein Anspruch: eine Küche, die satt macht, aber nicht beschwert.
Was ist deiner Meinung nach die größte Herausforderung an vegetarischer Küche?
Dass viele Leute noch nicht sicher sind, ob sie satt werden von Gemüse. Natürlich dauert die Energieumwandlung bei Fleisch länger. Aber wenn man Hülsenfrüchte dazu kombiniert – Kichererbsen, Bohnen – ist man auch lange satt. Es wird nie an das Sättigkeitsgefühl von Fleisch herankommen, aber das ist ja auch nicht mein Ziel. Mein Ziel ist eine nährende, wohltuende Küche, die sättigt, aber nicht vollmacht. Ich will nicht am Tisch sitzen und denken, ich brauche jetzt einen Schnaps, ich kann nicht mehr.
Was möchtest du deinen Leser*innen noch sagen?
Sie sollen einfach machen, ausprobieren, verändern. Sich nicht so versteifen auf dass das jetzt genau so gekocht werden muss. Außer man will natürlich genauso kochen wie ich. Du kannst ja immer auch einen Fisch oder Steak dazu braten, in Scheiben schneiden und dazustellen. Das Buch soll nicht missionieren.
Hast du einen Geheimtipp auf Lager?
Gewürze, Kräuter, Säure, Zitronensaft oder Zitrone sind wichtige Aspekte. Vor allem ein bisschen Zitrone oder Zeste hebt jedes Gericht nochmal auf eine neue Ebene.
Warum feierst du Gemüse?
Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, was man aus Gemüse machen kann. Roh, eingelegt, fermentiert, gebraten, geröstet, püriert, also als Creme. Dieses Spielen mit den Konsistenzen finde ich super wichtig beim Kochen. Weil das all unsere Sinne bedient. Das Sehen, das Riechen, das Reinbeißen und Hören und Schmecken und Fühlen. Es ist so archaisch. Essen ist echt eine komplexe Geschichte. Und es ist so wichtig, sich erst einmal bewusst zu machen, wie wir essen, mit wem wir essen und wo wir essen.
Und Feste feiern wir auch gerne …
Feste feiern ist was Schönes. Zusammenzukommen, teilen, genießen. Und Gemüse darf man feiern. Es ist so vielseitig, so inspirierend. Ich zeige mit diesem Buch, dass man Gemüse nicht nur als Beilage sehen muss – es kann das Herzstück sein, jeden Tag und bei besonderen Anlässen.“
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