
Kaffee ist Leidenschaft – doch hinter jeder Tasse, die du genießt, steckt harte Arbeit. Wie können Kaffeebäuerinnen und -bauern fair entlohnt, Böden regeneriert und Verpackungen umweltfreundlicher werden? Damit beschäftigt sich die Triester Kaffeerösterei illycaffè. Erfahre, wie sie Produzent*innen auf den Klimawandel vorbereitet – und warum du den Unterschied bei jeder Tasse schmeckst.
illy steht nicht nur für erstklassigen Kaffee, sondern auch für nachhaltiges Wirtschaften. Das Triester Familienunternehmen Illycaffè hat sich als Benefit Corporation (B-Corp) dazu verpflichtet, die gesamte Wertschöpfungskette – von der Bohne bis zur Tasse – umweltfreundlich und sozial verantwortlich zu gestalten. Die Herausforderung? Klimatische Schwankungen, komplexe Lieferketten und der Spagat zwischen Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit. Doch Illy geht mutig voran – mit regenerativer Landwirtschaft, recycelbaren Verpackungen und innovativen Partnerschaften.
Bis 2033 will illy eine klimaneutrale Tasse Kaffee anbieten. Dafür arbeitet das Unternehmen eng mit Kaffeebauern, Forschungseinrichtungen und Designpartnern zusammen. Warum Aluminium trotz Umweltausstoß unverzichtbar bleibt, welche Rolle Kreislaufwirtschaft spielt und welche Trends die Kaffeewelt gerade bewegen – die Antworten dazu liefert dir Otmar Frauenholz, Geschäftsführer von oillycaffè Österreich.
Woher bezieht illy den Kaffee, und wie stellt ihr sicher, dass die Anbaumethoden nachhaltig und sozial gerecht sind?
illycaffè bezieht seinen Kaffee aus besten Arabica-Anbaugebieten, darunter Brasilien, Costa Rica, Ruanda und Indien. Unser Ziel ist es, Kaffeegemeinschaften dabei zu unterstützen, nachhaltige und regenerative Anbaumethoden zu etablieren. Das gelingt uns durch langfristige Partnerschaften mit Produzent*innen, die auf Wissensaustausch und nachhaltigem Wachstum basieren.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns, in jeder Phase der Lieferkette verantwortungsvoll zu handeln – von der Auswahl der Bohnen bis zur Verarbeitung. Dank unseres nachhaltigen Beschaffungsprotokolls behalten wir die gesamte Lieferkette im Blick, sichern die Produktqualität und achten auf faire Arbeitsbedingungen sowie Umweltschutz. Wir wählen nur das beste ein Prozent der weltweit angebauten Arabica-Bohnen aus, die nachhaltig von engagierten Kaffeebauern und Kaffeebäuerinnen kultiviert werden. Unsere Zusammenarbeit beruht auf gemeinsamen Werten und persönlichem Wachstum.
Was unternehmt ihr konkret entlang der Lieferkette, damit Andrea Illys Traum, die Armut in den Kaffeeländern zu besiegen, wahr wird?
2023 haben wir 2.383 Akteur*innen in der Rohkaffee-Lieferkette eingebunden und 345 Stunden Schulungen angeboten, um Wissen und Qualität zu fördern. Ein besonderer Fokus liegt auf der Gleichstellung: Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen konnten wir auf 94,1 Prozent reduzieren. Gleichzeitig stammen 95,5 Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen – in unserer Produktionsstätte in Triest sogar 100 Prozent.
Seit 2018 engagieren wir uns für die Bildung der Kinder von Kaffeebauern und Kaffeepflückerinnen in abgelegenen Regionen Nicaraguas und Guatemalas. In Guatemala unterstützen wir einen mobilen Gesundheitsdienst, der Kaffeeproduzent*innen und ihren Familien in Santa Rosa kostenlose zahn- und augenärztliche Versorgung bietet.
In Ruanda haben wir 2019 eine Kaffeeplantage finanziert und rund 2.500 zertifizierte Kaffeepflanzen angebaut, die als landwirtschaftliche Schule für die Frauenkooperative Abahuzamugambi dienen. In Brasilien fördern wir die Verteilung von über 100 Pflanzenarten an lokale Produzent*innen und Institutionen. Und mit dem Projekt „Escuela y Café“ bekommen Schüler*innen am Ende ihrer sechsjährigen Schulzeit 1.500 Kaffeepflanzen für den Aufbau ihrer eigenen Plantage.


Kaffeeanbau steht weltweit vor klimatischen Herausforderungen. Wie unterstützt illy Farmer*innen dabei, sich an den Klimawandel anzupassen und Probleme wie Entwaldung und Erosionen zu vermeiden?
Wir setzen auf regenerative Landwirtschaft, die Tradition und Innovation kombiniert, um die Fruchtbarkeit des Bodens, die Biodiversität und natürliche Kreisläufe wiederherzustellen. In der Region Cerrado Mineiro in Brasilien, wo illycaffè seit über 30 Jahren mit lokalen Produzent*innen zusammenarbeitet, wird die Arabica Selection Brazil nach diesen Methoden angebaut und ist regenagri®-zertifiziert. Der Dialog mit Bäuerinnen und Produzenten hat Lösungen für klimatische Herausforderungen ermöglicht – mit dem Ergebnis, dass erstmals ein 100 % regenerativ angebauter Arabica-Kaffee produziert wurde. Brasilien wurde dafür bereits zweimal mit dem Ernesto Illy International Coffee Award für herausragende nachhaltige Kaffeeproduktion ausgezeichnet.
Nachhaltigkeit endet nicht bei der Bohne. Was tut illycaffè, um Verpackungsmüll zu reduzieren und umweltfreundliche Alternativen zu fördern?
Wir entwickeln recycelbare Verpackungen, die trotz Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit die Qualität unseres Kaffees sichern – schließlich exportieren wir in 140 Länder. Aluminium bietet die beste Barrierefunktion, verursacht aber die höchsten Umweltauswirkungen. Deshalb haben wir die Dicke um 25 Prozent reduziert und testen alternative Materialien mit einer Haltbarkeit von mindestens 24 Monaten, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Außerdem setzen wir auf Kreislaufwirtschaft: Mit Kartell entwickeln wir recycelte Kunststoffe für Möbel, und das Start-up Amarey stellt aus den beim Rösten entstehenden Silberhäutchen „Kaffeebutter“ für Kosmetika her.
illy hat das ambitionierte Ziel, bis 2033 CO2-neutral werden. Wie nah seid ihr auf eurem Weg zur klimaneutralen Tasse Kaffee? Welche konkreten Schritte sind bereits erfolgt und welche stehen an?
Seit 2019 sind wir als Benefit Corporation registriert – ein Geschäftsmodell, das sich nicht nur auf Wachstum, sondern auch auf das Gemeinwohl konzentriert. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf drei Säulen: Erstens setzen wir auf eine verantwortungsvolle Lieferkette mit nachhaltiger Landwirtschaft, Forschung und Wissensaustausch. Zweitens fördern wir wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit, um die Lebensqualität zu verbessern. Drittens fördern wir Kreislaufwirtschaft, indem wir Ressourcen effizient nutzen und die Energieeffizienz kontinuierlich steigern.


Euer Firmen-Hashtag lautet #QualityLovesDetails. Worin spiegelt sich eure Detailverliebtheit?
Unsere Qualität beginnt bei der Bohne und endet in der Tasse. Nach der Verarbeitung werden die Bohnen sorgfältig selektiert, denn selbst eine fehlerhafte Arabica-Bohne kann das Aroma beeinflussen. Unser illy Blend vereint neun Arabica-Sorten aus Süd- und Mittelamerika, Indien und Afrika – für ein gleichbleibendes Geschmackserlebnis weltweit.
Die schonende Röstung perfektionieren wir seit Jahren, um ein intensives Aromaprofil und ausgewogenen Geschmack zu garantieren. Dank unseres patentierten Druckinjektionssystems bleibt der Kaffee länger frisch und das Aroma wird intensiviert. Auch das Design der ikonischen illy Tasse von Matteo Thun trägt zur Qualität bei: Der dicke Boden hält die Temperatur stabil, der dünne Rand sorgt für ein angenehmes Trinkerlebnis – und die geschwungene Form unterstützt die perfekte Crema.
Cold Brew, Kaffee aus der French Press, kreative Kreationen mit Gewürzen und Fruchtsirup oder Dessertkreationen wie der Tiramisu-Latte – in der Gastronomie zeigen sich viele Kaffee-Trends. Welche Trends zeichnen sich für 2025 bereits ab?
Neben den aufregenden neuen Kaffee-Trends liegt unser Fokus verstärkt auf der Weiterentwicklung und Förderung der regenerativen Landwirtschaft. Wir sind fest davon überzeugt, dass diese nachhaltige Form der Landwirtschaft die Zukunft des Kaffees darstellt. Diese Anbaumethode verbessert nicht nur die Kaffeequalität, sondern stärkt auch die Umwelt und die Gemeinschaften, die den Kaffee produzieren.
Wir bieten den „Arabica Selection Brasile Cerrado Mineiro“ als reinen, 100 Prozent Regenagri-zertifizierten Kaffee für Haushalt und Gastronomie an, der mit regenerativen Anbaumethoden angebaut wird. Auf diese Weise schützen wir nicht nur die Ressourcen, sondern regenerieren sie auch. Darüber hinaus haben wir auf Basis dieses Kaffees Rezepte wie „Honey Bean“, „Amazemint“, „Full Bloom“ und „Caramellow“ entwickelt, die in der Gastronomie für köstliche Überraschungen sorgen werden.
Hinweis in eigener Sache: Illy hat das Change Maker Hotels Magazin unterstützt – auf den Inhalt des Interviews hatte dies keinen Einfluss. Das Gespräch wurde redaktionell unabhängig geführt.