
Martin Amanshauser ist viel gereist – mit Bahn, Flugzeug, Segelboot, Tuk-Tuk. Doch jetzt startet der Autor und Reisejournalist erstmals ein neues Kapitel: Urlaub mit dem Elektroauto. Was als skeptisches Experiment beginnt, wird zur stillen Freude am Reisen mit dem E-Car – und zu einem Roadtrip voller Aha-Momente.


Er heißt irgendwie ein bisschen anders, vielleicht Smajlovic oder so, jedenfalls nennen wir ihn „Herr Smileovic“. Obwohl er gar nicht auffällig lächelt. Dafür müssen wir beide lächeln, aus Vorfreude, während uns dieser Mann aus dem Autohaus den Volvo EX30 erklärt. Es ist das erste Elektroauto, das ich in meinem Leben fahren werde, und dann gleich 640 Kilometer, von Wiener Neudorf nach Friedrichshafen am Bodensee (und zwei Tage später zurück). Das ist ungefähr die Distanz nach Berlin. Und das ist auch der Reiz an der Sache. Denn die Reichweite zeitgenössischer E-Cars ist deutlich geringer als 640 Kilometer, jedenfalls jene von denen auf dem europäischen Markt. In China soll es schon welche geben, die ohne Aufladung über tausend Kilometer weit fahren.
Smileys Tipps sind essentiell, immerhin ist das Gefährt ein Automatik und natürlich keines der Autos, wo man noch den Schlüssel in ein Loch steckt. Der Schlüssel spaziert mit uns mit, er öffnet und schließt, wenn wir uns nähern. Jedenfalls meistens. Im Problemfall sagt man zärtlich: „Oida, ich bin‘s!“ Und der Sesam öffnet sich. Als Besitzer eines uralten Fiat Panda mit Gangschaltung und ohne Elektronik ist mir diese Welt komplett fremd. Wir fragen Smiley, wie lange das Aufladen des Wagens dauert. Er gibt zurück, das Aufladen sei eine Wissenschaft. Zunächst lädt er schnell, sagt er, die letzten zehn Prozent des Aufladungsvorgangs gehen jedoch langsam vor sich. Smiley gibt uns noch eine Karte für eine spezielle Schnellladestation mit, und los geht es. Die Umstellung ist gar nicht schwer. Der Elektrische fährt wie auf Schienen und er zieht unglaublich an, sobald ich aufs Gas steige – und vor allem ist er wunderbar leise.
Ich bin der Typ, der alles gleich ausprobiert. Nein, Raser bin ich keiner, aber ganz kurz möchte ich abchecken, wie schnell ein modernes Elektroauto fährt. Überraschende Erkenntnis: Irgendwann bremst er und pendelt sich aufs Maximum ein, egal wie entschlossen ich aufs Gaspedal drücke. Bei 185 Stundenkilometern ist dieser Volvo gedeckelt, er gibt mir kein einziges km/h zusätzlich. In Ordnung, diese Höchstgeschwindigkeit sollte reichen. Ich hoffe, dass ich nicht geblitzt wurde, denn bei 185 fährt man so schnell und so konzentriert, dass man etwas wie Radarfallen nicht mehr richtig mitkriegt. Ein durchschnittliches E-Auto verbraucht mit durchschnittlicher Geschwindigkeit auf diesen 640 Kilometern rund 45 Kilo CO2 – das gilt für Deutschland.
Bei Aufladungen in Österreich mit seinem deutlich höheren Anteil an erneuerbaren Energien betrüge der CO2-Ausstoß nur die Hälfte. Ein Benzinauto bläst hingegen für dieselbe Strecke 96 Kilo CO2 in die Luft. Soweit die Fakten. Was sagen die Studien? Acht von zehn Elektroauto-Besitzer*innen sind schon einmal mit ihrem Wagen in den Urlaub gefahren – eh beruhigend. Aber nur die Hälfte aller Autobesitzer*innen kann sich einen solchen Urlaub vorstellen – weniger beruhigend, oder ist bei uns die Vorstellungskraft so schwach ausgeprägt? Die größte Hürde sei laut Studien die sogenannte „Reichweitenangst“.
Das GPS navigiert uns inzwischen in Richtung Passau, und bald müssen wir eh zur ersten Ladestation, weil wir nur noch auf 30 Prozent stehen und nichts riskieren wollen. Da ist sie, die Reichweitenangst! Wir lassen uns leiten, fahren von der Autobahn ab. Hinter einem Parkplatz und einer dazugehörigen Baustelle finden wir dort, wo gar nichts mehr zu erwarten wäre, eine Reihe von Säulen vor. Tesla hat seine eigenen Aufladestationen, zu denen trauen wir uns nicht, wir nehmen eine von Ionity, weil … naja, eben weil sich hier keine befindet, die zur Karte passt. Zwei Kollegen vom ORF stehen neben uns und laden ihren Wagen auf. Sie weisen uns fachmännisch ein.
Eigentlich ist die Prozedur recht simpel. Man muss eine App runterladen und sich leider auch mit allen möglichen Daten registrieren, meinetwegen, was soll‘s, die Kreditkartendaten verlangen sie ebenfalls. Der Aufladevorgang dauert kürzer als erwartet, aber lange genug, um uns von den Kollegen alle möglichen Kniffe erklären zu lassen. Der Strompreis ist nicht fix geregelt. Es kommt auf die Tageszeit und auf den Anbieter an. Fazit: E-Cars sind ein äußerst kommunikatives Tool, man findet an den Ladestationen Haberer und Gleichgesinnte. „Hab schon eine Menge Leute kennengelernt an den Stationen“, sagt einer der ORFler, „und schau, dort hinten ist ein super American Diner, da bin ich öfters. Das Lokal hätte ich ohne diese Ladestation nie kennengelernt!“
Nun haben wir Zeit, uns auf den Wagen zu konzentrieren. Ich schalte den sogenannten „one pedal drive“ ein – Gas geben und bremsen mit einem Pedal. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, das Auto wird einfach leicht eingebremst, sobald ich vom Gas gehe. Gar kein schlechtes Gefühl, fast so, als würde man einen Gang höher schalten – am Fahrrad. Bei diesem Vorgang setzt die Motorbremse ein, und die lädt den Akku wieder ein bisschen auf. Man kann den Vorteil an einer Prozentualprognose ablesen, der Monitor informiert einen ja unter anderem laufend darüber, wieviele Kilometer man bis zum nächsten Aufladevorgang zur Verfügung hat. Wie durch ein Wunder werden die Kilometer bei behutsamerem Chauffieren mehr, nicht weniger. Also schon eine coole Sache – nur passt dieser pensionistische Drive nicht besonders zu meinem individuellen Stil. Soll ich den jetzt anpassen, oder wie?
Vorerst einmal nicht. Ich arbeite mich durch die Assistenzsysteme, eine Extra-Challenge für mich, weil ich solche Hilfeleister bisher konsequent ignoriert habe. Als nächstes kommt der Spurhalteassistent dran. Reine Bevormundung? Er ist gar nicht so unsympathisch, wie er klingt. Gerate ich zu nahe an den Fahrbahnrand, greift mir eine Geisterhand sachte ins Lenkrad und korrigiert. Danke, Großer Bruder! Natürlich kann ich Spur wechseln, ohne dass das System eingreift, vorausgesetzt, ich blinke. Da ich ein gewissenhafter Blinker bin, komme ich mit dem Spurhalter ausgezeichnet zurecht. Ich kann ihn ja notfalls overrulen. Obwohl mich, als ich den Tempomat ausprobiere und inzwischen keinen einzigen Fuß mehr auf einem Pedal habe, das unheimliche Gefühl beschleicht, das Auto würde von selbst fahren. Naja, eigentlich geil!

Tipps für deinen ersten Urlaub mit E-Car
- Ladepunkte = Schatzsuche: Tankstellen findest du an jeder Ecke, aber Ladestationen sind eher wie rare Pokémon: Du musst sie jagen! Lade dir am besten schon vor der Abfahrt die richtigen Apps runter und melde dich an, damit du flexibel bleibst, bei welchem Anbieter du ladest.
- Reichweiten = Roulettespiel: Die angegebene Reichweite deines E-Autos ist ein bisschen wie das Wetter in den Alpen – kann sich schnell ändern! Stell dich darauf ein, dass Kälte, Hitze und die Lust auf schnelles Fahren deinem Akku zusetzen. Plane lieber ein paar extra Ladevorgänge ein, damit du nicht in der Pampa liegen bleibst.
- Bremsen = Spaß – wirklich! Nutze wie unser Autor den „One-Pedal-Drive“-Modus und werde zum Reichweiten- Held! Jedes Mal, wenn du vom Gas gehst, lädst du den Akku ein bisschen auf – fast wie Zauberei!
- Ladepause = Chillpause: Anstatt dich über Ladezeiten zu ärgern, nutze die Pause clever: Suche dir ein nettes Café, ein cooles Restaurant oder einfach einen Ort, wo du dich entspannen kannst. Lade dein E-Auto und dich selbst gleichzeitig auf – doppelt gewonnen!
- Cruisen = das neue Rasen: E-Autos lieben es, entspannt zu gleiten. Wenn du weniger aufs Gas gehst, sparst du Akku. Also: Einfach mal zurücklehnen, die Landschaft genießen und die hektischen Autos an dir vorbeiziehen lassen – du bist der Zen- Meister der Straße.
Klarerweise hält es auch den nötigen Abstand. Der Tempomat steht auf 130, aber sobald das voranfahrende Auto etwas bremst, macht mein Volvo das gleiche. Abstandszwang, denke ich, okay, meinetwegen. Endlich zeigt mir eine Instanz, wie erschreckend groß der korrekte Abstand zum Vordermann oder zur Vorderfrau sein soll. Leider haben die anderen Verkehrsteilnehmenden keine Ahnung vom Autofahren, daher bremst sich immer wieder der eine oder andere Idiot von rechts in meinen Sicherheitsabstand hinein – was zur Folge hat, dass sich mein rechtschaffener Volvo noch weiter zurückfallen lässt. Inzwischen fahre ich nur noch 100, etwas deprimierend, aber wenn ich die Geschwindigkeit länger durchhalte, erhöht sich meine Reichweite.
In Deutschland bin ich gleich einmal zu sehr auf das Display konzentriert und versäume eine Autobahnabfahrt. Das GPS berechnet eine neue Route, und um ein bisschen Zeit aufzuholen, drücke ich im Land der freien Fahrt für freie Bürger*innen wieder aufs Gas. Mit durchgehend 185 Stundenkilometern komme ich zwar voran, der Akku leert sich nun allerdings beunruhigend schnell. Bald ruft er wieder nach Aufladung. Wir suchen in unserer App eine nicht zu weit von der Autobahn entfernte Ladestation. Leider erwartet uns dort eine Enttäuschung: Die App hat den Standort falsch drin, und wir landen erneut bei einer Säule von Ionity. Immerhin handelt es sich um eine Schnellladestation, was aus der App nicht wirklich hervorgegangen ist – sie hat keine Legende, oder jedenfalls keine, die irgendwie auffindbar wäre. E-Autoladen, das ist wie Trial and Error.
Mein Leben lang war ich mit Leihbenzinern durch verschiedenste Länder gefahren, auf allen Kontinenten, auf beiden Straßenseiten. Nach einer Woche konzentrierter Fahrt auf der Kanalinsel Jersey fuhr ich, zurück in Wien, beim ersten Kreisverkehr in die falsche Richtung ein. In Neuseeland geriet ich in ein Autorennen von Wahnsinnigen und musste durch wildes Gas geben meine Haut retten. In Tschechien schlief ich kurz ein und kam von der Straße ab, auch dort rettete mich das Gas geben. In Kuba drängte mich die Polizei rüde von der Straße, weil Hugo Chávez auf Staatsbesuch war, da rettete mich wiederum harsches Bremsen. Dort in Kuba nahm ich in ländlichen Gebieten immer eine Menge Autostopper mit, die mir wie einem Kleinbuschauffeur kleine Münzen zustecken wollten. Meistens waren alle Sitzplätze bei mir besetzt, und ich erfuhr eine Menge Verschwörungstheorien über Nine Eleven ebenso wie jede Art von Fidel-Castro-Hass und -Liebe. In Montenegro kotzte mir das eigene Kind direkt hinter dem Grenzübergang den gesamten Innenraum mit frisch gegessenen Spaghetti voll. In Deutschland saß ich eine Viertelstunde in einem ultramodernen BMW in einer Parkgarage, ohne das Ding von der Stelle zu kriegen – erst durch die Gebrauchsanleitung kam ich vom Fleck.
Aber das alles war ein Klacks! Nun, das erste Mal elektrisch unterwegs, merke ich, dass mir die Unbeschwertheit fehlt. Es liegt keineswegs an der neuen Technologie, sondern an der Belastung, die man zunächst fühlt, wenn es einem nicht mehr möglich ist, den althergebrachten Gewohnheiten nachzugehen. Sei flexibel, Amanshauser!, raune ich mir zu. Beim Autofahren ist das gar nicht so leicht. Ich hatte bisher kaum je einen Blick auf die Tankanzeige der diversen Benziner geworfen, aber jetzt bin ich plötzlich so weit, dass ich die Bildschirmanzeige alle paar Minuten penibel kontrolliere. Ich will sichergehen, dass ihr Stand nicht plötzlich, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen total in den Keller gerutscht ist. Passiert natürlich nie, weiß ich eh. Aber unwillkürlich kehrt mein fahriger Blick immer auf den Ladestand zurück. Die Reichweitenangst.


Die Ladevorgänge absolvieren wir an Säulen verschiedenster Anbieter. Zu meinem Unmut muss ich mich jedes einzelne Mal, wenn ich bei einer neuen Firma auflade, extra am Handy registrieren und mir selbstredend all diese Apps herunterladen, an deren Besitz ich gar nicht interessiert bin. Von Vorteil wäre gewesen, wenn wir diese bürokratische Arbeit Wochen vor dieser Reise getätigt hätten, wonach uns die diversen Firmen ihre Karten zugeschickt hätten – wenn wir die Ausfahrt also generalstabsmäßig geplant hätten. Aber wer liebt schon Sekretariatsarbeit? Von Nachteil ist nämlich: Jede Firma will und wird einem ihre eigene Plastikkarte aufdrängen – und ich hasse ganz prinzipiell all diese Geldbörse beschwerenden Karten.
Eine längere Fahrt mit dem Elektroauto bedeutet eine ordentliche Umstellung für jemand, der gewohnt ist, an eine beliebige Tankstelle zu fahren und Benzin zu tanken, ohne sich irgendwo zu registrieren, ja ohne auch nur im geringsten darauf zu achten, ob BP, OMV, Agip oder Tom Turbo das Benzin zur Verfügung stellt. Das Elektroauto-System erfordert ein dauerndes Mitdenken und ein wiederholtes Eingeben der Kreditkartennummer. Bald weiß ich die dann wirklich schon auswendig. Aus unerfindlichen Gründen akzeptiert eine der Aufladestationen meine Kreditkarte nicht – ich kann von Glück reden, dass meine Freundin dabei ist, die aushilft. An der nächsten Station will sie es mit ihrer versuchen, kommt aber gar nicht bis zur Kreditkarte. Da ihr Wohnsitz in Ungarn ist, wird ihr beschieden: „Diese App ist in Ihrem Land nicht verfügbar!“ Ich bin ja kein Marketingberater, doch in diesem Fall würde ich dem E-Anbieter eine gewisse, zumindest eine ansatzweise europäische App-Integration ans Herz legen.

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Langsam komme ich auf den Geschmack. Ich gleiche meinen Fahrstil dem Wagen an, um mit der vollen Batterie weiter zu kommen. Immerhin möchte ich Friedrichshafen mit drei Aufladungen erreichen. Eine Zeit lang läuft das wunderbar. Ich hab jetzt auch Zeit, die Landschaft zu beobachten, eine Schachpartie zu spielen und mir die Zähne zu putzen. Nein, ganz so ist es nicht – aber mein Rhythmus passt sich dem Volvo an. Und er sich an mich. Das geht so weit, dass er sich am Monitor mit unaufgeforderten Messages meldet, als ich einmal am Steuer lümmle. Es fragt, ob eh alles mit mir okay ist und schlägt eine Pause vor. Das ist ein bisschen unheimlich. Zum Glück bin ich nicht paranoid veranlagt.
Als Pensionist meines eigenen Fahrstils, gleichsam als Autobahnflüsterer, ziehe ich – bevor wir dann doch zum vierten Mal aufladen müssen, um unter Garantie durchzukommen – auf den letzten hundert Kilometern Bilanz. Dieses E-Car ist ein schnelles, starkes Auto, es möchte aber trotzdem, dass sich sein Fahrer einbremst, und das passt nicht ganz reibungslos zusammen. Auf der Rückfahrt werde ich relaxed und locker fahren und versuchen, die Reise als solche zu genießen. Das Reisen ändert sich eben mit jeder neuen Technologie. Und bei dieser hier ist vorerst noch – das kann sich in fünf, zehn Jahren komplett geändert haben – eine professionelle Vorbereitung nötig, bevor man längere Strecken in Angriff nimmt.
Die angesprochene Stiländerung wird nicht nur für mich notwendig sein! Entspricht eine solche Forderung nicht auch den von der Klimakatastrophe hervorgerufenen und somit veränderten Präliminarien der Mobilität? Jedes Mal, wenn mir solche Gedanken kommen, gehe ich unwillkürlich vom Gas – oder wie soll ich sagen – ich gehe vom Strom, versuche fortan, schwebender und leichter zu fahren. Macht eigentlich Spaß. In den Siebzigerjahren, zur Zeit der Ölkrise, tauchte der Slogan „Gleiten statt Hetzen“ auf, und nun bin endlich auch ich, mit einigen Jahren Verspätung, dabei, mit meinem geräuscharmen E-Auto. Ich gleite gleichsam in ein neues Reise-Zeitalter, in ein relaxteres, zentrierteres, in dem sich die Aufmerksamkeit vom Äußeren ein Stück weit ins Innere verlagert hat – eine Veränderung, die mich sozusagen von der Steinzeit des hirnlosen Herumgasens in eine demokratischere Antike katapultiert, nein, nicht katapultiert, die mich sanft hinüberträgt. Das geht so weit, dass ich die anderen Verkehrsteilnehmenden mit einem milden Lächeln beschenke, wenn sie ihren habituellen Blödsinn aufführen: Ich bin einen Schritt weiter als ihr! Wenn ihr nur wüsstet, wie man in der Zukunft fährt!
Privat werde ich mir kein Elektroauto zulegen, bevor sie es nicht geschafft haben, das Zahlsystem zu vereinheitlichen oder kompatibel zu machen. Außerdem wohne ich in der Stadt. Hätte ich ein Haus im Grünen und würde meinen eigenen Strom mit Photovoltaik herstellen, wäre ein solcher Wagen gewiss eine Option. Ich verspüre jedoch wenig Lust, in Wien Ottakring eine dieser Stationen zu suchen, die laut meiner Beobachtung eh immer besetzt sind, und dann – wahrscheinlich sind es Langsamlader, falls dieses Wort existiert – nach sieben Stunden wieder anzutanzen, um jener Strafzahlung zu entgehen, die anfallen würde, wenn ich den Wagen zu lange angeschlossen parke, weil das ja kein Parkplatz ist. Aber noch bin ich auf dem Weg nach Friedrichshafen. Ich verlasse die Autobahn und biege in den Stadtverkehr ein. Zehn Stunden haben wir für 640 Kilometer gebraucht, vier Mal aufgeladen, langweilig ist uns nie geworden. Radarfallen haben wir auch vermieden – bis fast ganz zum Schluss. Da fahre ich nämlich 42 km/h in einer 30er-Zone, „Lärmschutz“, eine Geschwindigkeit, die ich persönlich durchaus für vertretbar halte – da blitzt es mir plötzlich ins Gesicht.