Einmal pro Woche stecken die Oberkoflers ihre Köpfe zusammen und lassen gemeinsam mit dem Team des Hotel & Gasthof zum Hirschen große und kleine Ideen sprießen. Jene zu den beiden neuen Pocket-Guides zum Beispiel. Oder die zum Produktionsraum, der dir bald Einblick in die Entstehung von Wurst und Marmeladen im Unterwirt geben wird.
„Das Denken in Zyklen und Kreisläufen haben wir von unserer Oma übernommen“, sagt Petra, die Älteste der sechs Oberkofler-Geschwister. Das Hotel & Gasthof zum Hirschen, das die Vollblutwirtin gemeinsam mit ihrer jüngsten Schwester Maria in der Nähe von Bozen in Jenesien führt, ist ein Produkt dieser über Generation getragenen Denkweise: Gemeinsam mit dem Haflingergestüt des Bruders, der Kunst von Schwester Gabriela und dem nachhaltig bewirtschafteten Biobauernhof funktioniert es als „großes Ganzes“, in dem jedes Mitglied das andere im Kreislauf unterstützt.
Auch bei den kleinen und großen Veränderungen, die im Hotel passieren, geht es den Oberkoflers darum, Kreisläufe zu ermöglichen und aufzuzeigen. Ein Beispiel: Seit kurzem erhältst du bei der Ankunft zwei kleine Taschenführer ausgehändigt. Einer ist ein Wander-Booklet mit Touren, die auch mit dem Bus gut zu erreichen sind. Der Guide ist eine Sammlung aller Lieblingswanderwege der Familie und enthält - ganz im Sinne der Gemeinwohlökonomie – auch viele Wander-Geheimtipps der Mitarbeiter*innen im Hotel.
Taschenbuch Nummer zwei nimmt dich mit in die Stadt, nach Bozen, zu den „persönlichen Lieblingen“ der gesamten Hotel-Equipe. Die Tipps verorten sich an weniger bekannten Plätzen und zeigen dir Bozen abseits der üblichen Routen. „Mit dem Guide wollen wir kleineren Betrieben eine Bühne geben und jungen Menschen, die in der Stadt neue Dinge starten“, sagt Petra. Guides sollten aber auch als Vermittler zwischen Gästen und Einheimischen dienen. „Man nimmt einfach mehr mit von Land und Leuten, wenn man auch in persönlichen Kontakt tritt.“ Auch die Südtiroler*innen würden von diesem Austausch profitieren. Ein neuer Kreislauf wird hergestellt.
Petra und Maria Oberkofler
Zum Hirschen-Kreislauf gehört auch die Kunst von Schwester, Künstlerin und Bäuerin Gabriela Oberkofler, die im nahegelegenen Flaas ihren Kunsthof Taberhof führt. Wer beim Hirschen speist und nächtigt, den umgibt die über Jahre gewachsene Sammlung von Gabrielas Zeichnungen und Drucke. Inspirieren ließ sie sich dabei von Natur rundherum. Genau diese Natur nimmt jetzt auch beim neuen artists in residence-Programm einen wichtigen Part ein. Seit kurzem wohnen immer wieder internationale Künstler*innen im Hirschen, die sich von der Umgebung inspirieren lassen und dafür besondere Kunstwerke mit Bezug zu Jenesien hinterlassen.
Bei all diesen Projekten fragt sich: Wie und wo entstehen eigentlich die Ideen dazu? Einmal pro Woche stecken Petra, Maria, Petras Mann Rainer und ein Teil des Teams die Köpfe zusammen und besprechen die Lage. „Da geht es darum zu schauen, was die Gäste sagen, was die Mitarbeitenden sagen, was unsere Lieferanten sagen. Und darauf bauen wird dann auf“, sagt die Hoteliére. In den Meetings der letzten Monate entstehen laufend Ideen – wie für die gerade abgeschlossene Vergrößerung der Photovoltaik-Anlage oder die für den zweiten Wassertank im Hotel.
Aktuell kreisen die Gespräche ums Planen der baulichen Maßnahmen, die fürs nächste Jahr anstehen: Neue Produktionsräume sollen geschaffen werden, damit die Produkte, die die Küche benötigt, noch besser verarbeitet werden können. Die Würste, der Speck, die Marmeladen, die Sirupe. Und auch hier denken die Oberkoflers – kein Wunder – an die Kreisläufe: „Wir wollen all diese Prozesse auch für unsere Gäste sichtbarer machen. Damit sie den Produktionszyklus besser nachvollziehen können und sehen, wie’s gemacht wird“.