Öko-Schwimmbad im Hotel Stern in Tirol
c Petra Percher

Das Stern: Nachhaltigkeit erhöht die Resilienz

Hotelnews

Im Familienhotel Stern am Mieminger Plateau ist Experimentieren und Ausprobieren erlaubt. Nein, sogar erwünscht! Das gilt für Gäste, Mitarbeitende und den Hotelchef gleichermaßen. Auch Widerstand und Kritik empfängt René Föger mit offenen Armen – weil er weiß, dass die Auseinandersetzung damit Potenzial zur Weiterentwicklung hat. Er gibt seine Expertise in „Sternreisen“ weiter und macht sogar seinen Nachhaltigkeitsbericht öffentlich. Das Ergebnis dieser Haltung: ein resilientes Hotel.

Maria Kapeller
1. Februar 2024

Manche Gäste mögen sich wundern. Zum Beispiel, wenn sie im Öko-Hallenbad auf einem Schild lesen: „70 Prozent der Gäste duschen vor dem Schwimmen, das spart die Hälfte an Chlor“. Oder wenn sie im Becken auf Einheimische treffen, die den Pool mitbenutzen. Vielleicht sind manche verdutzt, wenn sie beim Frühstück statt Lachs geräucherten Saibling aus dem Stamser Stiftsteich vorfinden. Oder wenn der Wein beim Abendessen nicht aus Südafrika oder Südfrankreich kommt, sondern ausschließlich aus Österreich, Südtirol – und neuerdings sogar aus Nordtirol.

Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die oft gar nicht als solche wahrgenommen werden. „Ein nachhaltiges Hotel ist kein gelerntes Verhalten“, erklärt Hotelchef René Föger. Seine Herausforderung: Gästen, Mitarbeitenden und Menschen im Umfeld des Hotels die Vielzahl an nachhaltigen Maßnahmen so zu kommunizieren, dass sie sie nachvollziehen können und mittragen. Das alles ist im Hotel Stern nicht neu. Aber weil Nachhaltigkeit ein fortlaufender Prozess ist, hört auch das Reden, Erklären und Kennzeichnen nie auf. Ohne Fingerzeig – sondern spielerisch und mit Augenzwinkern, versteht sich.

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c Hotel Stern
Nachhaltigkeitsbericht: Hinschauen und lernen

Die Hintergründe des nachhaltigen Handelns werden den Hotelgästen spielerisch vermittelt – beim Klima-Check-in, auf der Speisekarte, als Notiz an der Wasserflasche mit Quellwasser im Hotelzimmer oder eben an den Wänden und Spinttüren im Öko-Hallebad. Die Bemühungen machen sich bezahlt: Der Ausstoß klimawirksamer Emissionen (CO2) pro Nächtigung konnte von 12,5 Kilogramm im Jahr 2010 auf etwas mehr als sieben Kilogramm gesenkt werden. Das ist ein weltweiter Spitzenwert in der Hotellerie. Bis 2035 peilt Renè eine weitere Reduktion auf 3,5 Kilogramm CO2-Äquivalente an.

Stern stellt Fakten und Kennzahlen online

Hinter diesem spielerischen Zugang steht eine Masse an Fakten und Kennzahlen: 2023 hat das Hotel erstmals seinen Nachhaltigkeitsbericht basierend auf den Jahren 2021/22 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er ist für alle Interessierten online einsehbar, zum Beispiel für Gäste, Mitarbeitende oder auch für andere Hotels. „Mit unseren eigenen Maßnahmen können wir zwar im Kleinen etwas bewegen. Was aber viel wichtiger ist: Wir haben einen Hebel als Multiplikator zu wirken“, erklärt Hotelchef René Föger sein Engagement. Pro Jahr erreicht das Hotel rund 6.000 Hotel- und Restaurantgäste, außerdem Partner*innen und Lieferant*innen. „Wenn wir bei denen etwas bewegen, haben wir insgesamt einen großen Effekt.“

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Change Maker Hotel Stern Wiesenblumen Suppe
Hotel Der Stern
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Change Maker Hotel Der Stern Familie Foeger
Hotel Der Stern
Sternreisen: Workshops über Nachhaltigkeit

Der Hotelbranche soll der Nachhaltigkeitsbericht als Vorbild dienen und quasi kopierbar sein. Mit den „Sternreisen“ bietet das Hotel jetzt Schulungen und Workshops an, um die eigene Expertise in Sachen Nachhaltigkeit weiterzugeben. Künftig soll das Ausbildungsangebot ausgebaut werden. Die Latte legt sich das Hotel selbst immer wieder hoch: René Föger liebäugelt damit, künftig einen noch detaillierteren Nachhaltigkeitsbericht vorzulegen – obwohl er das nicht müsste.

Der Stern – Verspieltes Familienhotel in Tirol

Ein Blick ins erste klimaneutrale Hotel Tirols: das Familienhotel Der Stern. Hausherr René Föger verrät dir außerdem die simpelste Formel nachhaltigen Wirtschaftens.

Nachhaltigkeit zahlt sich wirtschaftlich aus

Eine nachhaltige Entwicklung wirkt sich nicht nur positiv auf Umwelt und Menschen aus, sondern zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Das zeigt sich im Hotel Stern aktuell besonders. „Dass wir den CSR-Weg gegangen sind, hat uns gerade in den letzten Jahren resilienter und kreditwürdiger gemacht“, sagt René Föger. Die hohen Preise für fossile Energie betreffen das Hotel kaum, weil selbst Energie produziert und Ökostrom eingekauft wird. Auch in puncto Lebensmittel ist das Haus gut aufgestellt, die Küche kauft seit vielen Jahren bei regionalen Produzent*innen. Und dem Fachkräftemangel wurde vorausschauend entgegengewirkt, etwa mit einem eigenen Qualitätsmanagement für Mitarbeitende oder der hausinternen Lehrlingsausbildung.

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c Hotel Stern
Mehr vegan, noch mehr Zero Waste

Das Ausprobieren geht weiter. Ideen und Visionen haben René Föger und sein Team viele – und es kommen laufend neue dazu. Experimentiert wird künftig etwa weiter in Richtung Ganzjahresbetrieb und 4-Tage-Woche für die Mitarbeitenden. Auch in der Küche darf ausprobiert werden. Gerade war ein veganer Küchenprofi vor Ort und hat das gesamte Küchenteam zu neuen Zubereitungsarten und Kreationen inspiriert. Weitere vegane Kochseminare sowie Zero Waste Workshops sind geplant. Das Wirtshauskonzept „Mit Butz und Stingl“, nach dem die Lebensmittel zur Gänze verwertet werden, wird weiter ausgebaut.

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Change Maker Hotel Stern Laerchenbett
Hotel Der Stern

Andrea Dietl und das Change Maker Hotel Stern sind ein gutes Team.

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Change Maker Hotel Stern Schlafen im Heu
Hotel Der Stern
Experimentierfreudig in eine stabile Zukunft

Zum ersten Mal hat das Haus für die Periode 2021/22 neben dem Klimafußabdruck auch den eigenen Wasserfußabdruck ermittelt. Jetzt wird geschaut, wo und wie Wasser eingespart werden kann. Das geht vor allem indirekt, etwa durch die Reduktion von Rindfleisch auf der Speisekarte oder den Fokus auf regionale, saisonale Produkte. Fleisch aus der Region wird es zwar auch in Zukunft geben, aber zugleich noch mehr vegetarische und vegane Alternativen.

Umbau soll Arbeitsabläufe optimieren

Gegen Ende 2024 steht ein mehrmonatiger Umbau an: Das Erdgeschoss samt Rezeption, Küche, Restaurant, Bar und Frühstücksraum wird vollkommen neu gestaltet. Auch einige Zimmer werden erneuert. Alle im Hotel anfallenden Tischlerarbeiten führt die lokale Tischlerei Jungspäne von René Fögers Bruder durch. Der großflächige Umbau wird nicht nur die Optik des Erdgeschosses verändern, sondern auch die Arbeitsabläufe optimieren – und somit die Resilienz noch weiter stärken.

Visionär*innen