Zwischen Donaukanal und Prater setzen Verena und Georg Pastuszyn im Stadthotel Henriette ihre Zukunftsvisionen nach und nach in die Tat um: Die umtriebige Henriette hat sich den schönen Ernst angelacht. Die neue Frühstücks- und Apero-Bar belebt das Grätzel. Mit einem mutigen Cradle-to-Cradle-Konzept machen die beiden das Haus in der Leopoldstadt zum Ort des Wandels – und laden dich ein, Teil davon zu sein.
Wenn sich Verena und Georg erst einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, machen sie ernst. „Der Name war irgendwann plötzlich da“, verrät die Hotelchefin. „Ernestus ist der Hartnäckige, der Kämpferische.“ Damit passt Ernst perfekt zu Henriette. „Geht nicht, gibt’s nicht“ lautet das Credo des Gastgeberpaares, das dafür gleich einen großen Umbau angepackt hat. Als Tagesbar nach italienischem Vorbild wird Der Schöne Ernst jetzt auch die Wiener und Wienerinnen ins Hotel Henriette holen.
Mit Ernsts Einzug ist viel passiert: Farbige Fliesen machen das ehemals unscheinbar beige Haus zur bunten Landmark auf der Praterstraße. Drei Zimmer wurden geopfert, Rezeption und Frühstücksräume in den ersten Stock verlegt. Dort freuen sich Gäste und Mitarbeiter*innen jetzt über eine geöffnete Fensterfront zur belebten Praterstraße. Dein Frühstücksei köpfst du jetzt mit Blick in die Baumkronen der Platanen und der Fairtrade-Bio-Espresso schmeckt noch besser, wenn gleich hinter dem Tassenrand das quirlige Wiener Stadtleben wartet.
Team Porridge, Nusskipferl oder Blunzenbrot? Am liebsten alles – zu seiner Zeit. Von früh bis spät versorgt Der Schöne Ernst jetzt nicht nur Hotelgäste, sondern auch die Wiener*innen mit selbstgemachten Köstlichkeiten. Der Tag beginnt mit Pain au Chocolat und Caffè Latte und endet mit Roastbeef auf Sauerteigbaguette und Wermut Spritz – im Sommer am liebsten an der Stehbar im Schanigarten.
Wie im Hotel ist auch in der neuen Bar Regionalität ein wichtiges Kriterium: Fast 90 Prozent der Lebensmittel beim Frühstück sind regionaler Herkunft, 72 Prozent sind Bio-zertifiziert. So gut er kann, versucht Der Schöne Ernst Henriette auf diesem Weg zu folgen. Prosecco kommt nicht aus der Flasche, sondern frisch gezapft aus dem Fass ins Glas oder die Karaffe, die Spritzer-Variationen füllen zwei Seiten der Getränkekarte: Sprudeliges mit Himbeere, Basilikum, Zirbe, Lavendel oder Apfel – mit oder ohne Alkohol. Verena hat viele Jahre den Familienheurigen im Weinviertel geführt und ehrt die Heurigenkultur mit einem Klassiker: „Soletti mit Liptauer schmecken auch bei italienischem Apero-Bar-Flair.“
Die Vision ist klar: ein Hotel, das nicht nur weniger schadet, sondern aktiv Gutes bewirkt. Deshalb setzten Verena und Georg beim Umbau im Frühjahr 2025 auf Cradle to Cradle, ein Designkonzept, bei dem Materialien in endlosen Kreisläufen zirkulieren – ohne Ausbeutung, ohne Müll, ohne Kompromisse. Unterstützt wurden sie dabei von Designer Jürgen Kalcher-Rothenstein und der Tischlerei Göbel. „Sie haben mit uns diese Challenge angenommen“, ist Verena dankbar für den Einsatz, mit dem das Team aus der Steiermark ihre Vorstellungen in die Tat umsetzte. „Das bedeutete auch für sie, völlig neue Wege zu beschreiten und alles zu hinterfragen.“
Viele der beim Umbau eingesetzten Materialien sind Cradle-to-Cradle-zertifiziert, etwa der Steinboden in der Bar, hergestellt vom italienischen Unternehmen. Bei vielen anderen war die besondere Herausforderung zu recherchieren, wie sie in Kreisläufen funktionieren. Ein Highlight ist der Eichenboden, der sowohl im Schönen Ernst, als auch im neu gestalteten Seminarraum und den Circular-Living-Zimmern zum Einsatz kommt. „Er stammt vollständig aus alten Wiener Zinshäusern!“ ReParkett nennt sich dieser von Weitzer Parkett entwickelte Boden – gesammelt von den Materialnomaden, Pionieren des Urban Mining in Wien.
Das Konzept, Städte als Rohstofflager zu verstehen, trifft den Kern von Verenas und Georgs Denken: Rohstoffe werden nicht mehr aus der Natur gewonnen, sondern Wertstoffe aus bestehenden Gebäuden systematisch wiederverwendet. „Ist der Gedanke nicht wunderschön, dass zweihundert Jahre Geschichten in unserem Boden stecken?“
Circular Living bedeutet: Materialien nachhaltig einsetzen, Abfall vermeiden, die Lebensdauer von Produkten verlängern. Der Begriff mag neu sein, der Gedanke dahinter ist sehr alt. Verena hat den achtsamen Umgang mit Ressourcen von ihrer Großmutter gelernt: „Früher wurde nichts achtlos weggeworfen. Von alten Ziegeln hat meine Oma den Mörtel abgeklopft, von kaputten Strumpfhosen hat sie die Beine abgeschnitten und sie als Bänder verwendet." Ein Leben nach dem eigentlichen Produktleben. In Österreich sind Verena und Georg mit ihren fünf neu renovierten Circular-Living-Zimmern Pioniere. „Zwei Hotels haben das in Deutschland bereits umgesetzt, die haben wir uns angesehen.“ Change-Maker-Kollege Ben Förtsch lud die beiden ins Hotel Luise. „Sein nachwachsendes Hotelzimmer hat uns sofort begeistert!“ Jetzt erzählen auch im Hotel Henriette die Materialien ihre eigene Geschichte. Die bunten Badezimmer waren in ihrem früheren Leben Kühlschränke. Die niederländische Firma The Good Plastic Company verarbeitet 100 % recycelten Kunststoff zu Polygood-Platten, die auch nach ihrem Einsatz im Hotel vollständig recycelbar sind.
„Die Tischlerei Göbel hat speziell für uns ein Schranksystem entworfen und es langlebig, flexibel und vollständig rückbaubar gemacht.“ Verena führt durch die Zimmer. In den Wänden dämmen Stroh und Schafwolle, an den Wänden sorgen mineralische Farben für ein angenehmes Raumklima. „Man sieht es vielleicht nicht, aber man spürt es.“ Schadstofffreie, natürliche Materialien schaffen ein Wohlgefühl – gut für Mensch und Umwelt. Auf die Betten kommen nur Matratzen aus Naturkautschuk und Tagesdecken von Viehböck, einer Weberei, die seit 1832 in Oberösterreich Stoffe herstellt. Und die Betten selbst wurden aus „Organic Boards“ gezimmert, Cradle-to-Cradle-zertifizierte Recyclingplatten des deutschen Holzverarbeiters Pfleiderer, der Pionierarbeit beim Thema Post-Consumer-Recyclingholz leistet. „Was für uns zählt, ist Wohngesundheit und der Gedanke, Ressourcen nicht zu verbrauchen, sondern immer wieder neu einzusetzen“, erzählt Verena.
Was Verena und Georg Pastuszyn mit dem Hotel Henriette in nur wenigen Jahren geschafft haben, beeindruckt nicht nur ihre Gäste. 2024 wurden sie für das Projekt "Mission Mikroplastik & Wasserschutz" für ihren Verzicht auf Kunstfasertextilien und chemische Reinigungsmittel mit dem Trigos Award ausgezeichnet. Außerdem durften sie sich gemeinsam mit ihrem Team über den Umweltmanagement-Preis freuen. Der gemeinsam von den österreichischen und deutschen Umweltministerien vergebene Preis würdigt besonders nachhaltige Unternehmensführung und Umweltkommunikation. „Mit einem SDI-Score von 81 gehören wir zu den Top 3 der nachhaltigsten Hotels Österreichs,“ verrät Verena auf Nachfrage. Zur Zeit arbeiten die innovativen Hoteliers an ihrer aktuellen Gemeinwohlbilanz und denken darüber nach, die jüngsten Umbauten für den German Ecodesign Award ins Rennen zu schicken. „Aber es gibt noch so viel Wichtigeres zu tun. Dinge, die mehr Sinn machen als jede Auszeichnung.“
Die Stärken des Hotel Henriette
Kontakt &
Buchungsanfragen
Praterstraße 44-46
1020 Wien
Henriette Stadthotel
66 Zimmer, 6 Suiten
ab 127 Euro pro Zimmer/Nacht
Erstes Hotel Österreichs mit Circular-Living-Zimmern
wohngesunde Materialien
Henriettes Bio-Frühstück
eigene Bar "Der Schöne Ernst"
gute Lage – nur wenige Minuten zu Fuß zu Stephansdom und Prater
U-Bahn-Station vor der Haustür