Wir zoomen nach Bad Kleinkirchheim, ins Change Maker Hotel Trattlerhof, wo rund gefeiert und ein beispielloses Mitarbeiter*innen-Upgrade umgesetzt wird. Hotelchef Jakob Forstnig gibt auch Insights in die Region: Wie das Thema Slow Food tiefere Wurzeln gräbt und was er tut, damit mehr Menschen im Urlaub das Auto stehen lassen.
„1884 hat mein Urgroßvater den Trattlerhof erworben“, sagt Jakob Forstnig stolz. Könnte er ihm dem Gutshof heute zeigen, der Uropa wäre baff, was aus der kleinen Gaststätte von damals geworden ist: Ein gemütliches 4-Sterne-Haus mit Wellness. Komfortable Chalets. Dazu „Trattlers Einkehr“, ein weit über die Ortschaft hinaus bekanntes Hüttenrestaurant. Und ein Green Deal, der es Gästen ermöglicht, beim Urlaubmachen der gestressten Welt etwas Gutes zu tun. Der Trattlerhof ist nämlich klimaneutral, und das schon seit einer Dekade. Dazu gehört eine ganze Liste an Maßnahmen: eine 3-Euro-Gutschrift für jeden Tag ohne Reinigungsmittel, Abfall- und Papiervermeidung, ein Tesla-Verleih und 18 Ladestationen - Rekord in Österreich.
In 140 Jahren hat sich viel verändert. Auch die Dinge, die dem Hotelchef durch den Kopf schwirren sind andere – aktuell: SDI-Ratings. „SDI?“, würde der Urgroßvater sein Urenkerl jetzt stirnrunzelnd fragen. Der Sustainable Development Index misst die grünen Stärken und Schwächen eines Unternehmens und zeigt die Richtung, in die es sich entwickelt. Hotels messen so ihre ESG-Performance, also die Nachhaltigkeit im Sinne von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung. „Ratings werden in der Hotellerie immer wichtiger“, sagt Jakob. Kennengelernt hat der Trattlerhof-Chef das Bewertungstool im Austausch mit den Change Maker Hotels. Jakob wurde neugierig, er beschäftigte sich tiefer mit der Materie und animierte schließlich intern zum Ausfüllen des SDI-Fragebogens. „Für uns ist es wichtig, dass wir eine gute Dokumentation unseres Fortschritts haben. Labels, wie das Umweltzeichen, sind wichtig. Sie sind aber immer nur eine Momentaufnahme, du erfährst nicht, wie gut du dich wirklich weiter entwickelst“, so der Hotelchef.
Gastgeber Jakob Forstnig im eigenen Kraftwerk.
Das SDI-Rating ist innovativ, es umfasst neben der Umweltfreundlichkeit eines Unternehmens auch die Menschlichkeit im Betrieb. In der Kategorie „Soziales & Unternehmensführung“ denkt der Trattlerhof stets nach vorn, denn für die Forstnigs ist Nachhaltigkeit eine Haltung: Jakob erzählt von der „Hofleute-Agenda 2025“, ein Paradebeispiel für soziales Miteinander, das den hohen Stellenwert der knapp 50-köpfigen Crew im Trattlerhof zum Ausdruck bringt. Die Agenda hält fest, dass die „Hofleute“ aktiv in den Unternehmenserfolg mit eingebunden werden. „Alle Mitarbeiter, von der Abwasch bis zur Rezeption, sind jetzt Mit-Unternehmer bei uns“, so Jakob. Das Team partizipiert am Betriebserfolg und erhält eine Erfolgsbeteiligung pro Jahr. Dazu kommt ein Jahresbudget, das jeder und jede in die Bereiche Gesundheit, Sport, Ausbildung investieren kann – und in den eigenen Style, in Friseur, Mode oder Tattoos. Und weil das den Forstnigs nicht reicht, engagieren sie auch einen Personal Coach. „Der Psychologe steht den Mitarbeitern anonym zur Verfügung und unterstützt die berufliche und vor allem die persönliche Weiterentwicklung“, sagt Jakob.
2024 ist ein wichtiges Jahr im Trattlerhof, 140 Jahre Gastgeber-Jubiläum sind es heuer. Vor 140 Jahren reisten die Gäste noch mit der Kutsche oder mit dem eigenen Pferd an. „Ganz so umweltschonend geht das heute nicht mehr“, sagt Jakob, er sieht aber den Trend zum bewussteren Reisen. Die Pferdestärken liefern heute immer mehr Elektro-Autos, die Gäste reisen immer öfter mit dem Zug an und nutzen die An- und Abreise-Zuckerl vom Trattlerhof fleißig – die E-Autos zum Ausborgen oder die spezielle Green-Rate mit 8 Prozent Rabatt bei klimaneutraler Anreise.
Hotel Gut Trattlerhof – der klimaneutrale Gutshof
Das Hotel Gut Trattlerhof ist mit den Chalets, dem Restaurant Einkehr und dem eigenen Reitstall eines der best geprüften nachhaltigen Tourismusbetriebe in Kärnten. Warum ganz viel weite Welt in Bad Kleinkirchheim steckt, wie Jakob Forstnig sein Hotel seit 2014 klimaneutral macht und warum seine Frau Birgit keine Angst vor Kontrollen hat, kannst du hier im Detail lesen.
Laut Jakob tut sich auch in der Region in Sachen Mobilität viel: Seit einiger Zeit cruist das neue Nockmobil Ruftaxi in den Bergen herum, ein Anrufsammeltaxi mit über 600 Haltepunkten in der Region Millstätter See - Bad Kleinkirchheim - Nockberge. Je mehr Personen sich eine Fahrt teilen, desto günstiger wird der Fahrtpreis pro Person. Das Taxi erleichtert den Urlaub ohne Auto und schont gleichzeitig das Geldbörserl - win, win.
Als Vorsitzender im Tourismusverband Bad Kleinkirchheim hat Jakob in den letzten Monaten viel am „Projekt Dorfplatz“ mitgetüftelt. Bis Herbst 2024 soll auf der Grünfläche zwischen der Therme St. Kathrein und der Maibrunnbahn ein völlig neu gestalteter Ortskern entstehen: Ein Begegnungsraum für die Einheimischen und die Touristen, der das nachhaltige Zusammenleben von Mensch, Tier und Natur erlebbar macht. Auch Slow Food wird eine Rolle spielen. Bad Kleinkirchheim ist ein Slow Food Village, der Trattlerhof selbst gehört zu den Top Slow-Food-Betrieben in Österreich. „Dass das so ist, liegt an der Gemeinschaft zwischen Bauern, Landwirten, Hoteliers, Gastronomen und Einheimischen, die hier sehr gut funktioniert“, sagt der Gastgeber. „Der Dorfplatz ist eine Fortsetzung von dieser schönen Zusammenarbeit zwischen uns Gastronomen und den Landwirten.“ Willst du mehr über das Projekt erfahren, dann klicke hier.
