Change Maker Hotel Weihrerhof Klaus Pichler
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Weihrerhof: Denken und Schrauben am Ritten

Hotelnews

Hoch oben über Bozen, im Weihrerhof auf dem Südtiroler Sonnenplateau Ritten, liest du das Pichlersche Engagement für die Umwelt an ihren Taten ab. Sechs frisch renovierte Zimmer stehen für dich bereit, in denen dennoch nicht alles neu ist. Bei den Toiletten packen Manuela und Klaus sogar selber an. Was das alles mit ihrem veränderten Mindset zu tun hat, und welches von Medien viel zu wenig beleuchtete Thema die beiden als nächstes angreifen, erfährst du hier.

Franziska Riedl

Luftschlösser liegen ihm nicht. Klaus Pichlers Superpower ist das Machen. Der Weihrerhof-Chef hat hier oben am Rittner Plateau in Südtirol immer eine gute Idee im Hinterkopf. Mindestens. Wenn wir hier schreiben, was du alles Neues vorfindest, setzt er schon die nächste in Realität um. Was ihm und seiner Frau Manuela dabei auffällt: „In all unserem Tun werden wir immer konsequenter", sagt Klaus. Egal ob bei der Erweiterung der Photovoltaikanlage oder dem Spülkasten am Klo – die beiden gehen keine Kompromisse ein. Im Fall der Fälle packen sie sogar selbst mit an und werkeln. An große Ideen zum Wasser und an kleineren, wie der Sache mit dem Schwimmer in den Toiletten – ein vermeintlich winziger Kniff mit großer Wirkung.

Cradle-to-Cradle im Hotelzimmer

Klaus und Manuela denken Dinge anders als in den Jahren zuvor. Ein Beispiel sind die sechs Zimmer, die im Weihrerhof ein Update bekamen. Ein Unterfangen, das früher nach dem Motto „rausschmeißen und neu machen“ über die Bühne gegangen wär. Jetzt gehen Klaus und Manuela den Umbau bewusst an, denken in Kreisläufen und nach dem Cradle to Cradle Prinzip. Als Konsequenz findest du nun zum Beispiel alte Stubenstühle, die für den Weihrerhof aufgepäppelt wurden und in frischem Gewand auf dich warten. Und wenn du auf neuen Matratzen schläfst, sind die komplett aus recycelten Materialien und mit natürlichen Auflagen vom Villnösser Brillenschaf hergestellt. Die alten gingen als Spende an ein Projekt in Afrika.

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Hotel Weihrerhof
Smartes Wassersparen in Südtirol

Auch die Sache mit den Toilettenschwimmern verdeutlicht das Commitment der Pichlers. Die Aufgabe hat selbst Installateure an ihre Grenzen gebracht, weiß Klaus. Also packt er selbst an: „Wir haben alle Toilettenspülungen händisch geändert, also den Schwimmer im Spülkasten so eingestellt, dass er bei jeder Spülung früher stoppt und damit insgesamt weniger Wasser verbraucht wird“, erzählt er. Dieser Hands-on-Mindset spart dem Hotel jetzt zwei Liter Wasser pro Spülung – in Summe eine beachtliche Menge bei fünf bis sieben Toilettengängen pro Gast und Tag.
Dass das Thema Wasser den Pichlers ein sensibles ist, fußt auf der Tatsache, dass Wasser am Ritten schon immer ein knappes Gut war. Das Hotelierspaar will sich hier stetig verbessern. Im letzten Jahr unter anderem in dem es sich die Frage stellte, ob es wirklich notwenig sei, dass die Gäste im Trinkwasser schwimmen? Gemeint ist das Outdoor-Pool. Es wurde in Folge intensiver Überlegungen nun an die eigene, ebenfalls glasklare Wasserquelle angebunden und spart dem Ort damit nochmal knapp 500.000 Liter Trinkwasser.

Hotel Weihrerhof – Urlaub fürs Ich am Bergsee

Der Weihrerhof liegt idyllisch am Wolfsgrubner Bergsee in Oberbozen. Dort setzen Manuela und Klaus Pichler voll auf die Natur und gleichzeitig auf glasklar messbare Nachhaltigkeitsziele. Warum die Schonung von Ressourcen kein Schamanenwissen ist, und was das alles mit den 40 Blackboxes im Kuhstall zu tun hat, liest du hier. 

Kleine Steps, nachhaltige Wirkung

Und die Tasklist setzt sich fort. Der Fokus liegt oft auf der Technik. „Wir waren immer schon technikaffin und versuchen uns dahingehend stetig zu entwickeln“, erzählt Klaus. 90 Prozent der benötigten Energien produziert der Weihrerhof jetzt schon selbst. Damit bald 100 daraus werden, wurde die Photovoltaikanlage in den letzten Monaten in ihrer Größe verdoppelt.

Was im Weihrerhof jetzt noch anders läuft? Dass das Hotel die Anfahrtskosten der Mitarbeitenden, die mit Öffis kommen, voll übernimmt. Dass alles Papier 100 Prozent recycelt ist und die Zimmerreinigung nur noch jeden zweiten Tag vorbeischaut. Dass keine Kerzen mehr an den Tischen flackern, schließlich bestehen sie fast immer aus Paraffin, ein Produkt der Erdölproduktion. Und: dass du jetzt aus Saftgläsern trinkst, die im früheren Leben Weinflaschen waren und ohne Rohstoffverbrauch oder Abfall von der Firma Rebottled neu inszeniert werden. „Mit dem Gewinn unterstützt das Unternehmen soziale Projekte, das war uns total wichtig“, sagt der Hotel-Chef. Gute Lieferant*innen zu haben sei für ihn das eine. Welche zu finden, die auch selbst weiterdenken, ist das große Ziel, wenn er in die Zukunft schaut.

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Change Maker Hotel Weihrerhof Suedtirol Oberbozen Zimmer Empfang
Hotel Weihrerhof
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Change Maker Hotel Weihrerhof Suedtirol Oberbozen Sauna Schnee
Hotel Weihrerhof
Soziale Verantwortung und Biodiversität

Jahr für Jahr versuchen die Pichlers Emissionen zu reduzieren. 2024 steuern sie vier bis fünf Prozent Ersparnis an. Das sei realistisch meint Klaus, vor allem mit Blick auf das letzte Jahr, in dem sie mit knapp 30 Prozent Reduktion viel geschafft haben und ähnlich große Schritte gar nicht mehr möglich seien.
Ein weiteres Anliegen der beiden ist die verstärkte Zusammenarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung. Ein konkretes Projekt setzt der Weihrerhof in Kooperation mit der Geschützten Werkstätte KIMM um: Dort wurde das Layout für Wäschesäcke entwickelt, die dann im Hotel zum Einsatz kommen. Und auch im KIMM designte Schuhlöffel sind in Planung.
„Außerdem wollen wir noch mehr in Richtung Biodiversität gehen“, ergänzt Klaus. „Schließlich ist sie fast noch wichtiger als das CO2, bekommt von den Medien aber noch viel zu wenig Aufmerksamkeit.“ Bald bekommst du beim Auschecken ein von der Werkstätte KIMM gestaltetes Briefchen mit Blumensamen mit nachhause. Die kannst du dann im eigenen Topf am Fensterbrett, im Garten oder auf der Terrasse einsetzen – als Reminder an die Vielfalt der Natur.

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Robert Kropf

Visionär*innen