
Bei Philipp Amann dreht sich alles ums Thema Schlafen – dennoch ist er ein Wachrüttler. Als Chef von Samina weiß er, warum das Schlafzimmer Ort für Kraft und Regeneration ist, wieso wir abends unser System herunterfahren müssen und wie das bestmöglich gelingt.
Seit über 35 Jahren beschäftigt sich Samina mit dem Thema gesunder Schlaf. Begründer Günther W. Amann-Jennson ist Psychologe und forscht seit vier Jahrzehnten an Schlafverbesserungen, die man schlaftherapeutisch nutzen kann. Gemeinsam mit Schlafexpert*innen entwickelte er ein gesundes Schlafsystem.
Inzwischen hat der Begründer des bioenergetischen Schlafs das Ruder an seinen Sohn Philipp Amann übergeben. Der junge Wirbelwind aus Vorarlberg informiert mit viel Leidenschaft über gesunden Schlaf und das ideale Schlafumfeld. Wir haben ihn zum Interview getroffen und nachgefragt, was es mit bioenergetischem Schlaf auf sich hat und warum es gut tut, schräg zu schlafen.
Warum schlafen immer mehr Menschen schlecht?
Wenn wir Leuten auf der Straße die Frage stellen, ob sie heute Nacht lieber in der Chemiefabrik oder im Wald schlafen möchten, entscheiden sich nur die wenigsten für die Fabrik. Wir haben ja instinktiv nicht vergessen, dass wir ein Teil der Natur sind. Wenn wir aber dieselben Menschen fragen, worauf sie zu Hause schlafen, erfahren wir, dass 95 von 100 Befragten freiwillig auf Sondermüll schlafen – auf Kaltschaummatratzen, Boxspring- oder Wasserbetten.
Es sind immer mehr synthetische und chemische Komponenten im Spiel. Dabei parkt uns der liebe Gott, das Universum, vier von zwölf Monaten des Jahres an diesem Ort, um zu regenerieren. Und was machen die Menschen? Sie vergiften sich weiter. Daraus ist unsere Mission entstanden, denn viele machen das ja unwissentlich und unbewusst.
Was ist eure Mission?
Schlaf wird meistens erst dann bewusst, wenn er nicht mehr funktioniert. Man weiß, dass etwa 80 Prozent aller Erwachsenen im deutschsprachigen Raum schlecht schlafen. Wenn es uns gelingt, den Leuten bewusst zu machen, dass es dafür einen Grund gibt und dass wichtige Prozesse in der Nacht stattfinden, haben wir schon gewonnen.
Wir bei Samina wollen die Menschen informieren und die Gesellschaft wacher machen, was das Thema gesunden Schlaf angeht. Wir wissen aus der Glücksforschung, dass ausgeschlafene Menschen auch glücklichere Menschen sind und glückliche Menschen für sich und für andere bessere Entscheidungen treffen.
Kannst du das bitte näher ausführen?
Mit unseren Samina Power Sleeping Rooms wollen wir erreichen, dass die Regenerationsfähigkeit nach oben geht und damit auch die Leistungsfähigkeit. Eine Leistungssteigerung ist zu 100 Prozent abhängig von der Regenerationsfähigkeit eines Menschen. Das heißt, der bioenergetische Schlaf ist der wichtigste Einzelfaktor für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit am Tag.


Gibt es Gewohnheiten oder bestimmte Abendrituale, die bioenergetischen Schlaf fördern?
Auf jeden Fall. Wenn man den Feierabend wieder zum Feierabend macht, ist das ein großer Zugewinn. Früher, wenn die Leute nach Hause gekommen sind, haben sie die Schuhe ausgezogen und irgendwann mal Ruhe gegeben. Wir haben aber mit unserem Smartphone das Büro immer dabei und müssen wissen, dass das unser vegetatives Nervensystem aktiviert.
Die Leute sind dann aber trotzdem irgendwann müde, legen sich ins Bett, können aber nicht einschlafen. Das ist wie ein Computer, den man nicht einfach ausstecken kann; die Systeme müssen herunterfahren. Es gibt immer die Möglichkeit, auf der Verhaltensseite Dinge zu tun, aber wenn es darum geht, das Verhalten zu ändern, kommen allerhand Ausreden daher.
Was kann man unter einem Power Sleeping Room verstehen?
Dabei handelt es sich um unser Schlaf-Gesund-Konzept für Hotels. Jene Hotels, die mit uns zusammenarbeiten – wie zum Beispiel das Fuchsegg im Vorarlberger Schetteregg – haben sich nicht nur für ein Samina Schlafsystem entschieden, sondern auch dafür, das wichtige Thema Regeneration an die Menschen weiterzugeben.
Wenn man den Gästen etwas richtig Gutes tut, kommt das zurück. Der Gast kann das Hotel dann so richtig genießen, denn wir wissen heute, dass 90 Prozent der Kreativität, Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Vitalität und noch vieles mehr aus dem Schlaf entspringt.


Was versteht man unter bioenergetischem Schlaf, und wie unterscheidet er sich von herkömmlichen Ansätzen zur Schlafoptimierung?
Der bioenergetische Schlaf ist ein Begriff, den wir kreiert haben. Das steht für die höchste Form der körperlich-geistigen Regeneration in der Nacht. Das ist auch messtechnisch mit EEG nachweisbar. Dass der beste Schlaf kommen kann, der bioenergetische Schlaf, ist ein Resultat rund um das Wissen über gesunden Schlaf plus über die richtige Hardware.
Du solltest wissen, wie du den Tag schlaffreundlicher gestaltest, und dann in der Nacht in einen Schlafraum wechseln, der alle Kriterien erfüllt – orthopädisch, bettklimatisch, bau- und elektrobiologisch, Licht, Raumluft, Temperatur, Verdunkelung. Wenn man jedoch den ganzen Tag gegen diese Schlaf-gesund-Gesetze verstößt – bewusst oder unbewusst – beißt sich die Katze in den Schwanz. Wir haben bei Samina alles reingeholt, was uns die Natur an Intelligenz schenkt – völlig chemiefrei und in Handarbeit hergestellt.
Wenn ich 75 Jahre lebe, verbringe ich etwa 25 Jahre schlafend. Das muss mir bewusst sein. Wenn das Auto blinkt, fährt man rechts ran und ruft in der Werkstatt an, ob man noch fahren kann. Wenn man selbst den ganzen Tag rot und gelb blinkt, weil man nicht vernünftig schläft, schon gestresst wach wird und nur noch funktioniert, muss das doch nicht sein!
Gibt es Gewohnheiten oder bestimmte Abendrituale, die bioenergetischen Schlaf fördern?
Auf jeden Fall. Wenn man den Feierabend wieder zum Feierabend macht, ist das ein großer Zugewinn. Früher, wenn die Leute nach Hause gekommen sind, haben sie die Schuhe ausgezogen und irgendwann mal Ruhe gegeben. Wir haben aber mit unserem Smartphone das Büro immer dabei und müssen wissen, dass das unser vegetatives Nervensystem aktiviert.
Die Leute sind dann aber trotzdem irgendwann müde, legen sich ins Bett, können aber nicht einschlafen. Das ist wie ein Computer, den man nicht einfach ausstecken kann; die Systeme müssen herunterfahren. Es gibt immer die Möglichkeit, auf der Verhaltensseite Dinge zu tun, aber wenn es darum geht, das Verhalten zu ändern, kommen allerhand Ausreden daher.
Was sollte man tun, um besseren Schlaf zu fördern?
Da empfehle ich beruhigende Dinge wie Spaziergänge und barfußlaufen. Man sollte leicht essen, zwei Stunden vor dem Schlafen gar nichts mehr essen und über den Tag verteilt genug Wasser trinken. Und wenn man Müdigkeit verspürt, tut es auch gut, einfach mal ein bisschen Ruhe zu geben und das Blaulicht runterzufahren.
Ich empfehle es jedem, abends Blaulichtbrillen zu tragen. Sowohl die Hausbeleuchtung als auch Smartphones, Tablets, Computer und TV produzieren zu viel Blaulicht und Blaulicht aktiviert unsere Körpersysteme. Da geht der Körper dann davon aus, es ist taghell.


Wie wirkt sich die Art des Bettes, speziell der Matratze und Bettwäsche, auf unsere Schlafqualität aus?
Es hat einen direkten Einfluss, weil der Mensch ein offenes System ist und in einer permanenten Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht. Es muss einem bewusst sein, dass wenn man mit synthetischen, technischen und chemischen Materialien im Schlafzimmer umgeben ist, diese in den Körper wandern. Haut und Lunge nehmen alles auf und wir verbringen enorm viel Zeit dort. Es gibt kein Möbelstück in Haus, Wohnung oder Hotel, das der Mensch mehr nutzt als das Bett.
In der Biohacker-Szene gilt das Samina Bett als „Bentley unter den Betten“. Warum?
Weil unser Schlafsystem ganzheitlich arbeitet und jede Schicht zu 100 Prozent auf Gesundheit, Schlafqualität und Natur ausgerichtet ist. Wir bieten einfach das gesündeste Schlafsystem und genau darauf kommt es den Biohacker*innen an.
Und natürlich wegen den Innovationen, wie der Möglichkeit, schräg zu schlafen. Das geht mit unserem Bett besonders gut. Wenn es dir gelingt, deinen Kopf zehn Zentimeter höher zu lagern, als die Beine, also das Bett am Kopfende zu erhöhen, dann liegst du schon in dieser Gravitation – mit zwei Harry Potter Bänden müsste das fast möglich sein.
Schräg schlafen? Welche Vorteile hat das?
Da geht’s um das Thema Schwerkraft, die Gravitation. Vieles über das Phänomen wissen wir noch gar nicht, aber etwas hat man herausgefunden: Ohne Schwerkraft bleiben die Leute nicht gesund. Untersuchungen haben gezeigt, dass, wenn man für sechs Wochen flach im Bett liegt, man dieselben Krankheitsbilder entwickelt wie in der Schwerelosigkeit. Mein Vater und Weltraummediziner Karl Hecht, der 30 Jahre lang an der Charité Berlin das Schlaflabor geleitet hat, haben vor zwölf Jahren das erste Gravitationsbett entwickelt.
Unsere Kund*innen schlafen schräg, damit man die ganze Nacht den Körper in die Schwerkraft bringt als Vitalitätsfaktor. Damit wollen wir auch das viele Sitzen kompensieren. Sitzen ist das neue Rauchen. Wenn man mehr als 30 Minuten sitzt, fangen die Faszien an zu verkleben, weil das nicht normal ist für den Menschen. Schräg schlafen hat gesundheitliche Vorteile und wirkt zu wenig Bewegung entgegen.
Welche Rolle spielt die Natur oder Erdung – zum Beispiel das Barfußlaufen oder Waldbaden – für besseren Schlaf?
Das spielt eine große Rolle. Wir haben vor 30 Jahren begonnen, die Menschen zu erden, haben uns empirisch nach vorne gearbeitet und mussten noch 20 Jahre warten, bis die Wissenschaft Ergebnisse nachgeliefert hat. Mittlerweise ist das super untersucht. Aber wer läuft daheim schon acht Stunden am Tag barfuß rum. Darum haben wir uns diese Technologien ins Bett geholt. Auch Waldbaden ist hervorragend.
Viele Menschen haben heutzutage Schlafprobleme. Wie kann man dem entgegenwirken?
Wir bei Samina betreiben in der Zwischenzeit auch unser Recovery Center. Dort machen wir Anwendungen wie Rotlicht, Kälte, Sauerstofftherapien – alles Dinge aus der Wissenschaft, von denen wir aus der Studienlage wissen, dass sie der Regeneration in die Karten spielen. Damit können wir den Menschen zeigen, dass sie sich noch entspannen und regenerieren können.
Gibt es spezielle Atemtechniken oder Entspannungsübungen – evtl. in Verbindung mit Meditation oder Yoga –, die helfen, den Körper auf den Schlaf vorzubereiten?
Absolut. Ich meditiere seit über fünfzehn Jahren jeden Tag. Meditation und Atmung sind Dinge, auf die das vegetative Nervensystem sofort reagiert. Wenn ich das über den Tag verteilt schon ein paar Mal mache, schlafe ich einfach besser. Es gibt verschiedene Schlafrituale. Wichtig ist, dass man mit einem beginnt und den Schlaf priorisiert.

Atmung als Schlüssel
Was, wenn der Schlüssel zu mehr Energie, innerer Ruhe und Regeneration direkt unter deiner Nase liegt? Johanna Lehmann ist Atemtrainerin, Yogalehrerin und Gründerin von Tiger & Turtle Breathwork. Sie zeigt, wie die Kraft der Atmung Körper und Geist in Balance bringt und warum bewusste Atemtechniken im Urlaub und Alltag entspannter machen.
Welche Möglichkeiten gibt es im Urlaub, sich möglichst gut aufs Schlafen vorzubereiten, wenn ich im fremden Bett liege, ohne meine gewohnte Schlafumgebung und mit anderen Essenszeiten?
Oft schläft man im Hotel schlechter, da es nicht die gewohnte Schlafumgebung ist. Das ist der First-Night-Effekt, den Wissenschaftler*innen untersucht haben. Viele unserer Kund*innen nehmen ihre Travel-Erdungsauflage mit auf Reisen, wenn sie in Urlaub sind.
Aber wenn sie Glück haben, ist es ein Hotel wie das Fuchsegg, das mit Samina Betten ausgestattet ist. Die sind so natürlich, dass die Gäste Kraft tanken und loslassen können. Unserer Idee ist, dass Gäste im Urlaub auf Samina Betten besser schlafen als zu Hause, um dann für zu Hause gute Entscheidungen treffen zu können – sowohl für das Schlafverhalten als auch bei der Hardware.
Abschließend: Wenn du uns drei Tipps für besseren Schlaf geben kannst, welche wären das?
Tipp eins ist den eigenen Schlaf heilig zu machen, zu priorisieren und bewusst zu machen. Zweitens ist Mediation eine Möglichkeit, in ein freies, unbeschriebenes Feld einzutauchen und auf psychischer Ebene einen guten Schlaf zu unterstützen. Die höhere Intelligenz in sich zu aktivieren, führt bestimmt zu einem besseren Schlaf. Und zu guter Letzt: gesunde Ernährung, Sport und Bewegung – ganz klar.


Praktisch für unterwegs: Das Samina Travel-Kit mit Kopfkissen, Lokosana Erdungsauflage und speziellem Schlaflicht.