Ob biologisch – ohne Chemie und mit viel Liebe zum Boden – oder biodynamisch, wo Mond und Sterne mitreden: Nachhaltigkeit liegt hier im Glas! Neun Change Maker Hotels teilen ihre liebsten Weingüter in Südtirol. Denn: Sharing is caring – und das schmeckt man bei jedem Schluck!
Patrick ist der Haus-Sommelier im Green Luxury Hotel Pfösl in Südtirol. Sein Wissen zur Traube ist groß, sein Geschmacksinn gut geschult. Seine Lieblingswinzer in Südtirol? Das Weingut Rielinger in Ritten zum Beispiel: der Rielingerhof produzierte schon im Mittelalter Wein, heute sind es seine „charakterstarken Weine“, die den Pfösl-Kenner begeistern. Auch Manincor in Kaltern, eines der größten Weingüter Südtirols, schätzt der Sommelier – hier wird strikt biodynamisch gearbeitet. Ansitz Dolomytos Sacker, bis heute nach den Ideen seines Gründers, dem Tüftler und Mythologie-Freak Prof. Zierock, weitergeführt, ist für Patrick der Ort für die besten Orange-Weine der Region. Den Top-Viognier – die kräftige Weißweinsorte – produziert für ihn Andreas Dichristin vom Tröpfltalhof in Kaltern. Außerdem empfiehlt Patrick das Weingut Pfitscher in Montan, die erste „KlimaHaus Wine“-Kellerei in Italien. Eine Auszeichnung, die es nicht nur für die Einhaltung besonderer Anforderungen an die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit des Gebäudes gibt, es muss auch besonders ressourcenschonend produziert werden.
Restaurant im Hotel Pfösl
Andreas Dichristin vom Tröpfltalhof
„In Gesprächen mit den Biowinzern spürt man ihre Freude an der Arbeit, ihr Engagement und die Bereitschaft den „anderen“, bestimmt schwierigeren Weg weiter zu gehen“, sagt Sonja Resch. Schon seit 40 Jahren arbeitet der Steineggerhof mit der Familie Meßner vom Burgerhof Meßner in Brixen zusammen. Sie leben für das Wirtschaften in kurzen Kreisläufen und setzen auf die Weiterentwicklung pilzwiderstandsfähiger Sorten. Genauso eng ist das Hotel mit Karl Kasseroller vom Strickerhof in Frangart verbandelt – ganz lang baut er biologisch an, im Sortiment: klassische Sorten wie Chardonnay und Vernatsch und der pilzwiderstandsfähige Bronner. Auch die biologischen Weine vom Bio-Bauernhof Santerhof in Mühlbach findest du auf der Steineggerhof-Weinkarte. Genauso wie jene vom kleinen, familiengeführten Seppi Weingut in Kaltern, wo Werner Seppi inspiriert von der Philosophie Rudolf Steiners und ganz nah an der Natur arbeitet. Sonjas 5. Empfehlung: Der Rielingerhof am Ritten. Auf knapp 3,5 Hektar baut die Familie Meßner Sorten wie Vernatsch, Kerner und Blauburgunder an. Eine kleine Perle sind die Rebstöcke mit der kaum noch existierenden Sorte Blatterle.
Steineggerhof
Johannes Meßner vom Burgerhof
Stephan Mühlmann schaut nicht nur im Leitlhof-Restaurant auf Regionalität. Auch Vieles, was im hauseigenen Weinkeller lagert, kommt aus dem unmittelbaren Rundherum und von Bio-Weingütern aus Südtirol. Stephan begeistern die Weine von Loacker – das Weingut geht schon seit 40 Jahren streng biodynamische Wege und setzt als eine der wenigen Homöopathie im Weinberg ein. Im Blick hat Stephan auch die Vinos der Bio-Winzerin Nathalie Bellutti, die sich im Ansitz Rynnhof in Tramin auf vier Leitsorten konzentriert, die zur Gegend passen: Gewürztraminer, Weißburgunder, Lagrein und Vernatsch. Noch eine Leitlhof-Herzensempfehlung: Die frischen Weine von Thomas Niedermayr in Eppan an der Weinstraße, dessen Rebanlagen vom spezifischen Kleinklima der Eppaner Eislöcher beeinflusst werden. Und last but not least kredenzt Stephan im Leitlhof auch Weine von Widum Baumann: Die Weinreben wachsen hoch überm Bozner Talkessel, auf 1.000 Metern Höhe und haben dadurch ein ganz eigenes Aroma.
Blick in die Leitlhof-Bar
Die Loacker-Brüder
Brigitte Aichner, die älteste der drei Aichner-Schwestern, ist ausgebildete Sommelière und hat vom Hotel Petrus aus die Top-Weingüter im Blick. Zu ihren Favorites gehören das kleine Bio-Weingut Nusserhof in Bozen, ein Familienbetrieb, der ohne Website und Mailadresse auskommt, „hier zählt der persönliche Kontakt“, sagt Brigitte. Genauso liebt sie die biodynamischen Naturweine vom Weingut Pranzegg bei Bozen, sie entstehen durch händische Lese und Spontanvergärung, ohne Schönung und Filtration. Brigittes nächster Tipp sind die „Piwi“-, also die pilzwiderstandsfähigen Sorten von Thomas Niedermayr, der komplett auf Chemie und Künstliches verzichtet. Seit 2023 ist das Weingut Baron Longo in Neumarkt – Brigittes nächste Empfehlung – Demeter zertifiziert. Sie schätzt die spannenden Weine, die aufgrund von hohen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht entstehen. Und auch die letzte Empfehlung aus dem Hause Petrus, der Tröpfltalhof in Kaltern, ist Demeter zertifiziert. Für Brigitte „der neue Stern in der Südtiroler Naturweinszene“. Andreas Dichristin bewirtschaftet seine Berge minimalistisch, ohne Herbizide, synthetische Dünger. Stattdessen kommen biodynamische Präparate zum Einsatz, Tee von Brennnessel, Kamille und Löwenzahn.
Kaminstube im Hotel Petrus
Martin Gojer vom Weingut Pranzegg
Petra und Maria Oberkofler vom Hotel & Gasthof zum Hirschen schauen nicht so sehr auf die Shootingstars im Weinberg. Sie empfehlen kleine, feine Produzent*innen, die „mit Herzblut bei der Sachen sind“. Der Zollweghof oberhalb von Lana ist so einer, schon 1990 wurde hier gänzlich auf bio umgesattelt, die Weine reifen im 700 Jahre alten Keller. Ähnlich früh startete Thomas Hafner vom Sonnleitenhof in Terlan mit biologischem Anbau – auch seine Weine wertschätzen die zwei. Ebenso jene von Radoar im Eisacktal: Die Weinbauflächen des Hofs gehören zu den höchstgelegenen in Südtirol, seit fast 30 Jahren wird die Landwirtschaft in Form eines geschlossenen Kreislaufs zwischen Boden, Pflanzen und Natur betrieben. Ein weiteres Lieblingsgut ist der über 200 Jahre alte Brunnenhof Mazzon in Mazon, wo der lehmige Boden, die Nachmittagssonne und der Südwind vom Gardasee ideale Verhältnisse in den Weinbergen schaffen. Hirschen Tipp 5: Der Bergmannhof in Eppan. Durch selektive Handlese gelangt bei der Familie Pichler nur physiologisch reifes, gesundes Traubengut in kleinen Kisten zur Verarbeitung. Die Kellerarbeiten erfolgen nach dem Grundsatz „so viel wie notwendig, so wenig wie möglich“.
Restaurant im Hotel & Gasthaus zum Hirschen
Johannes Pichler vom Bergmannhof
Thomas Steiner, Olm-Ideengeber, vergibt zehn Sterne an fünf sehr unterschiedliche Weingüter. Zu seinen Favoriten gehört das Bioweingut Zöhlhof in Feldthurns wegen der guten Weißweine. Außerdem ist das Olm mit dem Nusserhof im Südosten von Bozen verbunden, hier werden seit 1788 vor allem die autochthonen Rebsorten Lagrein und Blatterle angebaut. Thomas schwärmt für die Weine von Ansitz Dolomytos Sacker, sie werden in Cigarillos-Fässern vergoren und mit Kräutern aromatisiert. Das Weingut Haderburg – Thomas’ vierte Empfehlung – liegt am Rand von Saturn auf einem Felssporn der Haderburg. Die Weine reifen hier in uralten Kellergewölben, auf den 13 Hektar Rebflächen nutzt man Heilkräuter, Dung und Silizium – allesamt natürliche Stoffe. Auch die Weine von Thomas Niedermayr lagern im Weinkeller des Olm Nature Escape. Seine Rebanlagen erstrecken sich rund um den Hof Gandberg, die pilzwiderstandsfähigen Weine schmecken frisch, sie reflektieren das Jahr.
Restaurant im Olm Nature Escape
Winzer Thomas Niedermayr
Auf der Weinkarte im Restaurant des Weihrerhof fädeln sich ausschließlich Weine aus Südtirol auf, viele davon reifen in den Kellern spannender Bio-Winzer heran. Zu Klaus’ Favoriten gehören jene von Loacker, „unbestritten einer der Bio-Vorreiter in Italien und übrigens der Bruder der Loacker Waffeln“, sagt er. Auch die Weine des Ansitz Dolomytos Sacker reiht Klaus in seine persönliche Bestenliste mit ein, die Trauben dürfen hier in Amphoren gären, die Weine: eine verrückte Mischung aus weißen Trauben von Sauvignon Blanc bis Assyrtiko. Klaus’ Bio-Wein-Empfehlung ist auch Manincor, die Familie Goëss-Enzenberg hat österreichische Wurzeln und arbeitet strikt biodynamisch, lässt Kompost die Böden revitalisieren und Bäume und Hecken die Weinberge durchbrechen. Auf 1250 Metern Höhe produziert der Lieselehof seinen Wein: In Kaltern werden hier jeden Herbst unter anderem die Kälte resistenten Solaris Trauben von Hand geerntet. Klaus’ letzter Winzer-Tipp: die starken Gebirgsweine von Garlider in Feldthurns. Vier weiße Rebsorten kultiviert Christian Kerschbaumer unter Einsatz biodynamischer Methoden. „Außerdem baut er den einzigen Blauburgunder im Eisacktal an“.
Blick ins Restaurant vom Hotel Weihrerhof
Graf Michael und Gräfin Sophie in den Weinbergen von Manincor
Walter Holzer vom Berghotel Sexten ist Hotelier aus Leidenschaft und ein absoluter Connaisseur was guten Wein angeht. Im Berghotel Sexten kredenzt er seinen eigenen charaktervollen Kuckuck-Wein vom Bioweingut Vogelsanghof. Sein Weingut gehört zur „BioWeis-Gruppe“, ein Bündnis aus aktuell neun Weinbauern, die die große Freude am Wein, das kontrollierte Nichtstun in den eigenen Weinbergen und vor allem der große Wunsch eint, die Sichtbarkeit des Bioweinanbaus in Südtirol zu erhöhen. Zudem veranstalten sie immer wieder feine Weinfeste um den Austausch untereinander zu fördern. Klar stehen auf Walters Favoritenliste ausschließlich Bio-Wein-Kollegen: Das Weingut Röck in Villanders etwa, das Weingut von Daniel Sigmund im Eisacktal, der Santerhof in Mühlbach und der kleine, Demeter zertifizierte Huaberhof im Dörfchen Teis.
Restaurant vom Berghotel Sexten
Karin Schiner vom Vogelsanghof
Stefan Mahlknecht vom Waldhof2 ist ein junger Wilder. Und seine liebsten Bio-Winzer sind es oft auch. Aktuell schaut der Hotelier und Outdoor-Fotograf zum Beispiel zu Pranzegg bei Bozen: Martin und Marion sehen sich als Naturbotschafter, ihre Weine entstehen durch händische Lese und Spontanvergärung, ohne Schönung und Filtration. Auch das Weingut Röck in Villanders hat Stefan im Blick: Die Augschölls arbeiten mit den Händen und verwenden auf den schottrige Quarzphyllit-Böden so wenig Schnickschnack wie möglich. Der Waldhof-Chef empfiehlt außerdem die Spitzenweine von Thomas Niedermayr, sie reflektieren das Jahr, haben Ecken und Kanten, seine Reben lässt der Winzer wild sein. Mindestens genauso begeistern Stefan die Tropfen von Daniel Sigmund in Brixen: Auf seinen steilen Hängen im kühlen Eisacktal lässt der junge Winzer Schafe die Rebzeilen durchstreifen, die unterschiedlichen Höhenlagen pushen die Vielfalt. Und apropos Vielfalt: auch bei Alois Lageder geht es um die Diversität. Das Weingut versteht sich als Hoforganismus, als einen lebendigen Mikrokosmos mit einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Die Weine gehören zu Stefans Bio-Siegern.
Zu Tisch!...im Waldhof2
Hannes vom Familienweingut Röck
Auf einen Blick: alle bio- und biodynamischen Lieblingswinzer der neun Change Maker Hotels in Südtirol aufgelistet von A-Z. Weil hier nur das Beste aufgetischt wird!
Huaberhof
Nusserhof