Die positiven Auswirkungen von Wertschätzung am Arbeitsplatz sind keine Hippe-Fantasie, sondern wissenschaftlich belegt: Anerkennung fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern hat auch maßgeblichen Einfluss auf Motivation, Zufriedenheit und das Arbeitsergebnis. Wie das genau geht erklärt Manuela Wenger, die gerade den ersten Wertschätzungssummit veranstaltet.
Am Ende des Tages zählt die Zwischenmenschlichkeit – gerade in Zeiten des Wandels und der fortschreitenden Digitalisierung. Deshalb ruft Unternehmerin, Coachin und Key Note Speakerin Manuela Wenger in Salzburg den ersten „Wertschätzungssummit“ Europas ins Leben. „Bei der Speaker-Auswahl war mein oberstes Prinzip, Vortragende zu finden, die in ihrem Unternehmen als gutes Beispiel mit einer wertschätzenden Führung vorangehen.“ Wir haben mit der leidenschaftlichen „Wertschätzerin“ über ehrliche Empathie, Selbstfürsorge und optimales Team-Building gesprochen.
Wieso ist dir in deinem Leben gerade das Thema Wertschätzung so ans Herz gewachsen?
Ich war in meiner Berufslaufbahn in verschiedenen Jobs tätig. In manchen war ich glücklicher und engagierter, in manchen nicht. Damals dachte ich, dass meine Demotivation an der unfairen Bezahlung lag. Durch ein Schlüsselerlebnis wurde mir aber bewusst, dass das Geld definitiv nur ein Hygienefaktor ist und meine Motivation hauptsächlich durch meine wertschätzende Führungskraft ausgelöst wurde. Dies zeigte sich durch ein enormes Engagement und eine hohe Loyalität dem Unternehmen gegenüber. Und das ist der Grund, warum ich mich für eine wertschätzende Führung so stark einsetze. Damit Führungskräfte von dieser enormen Wirkungskraft wissen und sie einsetzen können. Doch Vorsicht bei all dieser Euphorie: Wertschätzung nur wegen des Engagements bei den Mitarbeitenden einzusetzen, ist zu kurz gedacht. Sie sollte authentisch gelebt werden.
Was sind die Top 5 Verhaltensweisen einer wertschätzenden Führungskraft?
Wertschätzende Verhaltensweisen sind die Schlüsselkompetenzen für Führungskräfte der Zukunft, um ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und das Engagement sowie die Leistung ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Letztendlich zählt für mich die innere Haltung als oberstes Gebot für Wertschätzung. Um es auf Top 5 zu reduzieren, würde ich folgende Punkte auf die vorderen Ränge setzen: Das 1x1 der Höflichkeitsform, Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zeit schenken, ehrliches, zeitnahes und authentisches Feedback geben und als Draufgabe die nötige Empathie, sich in die anderen hineinversetzen zu können. Wenn all das und noch viel anderes von den Führungskräften – und auch von den Mitarbeitenden – aktiv praktiziert wird, fördert dies eine positive Unternehmenskultur. Damit steigen die Loyalität und damit einher das Engagement. Als positive Konsequenz sieht man in Unternehmen steigende Umsätze und langfristige Erfolge in Teams und Organisationen.
In der Hotellerie braucht es doppelt Wertschätzung – für die Mitarbeiter:innen, für die Gäste. Braucht es in dieser Branche bestimmte Tools?
In meinen Vorträgen und Workshops vergleiche ich oft wertschätzendes Verhalten zwischen beruflichen und privaten Beziehungen. Und wir kommen dabei immer wieder zu dem Schluss, dass es egal ist, in welcher Beziehung wir mit unserem Gegenüber sind. Die Wertschätzung muss immer dieselbe sein – egal in welcher Branche. Ich habe dazu einen sogenannten „Wertschätzungs-Kreislauf“ entwickelt, zwischen Unternehmen/Führungskraft, Mitarbeiter:innen und Gästen. Und der beschreibt bzw. bestätigt folgendes: So wie das Unternehmen bzw. die Führungskraft zum Mitarbeitenden agiert, so werden sich die Mitarbeitenden zu den Kund:innen verhalten. Und jetzt kommt das, was oft als „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ bekannt ist: Wenn sich die Gäste wertschätzend bedient und beraten fühlen, dann führt dies zur Kundenbindung sowie Weiterempfehlung und somit zur Wertschöpfung.
Wie lernt man, sich auch als Führungskraft mehr wertzuschätzen?
Für das eigene „Wohlbefinden“ zu sorgen, ist ein wichtiger Schritt für eine effektive Führung. Sich selbst wertschätzen heißt: Führungsfähigkeiten stärken. Das beginnt unter anderem bei der Selbstfürsorge, mit der auf die eigene körperliche und emotionale Gesundheit geachtet wird. Das heißt, sich Zeit für Entspannung, die eigenen Hobbys oder sozialen Aktivitäten zu nehmen. Ein weiterer irrsinnig wichtiger Punkt ist die Selbstreflexion. Welche Fähigkeiten, Eigenschaften und Erfahrungen machen mich zu einer effektiven Führungskraft? Dabei sind die eigenen Erfolge sowie die Erfolge des Teams in Betracht zu ziehen. Ergänzend braucht es auch die Identifikation der eigenen Stärken und auch Schwächen. Wertgeschätzt gehören die Stärken und gleichzeitig die Anerkennung der Schwächen, an denen noch gearbeitet werden muss, um wachsen zu können. Dies bringt mich zu einem weiteren Punkt, nämlich die Weiterbildung. Die Investition in die berufliche Entwicklung kann die Fähigkeiten als Führungskraft erweitern und vertiefen.
Bei der Wertschätzung kommt es auf die innere Haltung an. Dazu ist es wichtig, den eigenen Bewusstseinsprozess in Gang zu setzen – wie kann dies gelingen?
Dies erfordert unter anderem die Selbstreflexion und dazu das kontinuierliches Tun. Das heißt, sich regelmäßig Zeit nehmen, um die eigenen Überzeugungen, Einstellungen und Verhaltensmuster zu hinterfragen. Außerdem braucht es die Reflexion der Interaktion mit anderen und darüber, welche Reaktion sie in mir auslöst. Mein Credo lautet, Wertschätzung kann man lernen. Wenn man sie Schritt für Schritt immer wieder im Alltag integriert und kontinuierlich an der persönlichen Entwicklung arbeitet. So kommt man „ins aktive wertschätzende Tun“.
Der digitale Wandel ist voll im Gange, die KI hat ihm einen zusätzlichen Turbo verpasst. Vielen macht das Angst, sie fürchten u.a. ersetzt zu werden. Warum ist Wertschätzung nun um so wichtiger und wie kann sie aussehen?
Gerade in dieser Zeit, wo der digitale Wandel und die zunehmende Integration von KI im Arbeitsleben eingetroffen ist, wird Wertschätzung und die menschliche Dimension wichtiger denn je. Das Positive ist, dass Menschen Fähigkeiten und Emotionen haben, die durch die Technologie nicht ersetzt werden können. Die Wertschätzung kann dabei auf verschiedene Weise zum Ausdruck gebracht werden. Das beginnt bei der Anerkennung für gute Leistungen und Erfolge, geht über ein offenes und unterstützendes Kommunikationsklima, regelmäßiges Feedback und den Blick auf die berufliche Weiter-Entwicklung der Mitarbeitenden. Und allen voran die Förderung der Team- und Zusammenarbeit, um so die Ängste der Belegschaft zu nehmen.
Selbstführung ist ein wichtiger Teil der Wertschätzung, also sich seiner Kompetenzen bewusst zu sein und diese bestmöglich einzusetzen. Was sind die Tools, was das mentale Mindset, die Mitarbeitende dazu benötigen?
Auch hier geht es stark um die Selbstreflexion. Mit dieser Fähigkeit können sich Mitarbeitende weiterentwickeln und ihre Stärken, Schwächen, Werte und Ziele besser verstehen und gezielt verbessern. Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist die Selbstmotivation. Die Motivation, die intrinsisch – also von sich selbst im Innen – kommt, ist die wirkungsvollste, um Ziele zu verfolgen. Ergänzend braucht es die Selbstpflege. Das heißt, die Mitarbeitenden müssen auch für eigenes Wohlbefinden sorgen in Form von gesundem Lebensstil, Stressbewältigung und der „Work-Life-Balance“.
14. März 2024
BIOGENA Good Health World in Koppl bei Salzburg