Karin Leebs Ideen sind oft radikal anders. In den letzten Monaten holen sie und ihr Team zum Beispiel einen Haubenkoch mit Faible fürs Gemüse ins Haus, er ändert die Küchenlinie des Hotels gewaltig. Auch die neuen Recruiting-Strategien sind filmreif, wir sagen nur: James Bond goes Turracher Höhe. Ein Bericht über Reduktion, gutes Timing und das Goldene Dreieck.
Auf der Turrach, am See, ist’s ruhig. Die Umgebung rund um das Hotel Hochschober strahlt eine solide Grundentspannung aus, auch deshalb pilgern die Gäste so zahlreich und seit Jahren hierher auf den Alpenpass. Für Hotel-Chefin Karin Leeb ist die Turracher Höhe ein safe space. Gleichzeitig auch ein Nährboden für neue Ideen, die sich hier seit jeher am „Goldenen Dreieck“ orientieren – den Bedürfnissen von Gästen, dem Team und der Umwelt. Und so ist das Hotel immer im Change, zuletzt änderte sich das Ernährungskonzept von vorne bis hinten. Die Hochschober-Mitarbeiter*innen treten jetzt als smarte Agenten und Agentinnen auf. Und beim Umweltschutz beweist Leeb ihr Händchen für gutes Timing. Aber eins nach dem anderen…
Seit Beginn der Sommersaison steht einer der besten Köche Kärntens in der Hochschober-Küche: Arnold Pucher. „Pucher arbeitet visionär“, erzählt Leeb. „Er stellt nur noch Gemüse aufs Vorspeisenbuffet, setzt eine vegetarische Hauptspeise auf die Speisekarte am Abend und weitet das vegane Angebot aus“. Pucher kennt man für das Kochen mit Olivenöl. Er streicht Butter komplett von der Zutatenliste, genauso wie Knoblauch und Allergene. Dafür setzt er viele Kräuter ein, auch präventiv, um Krankheiten wie Alzheimer vorzubeugen.
Die innovative Alpe Adria Küche des Haubenkochs fordert die Gäste. Die meisten begrüßen den Change: Bei all dem Luxus und Komfort, meint Leeb, tragen die Gäste durch den Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte zu einer Reduktion von menschengemachten Treibhausgasen bei.
Als Hotel in exponierter Lage ist es für den Hochschober schon immer wichtig, sich was Besonderes einfallen zu lassen, um Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Die Pandemie setzt dem Ganzen 2020 eins drauf, einige Abgänge in der Belegschaft sind die Folge. Das Hochschober-Team reagiert mit einer originellen Marketing-Strategie: Statt klassischem Anzeigerecruiting, wird die Kampagne „Agenten mit Talenten“ ins Leben gerufen. „In den Annoncen beschreiben wir nicht mehr den Beruf des Kochs, des Kellners oder der Putzkraft“, skizziert Leeb das Vorhaben. „Stattdessen suchen wir nach Menschen mit der Lizenz zum Massieren, zum Dekorieren, zum Rühren oder Servieren. Für unsere Gäste bedeutet das ein gut ausgebildetes, gut gekleidetes, vifes und charmantes Team.“ Begleitend läuft auf YouTube ein witziges Agenten-Video, das die Generation Z abholen soll. Die Idee geht auf: Zusätzlich zu den laufenden Bewerbungen flattern hochqualifizierte Initiativbewerbungen ins Haus.
Für die Umsetzung des großen Energieeffizienzprojekts hätten Karin Leeb und Martin Klein keinen besseren Zeitpunkt wählen können: Mit dem Ausbau, für den sie in den vergangenen Jahren 1,7 Millionen Euro in die Hand nehmen, schafft es das Hochschober halbwegs unbeschadet durch die Energiekrise. Ganze 390 Tonnen CO2 spart das Hotel pro Jahr zusätzlich ein. Durch eine Verbesserung des hydraulischen Heizsystems, der Lüftungs- und Klimaanlagen. Auch Teile der Schwimmbadtechnik und der See-Bad-Wärmepumpe wurden optimiert. Und so soll es weiter gehen.
Karin Leeb schaut ambitioniert in die Zukunft: „Unsere größten derzeit geplanten Projekte sind ein Blockheizkraftwerk mit Holzschnitzeln, das Wärme und Strom produziert, und eine Wärmerückgewinnung aus Abwasser. Außerdem reduzieren wir die Außenbeleuchtung, animieren unsere Gäste, mit der Bahn anzureisen, holen sie vom Bahnhof ab und weiten die E-Tankstellen aus.“ EU-weit wird bis 2030 eine Ressourceneinsparung um 18 Prozent vorgegeben. Der Hochschober hat in einem Jahr schon fast 15 Prozent geschafft.