Change Maker Hotel Puradies Leogang Philipp und Michael Madreiter
Puradies / Creating Click

Michael Madreiter vom Naturhotel Puradies über die Kunst des Weglassens

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In Leogang befindet sich inmitten des Salzburger Hochgebirges das „Puradies“ auf Erden, dem Hotel-Chef Michael Madreiter nun auch noch einen Heaven Spa geschenkt hat. Mit uns spricht er über bäuerliche Wurzeln, Bio mit Köpfchen und sein Rezept gegen Einheitsbrei.

Barbara Reiter

Wenn die Natur irgendwo zuhause ist, dann auf einem Sonnenplateau in Leogang, wo schon vor 300 Jahren der Bauernhof der Familie Madreiter stand. Überall sattes Grün, eingerahmt vom Salzburger Hochgebirge, in dessen Mitte seit 2016 das Puradies einem Bergbauernhof entwachsen ist. Das sieht man, weil bis heute die Hühner den Weg der Gäste kreuzen. Es liegt in der Luft, weil der Kräutergarten so herrlich duftet – und spüren tut man es auch, weil Familie Madreiter auf ihre Wurzeln nie vergessen hat. „Wir wissen, dass wir als touristischer Betrieb viel entnehmen“, sagt Chef Michael Madreiter, der das Hotel gemeinsam mit seinem Bruder Philipp (beide im Bild oben) führt. „Daher haben wir ein Gespür dafür entwickelt, was man zurückgeben muss.“

Im siebten Himmel angekommen

Auch für den nagelneuen „Heaven Spa“ verlässt sich Madreiter auf sein Gespür für die Natur. Das Zauberwort heißt für ihn in diesem Zusammenhang Energie-Management. So lassen sich Gebäudeteile wegschalten, wenn sie nicht benutzt werden, und die Saunas oder das geheizte Pool gehen schlafen, wenn der Gast ruht oder anderes tut. „Das Technische muss aber mit dem Menschlichem vereinbar sein“, ist sich der Hotelier bewusst. „Wir verlangen gute Preise, wo es das Verständnis braucht, dass der Gast auch um sieben Uhr Früh schwimmen gehen kann.“ Im Winter aber könne es sinnvoll sein, das Pool erst ab 14 Uhr zu heizen, wenn ohnehin alle beim Skifahren sind.

Das Badhaus „Innere Mitte“ mit vier Saunen und den wunderschönen Ruheplätzen für Erwachsene, besteht seit 2016. Nun stehen zusätzlich 1.500 Quadratmeter zur Entspannung bereit: mit dem Naturbadeteich Puradies-See als Herzstück, ergänzt durch das Outdoor-Infinity-Pool. Wer hier eintaucht, ist spätestens nach dem Blick auf die Leoganger Steinberge tiefenentspannt. „Die Erweiterung des Spa ist nicht nur eine logische Konsequenz, sie ist auch Herzensangelegenheit“, erklärt Madreiter. „Das Gefühl der naturverbundenen Gelassenheit und des Loslassens, das man in Leogang schon bei der Ankunft spürt, soll mit dem Heaven Spa nochmals verstärkt werden.“ Das fällt schon deshalb leicht, weil die wohligen Temperaturen von einer Wärmepumpe erzeugt werden, während für die natürliche Kühlung Vordächer zuständig sind. In den Erholungsräumen sorgen Naturstein, Lehm und Holz für das Wohlfühlambiente eines Naturressorts. Und der Blick vom Indoor-Pool durch die riesigen Glasfronten, kommt einem Naturkino gleich, das die schönsten Sonnenuntergänge zeigt.

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Pärchen auf zwei Stühlen, die durch Glasfassade auf Berge schauen
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Pärchen im Bademantel am Rand eines Outdoorpools
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Bio mit Köpfchen

Bei Sonnenaufgang dann versorgen die haus- und hofeigenen Hühner die Urlauber mit einer besonderen Morgengabe: den frischgelegten Eiern. Bio? Logisch! „Wir haben zwischen 70 und 80 Prozent Bio-Produkte am Frühstückstisch“, sagt Madreiter. „Ich muss das aber nicht überall draufschreiben, sondern setz‘ es einfach um.“ Deshalb hat sich der Mann ohne Kompromisse auch irgendwann von der Bio-Zertifizierung gelöst. „Die Kriterien waren nicht meins. Tee musste Bio sein, Kaffee aber nicht – oder umgekehrt. Es war nicht einheitlich. Außerdem mussten wir Bio-Orangensaft anbieten, der uns eigentlich nicht geschmeckt hat.“ Seine Conclusio: „Dem Gast ist egal, woher etwas kommt. Er vertraut darauf, dass dort, wo Naturressort draufsteht, Natur drinnen ist. Das kann er bei uns auch.“

Puradies: Ein Paradies nahe der Natur

Vom Konzern-Consulter zum Naturresort-Betreiber, vom Weltreisenden zum Erdigkeits-Hausmeister in Leogang: Michael Madreiter führt gemeinsam mit seiner Familie das Puradies: ein 280 Jahre alter Bauernhof samt Designhotel und neuem Heaven Spa in Leogang. Traditionell – und doch ganz neu, Öko-Zertifizierungen inklusive.

Autark in der Energie-Versorgung

Die Frage, die von Anfang an über allem stand: Wie kann ein Hotel möglichst effizient und ressourcenschonend wirtschaften? „Wir haben uns dazu entschlossen, Geothermie und Erdwärme zu nutzen. Was das Thema Strom angeht, sind wir mit einem eigenen Hackschnitzelwerk und eigener Erdwärme autark. Als ehemaliger Unternehmensberater lernt Madreiter von Bau zu Bau. „Sei es, wenn es um Gebäudeausrichtung geht, um im Winter weniger heizen zu müssen oder wie ein Flachdach begrünt gehört.“

Das Pure Leben im Puradies

Seit mehr als 70 Jahren beherbergt Familie Madreiter nun schon Gäste aus nah und fern und darf sich in Leogang als Erstanbieter von Zimmern mit fließendem Wasser Pionier nennen. Die von Jahr zu Jahr steigenden Ansprüche und die damit steigenden Standards haben Madreiter aber noch aufmerksamer gemacht, die Purheit, die sein Haus im Namen trägt, fortleben zu lassen. „Wir haben von Anfang an darüber nachgedacht, was wir im Betrieb brauchen und was nicht. Manchmal liegt im Weglassen eine kleine Kunst. Der Name Puradies suggeriert ja schon, dass es ein bisserl reduzierter, natürlicher und purer zugeht.“

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Altes erhalten, Neues erfinden, Gewohntes ergänzen

Würde er seinem jüngeren Ich eine Nachhilfestunde in Sachen Nachhaltigkeit geben, fallen Michael Madreiter vor allem drei Dinge ein. Erstens: Baue kein Hotel in der Alpenregion. Kauf eine alte Bude und bau sie um! „Es gibt bei uns zu viele Gästebetten, die man reaktivieren und verschönern müsste. Warum wieder etwas zubetonieren oder Flächen veröden?“ Als zweiten Tipp gibt der Unternehmer seinem Mini-Me viel Mut mit auf den Weg. „So blöd es klingt: Das Thema Regionalität mit Kasnocken, Kaspressknödel hängt vielen Urlaubern schon bei den Ohren heraus. Das entspricht auch nicht dem gesunden Lebensstil, der sich vom Lifestyle-Konzept zur Lebenshaltung gewandelt hat. Wichtig ist es, „out oft he Box“ zu denken.“

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Designrestaurant mit Holzelementen und vielen Pflanzen
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Mann, der verschiedene Gerichte zubereitet
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Abwechslung statt Einheitsbrei

Im hauseigenen Restaurant „Ess:enz“ geht es dahingehend ans Eingemachte, wenn der heimische Apfel sich in der Schauküche mit dem japanischen Meerrettich Wasabi verbindet und als Sorbet zum Puradiesapfel verschmilzt. „Wir machen im „Ess:enz“ das Thema Kontraste auf“, erklärt Madreiter. Neben Schnitzel bestellst du hier eben auch rohen Saibling. Denn Einheitsbrei bekämen die Gäste schon beim Wandern von Hütte zu Hütte serviert. „Es gibt überall eine Jausn, Kaspressknödel oder eine Gulaschsuppe, aber kaum Abwechslung.“

Und weil alle guten Dinge drei sind, hat der große Michael für den kleinen noch einen Tipp parat: ein Hotel nicht als Hotel zu verstehen, sondern als Zweitwohnsitz auf Zeit. Im Puradies hat er diesen Gedanken bereits perfektioniert. Über die einzigartige Spindeltreppe gelangst du nämlich in ein „Wohnzimmer“ mit Bibliothek. So eines, das du dir immer schon gewünscht hast – gemütlich und stylisch, in moosgrün, saphirblau und erdigen Tönen gehalten, die sich in behaglichen Ohrensesseln und Sofas widerspiegeln. Nicht nur dort versinken Gäste gerne, sondern auch in den Büchern oder im „Heaven Spa“, wo ohnehin der siebte Himmel wartet. „Einen großen Fernseher oder eine Dusche hat jeder daheim. Wir müssen mit anderen Dingen überzeugen.“ Stil, Nachhaltigkeit und das Bemühen um Menschen, die hier urlauben - oder wie Michael Madreiter es ausdrückt: „Am Ende hat alles mit Wertschätzung zu tun.“

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