Polestar, der durch ein Dorf fährt
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Mobilität, Genuss und Gastgewerbe: Wohin die Reise geht? 

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Bei einem elektromobilen Ausflug in die „Verzauberungsanstalt“ leuchten mir drei Sterne des nachhaltigen Lifestyles den Weg: Gastgeber Sepp Schellhorn, Spitzenkoch Paul Ivic und der „Polestar 2“.

Janina Lebiszczak

Normalerweise würde ich den Zug nehmen. Aber heute, da steige ich in einen silbergrauen „Polestar 2“, dem aufgehenden Stern am E-Auto-Himmel. Und wie beginnt eine Gruppenreise ganz im Sinne der Nachhaltigkeit? Richtig: Noch am Parkplatz wird leidenschaftlich diskutiert und die mitreisende Nachhaltigkeitsberaterin Nunu Kaller ihrem Ruf als kritische Stimme gerecht.

Es geht um die Innenausstattung von Autos und mögliche Alternativen. „Um veganes Leder zu produzieren, werden hauptsächlich Kunststoffpolymere und Polyvinylchlorid (PVC) verwendet, üblicherweise aus fossilen Brennstoffen hergestellt und nicht biologisch abbaubar. Außerdem haben die Kunstlederartikel teilweise eine kürzere Lebensdauer, was dazu führt, dass noch mehr Müll entsteht,“ meint sie. Fazit: Noch erscheint echtes Leder, wenn auch gerne recyclt, als die vernünftigste Variante. Es entspricht – jedenfalls solange der Hunger auf Fleisch noch nicht ausreichend getilgt ist – dem „Nose-to-Tail“ Prinzip.

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Lenkrad vom Polestar 2
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Polestar 2 Navi
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Was haben E-Autos und Gastronomie gemeinsam?

Und damit wären wir gleich beim Ziel des Unterfangens. Es geht in Sepp Schellhorns berühmte „Verzauberungsanstalt“ zwischen St. Johann im Pongau und Zell am See in Salzburg. Der umtriebige Gastronom, Impulsgeber und Vordenker beweist seit vielen Jahren und nicht nur mit seinem Hotel „Der Seehof“, dass sich Genuss und Achtsamkeit nicht ausschließen. „Beide Bereiche, sowohl die E-Mobilität als auch die Gastronomie, setzen das Thema Nachhaltigkeit vermehrt in den Fokus. Dabei geht es insbesondere darum, dass ein nachhaltiger Lebensstil auch ohne Kompromisse möglich ist,“ so Polestar-Sprecherin Elisabeth Binder, die uns geduldig in die Finessen des vollelektrischen Fahrgefühls einweist: „Im Gegenteil: Erstklassige Erlebnisse bedeuten nicht automatisch den Verzicht auf Spaß und Emotion.“

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Fassade vom Hotel Seehof
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Gaststube voller Menschen im Hotel Seehof
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Mensch, Mops und Reichweite

Womit sie Recht hat: Der flotte Polarstern funkelt am Weg nach Salzburg in allen Facetten. Mir fehlt zwar das entsprechende Vokabular, um eine formvollendete Review zu formulieren, aber das minimalistische Design, das optimale Platzangebot für Mensch, Mops und Material, die Performance, das schnelle Aufladen und die Reichweite von fast 500 Kilometer überzeugen schon. Jetzt muss ich nur noch ein wenig sparen – oder weiterhin aufs Klimaticket setzen.

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Janina Lebiszczak und Nunu Kaller im Polestar 2
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Zwei Menschen in einem silbernen Auto. Vor der Autotüre steht ein kleiner Mops
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Kochduell mit gutem Schmäh

Apropos Klima: Im Seehof wartet bereits ein weiterer Star der nachhaltigen Szene auf uns: Der Tiroler Paul Ivić, gehört zur seltenen Spezies der vegetarischen Sterneköche, setzt auf das No-Waste-Prinzip und kennt den Wert von Natur, Mensch und Lebensmitteln. Und er kennt Sepp Schellhorn – sehr gut sogar. Seine Instagram-Fans versorgt er regelmäßig mit kongenialen Koch-Duellen, zwischen den beiden stimmt die Chemie, man teilt dieselben Werte und einen guten Schmäh.

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Paul Ivic
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Langer gedeckter Tisch mit vielen Menschen, die am essen sind
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Wie schaut ein Erdapfel aus?

Im gemeinsamen Talk im Seehof erzählt Ivic von erschreckenden Beobachtungen, die er jüngst bei einem Workshop mit Kindern machen musste. „Wir haben uns mit Lebensmittel auseinandergesetzt, ich habe Erdäpfeln herumgezeigt. Sie wussten nicht, was das ist – erst im Zusammenhang mit Pommes Frites. So können aus ihnen in Zukunft keine bewussten, kritischen Konsumenten werden. Diesen Teufelskreis kann man nur mit Bildung durchbrechen. Denn echte Veränderung hat nur mit den Kindern eine Chance.

Kids als Change Maker

Die echten Change Maker sind also die Kids, wenn man ihr Bewusstsein früh genug schärft. Es braucht nicht nur frisches, regionales, vornehmlich Bio-Essen in den Schulküchen, es braucht auch eine unabhängige Ernährungslehre in der Schulbildung,“ so Ivic und zeigt sich auch darüber hinaus kämpferisch. „In Anbetracht der Klimakrise wird zu wenig gemacht, wir diskutieren über Flugzeuge und Autos, aber kaum jemand interessiert sich für die Agrarpolitik. Wir beklagen den ausgetrockneten Neusiedlersee, aber lassen daneben Mais anbauen, wo er nichts verloren hat. Der braucht 800 Milliliter Niederschlag im Jahr und dort haben sie 450 Milliliter.“ Schellhorn nimmt den Faden auf und erzählt vom Projekt „Essen macht Schule“, das er gemeinsam mit Traiskirchens Bürgermeister und SPÖ-Chef Andreas Babler im Dezember in die Tat umsetzt. Dann wird dort Schulessen nach den Prinzipien gesund, frisch und regional aufgetischt. „Kinder sind sicher die herausforderndsten Esser. Aber ich bin mir sicher, dass wir sie begeistern werden.“

Was der Gast schätzt: Ehrlichkeit statt Greenwashing

Über die Zukunft eines begeisternden Tourismus hat er sich auch bereits einige kluge Gedanken gemacht: „Der Gast ist mittlerweile sehr an nachhaltigen Lösungen und Angeboten interessiert, aber er goutiert auch die Ehrlichkeit, die Transparenz. Wir wollen ihn gewinnen – nicht belehren! Im Seehof etwa haben wir jahrelang nach dem Prinzip gearbeitet: bei uns landet am Teller, was wir im Radius von 140 Kilometern bekommen. Beim Fisch sind wir aber mittlerweile nicht mehr so apodiktisch, auch wenn Salzwasser-Fische eher die Ausnahme sind als die Regel. Und das kommunizieren wir ganz offen,“ erzählt er und meint: „Wichtig ist es, sich kritisch mit den Produktionsbedingungen der Lebensmittel auseinanderzusetzen. Auch beim privaten Einkauf. Sonst schaut man nur noch aufs Bio-Pickerl und kauft zufrieden Bio-Produkte aus der Ferne anstatt vom kleinen, vielleicht nicht zertifizierten Anbieter aus der eigenen Region, der aber pure Qualität bietet.“

Wie sieht Urlaub der Zukunft aus?

Und wie sieht der Urlaub der Zukunft laut Schellhorn aus? „Die Leute werden sich nicht mehr drei oder vier Urlaube im Jahr leisten können, sondern nur mehr einen oder zwei – wobei die Berge da dem Meer nicht den Rang ablaufen. Wir werden also die Region für den Zweiturlaub sein, und dies bei einem sehr volatilem Buchungsvershalten. Denn im Alpenraum wird Klimawandel das Denken in fixen Saisonen unmöglich machen, das geschieht ja jetzt schon, wenn ich an Schneemangel im Winter oder Starkregen und Affenhitze im Sommer denke.“

Das Nichtstun mit Leben befüllen

Wie könnte so ein Ganzjahresangebot aussehen? „Egal ob Winter- oder Sommerfrische – einen Raum fürs Loslassen, Seele baumeln und Nichtstun schaffen, es mit Leben befüllen!“, meint er: „Doch wie soll man diesen Ort umweltfreundlich erreichen, wenn uns die Bahn nicht überall hinbringt? Noch hat nicht jeder ein Elektroauto. Und so sehr ich es schätze, dass die innereuropäischen Verbindungen stark ausgebaut werden, bei uns gibt es immer noch Orte, ganze Urlaubsregionen – da kommt man mit dem Zug einfach nicht hin.“

Traum von der Stille

So einen Ort – weit weg von jeglicher Erreichbarkeit – sucht Schellhorn allerdings gerade in privaten Belangen: für eine Auszeit im kommenden März. Dann übergibt er an Sohnemann Felix, der den Seehof in sechster Generation übernehmen wird. „Ich hatte so viel und so intensiv mit Menschen zu tun, ich träume von der Einsamkeit einer Almhütte. Natur und Bücher, mehr brauche ich nicht, “ so der Senior. Doch wer ihn kennt, weiß, dass wir ihn mit Sicherheit nicht ans Eremitentum verlieren werden. Wenn Schellhorn also im Frühjahr in sein E-Car steigt, um sich den Traum von der Stille zu verwirklichen, dann sehr wahrscheinlich nur um Kraft zu schöpfen für weitere Taten. Und seinen anderen Lokalen bleibt er ja weiterhin erhalten.

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Polestar 0: Erstes klimaneutrale E-Auto der Welt

Zurück zu Polestar: Die Ziele der E-Pioniere sind durchaus ambitioniert: Elektroautos stoßen während der Nutzung zwar kein Kohlendioxid aus. Aber um wirklich klimaneutral zu sein, muss die Industrie noch (unsprichwörtlich) angasen. „Unser großes Ziel ist es, einen absolut klimaneutralen Polestar zu konstruieren. Dazu müssen wir alle Emissionen aus der Lieferkette und den Fertigungsprozessen eliminieren, aber auch die Entsorgung und das Recycling nach dem Ende der Gebrauchsdauer kohlenstofffrei machen, ohne auf Methoden zum Emissionsausgleich wie das Pflanzen von Bäumen zurückzugreifen,“ erzählt Österreich-Geschäftsführer beim Frühstück in der Wiener Dependance der schwedischen E-Pioniere: „Der Polestar 0 ist jenes Projekt, mit dem wir unser Ziel erreichen werden. Es steht ganz im Zeichen der Innovation und der Kreislaufwirtschaft – von Batterien mit zirkulärem Lebenszyklus über den Einsatz recycelter Materialien bis hin zu erneuerbaren Energiequellen in der gesamten Lieferkette.“

Bis 2030 soll es so weit sein. Ich bin jedenfalls allzeit bereit für eine neuerliche Testfahrt und Reise – ohne nur den kleinsten Fußabdruck zu hinterlassen. Immerhin: Die Welt gehört den Träumer*innen!

Visionär*innen