Vöslauer: Portrait Birgit Aichinger
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Mit Vöslauer-Chefin Birgit Aichinger an der Quelle der Nachhaltigkeit 

Blog • Interview

In Vöslauer stecken jede Menge Mineralstoffe und Spurenelemente. In Vöslauer steckt aber auch viel Haltung und Vorbildwirkung. Denn Vöslauer-Chefin Birgit Aichinger brennt für Innovationen in Sachen Nachhaltigkeit. Wieso sie sich mehr Nachahmer wünscht, was es mit dem Team V auf sich hat und warum sich Lifestyle und Umweltschutz nicht ausschließen, erzählt sie im Interview.

Janina Lebiszczak
23. November 2023

Weniger Müll, dafür mehr Transparenz und viel Innovation – geht es um nachhaltigen Lebensstil, gilt Vöslauer als Vorzeigeunternehmen, was auch an seinem eigentlichen Ursprung liegt – der Quelle im Thermalbad Vöslau. Sie gehört zu den tiefsten in ganz Europa. Aus ihr sprudelt mehr als 15.000 Jahre altes Mineralwasser aus der Schneeberg-Region. Damit gilt die Vöslauer Quelle auch als eine der ältesten und geschichtsträchtigsten Quellen Europas. Geführt wird das Unternehmen von Birgit Aichinger – Markenprofi, Kulturliebhaberin und Hobby-Yogi. Sie liebt ihre Familie, ihren Pudel Keksi, die Entwicklung guter Strategien, schönes Design und einfache, nachhaltige Lösungen, die Altes und Neues verbinden. Ihr Ziel: Mit Vöslauer nach und nach nachhaltiger zu werden. Darum hat sie mit ihrem Team die Nachhaltigkeitsagenda 2030 ins Leben gerufen, in der Vorhaben und konkreten Ziele verankert wurden: Ressourcenschonende Produktion, konsequente Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Innovationen sowie Chancengleichheit und gesellschaftliches Engagement. Nur eines tut Vöslauer nicht mehr: CO2-Zertifikate kaufen. „Wir haben gelernt, dass es besser ist, sich auf die eigenen Einflussfaktoren zu konzentrieren.“

Ganz nach dem Ansatz "Das Wasser fließt, wir fließen mit” trafen wir Vöslauer-Geschäftsführerin Birgit Aichinger und sprechen über die Verantwortung und Vorbildwirkung von Unternehmen, über den Durst der Zeit und Kunst als Motivation, das Leben wertvoller zu gestalten. Für sich selbst und alle nachfolgenden Generationen.

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Wie definiert Vöslauer Nachhaltigkeit – ein Wort, für das es so viele Deutungen gibt?

Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehen für uns Hand in Hand. Deshalb bedeutet nachhaltig erfolgreich wirtschaften für uns, wirtschaftliche, ökologische und soziale Ziele miteinander zu verbinden. Unternehmen sind gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Es muss ein Wertewandel hin zu mehr ökologisch-sozialem Bewusstsein stattfinden, der Umwelt und den nachfolgenden Generationen zuliebe.

Wie kommuniziert Vöslauer Nachhaltigkeit?

Als Marktführer in Österreich im Bereich Mineralwasser haben wir eine große Resonanz und damit Verantwortung – intern wie extern. Wir kommunizieren über unsere Website, über Social Media, unser digitales Magazin und unsere Flaschen-Etiketten mit den Menschen. Wir engagieren uns für einen nachhaltigen Lebensstil. Dafür diskutieren wir auf allen unseren Plattformen Themen rund um Nachhaltigkeit, beispielsweise in Bezug auf Lifestyle, Kunst, ökologische Initiativen oder was Nachhaltigkeit in Gastronomie und Handel bedeutet. Viele Impulse setzen wir auch gemeinsam mit Kooperationspartner:innen – egal ob es sich um die künstlerische Zusammenarbeit mit Designer:innen oder um NGOs handelt.

In der Kategorie „Nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen, die auf freiwilliger Basis einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen“ belegte Vöslauer mit seinem Bericht den ersten Platz. Was bewegte dich zu dem Schritt, derart transparent zu sein?

Die Konsument:innen wollen wissen, woher ihre Lebensmittel, Getränke und Produkte, die sie konsumieren, kommen, und welche Umweltauswirkungen sie haben – sie hinterfragen das auch! Und da hilft nur eins: Transparenz. Es ist für uns eine Frage der Haltung, unsere Bemühungen und Fortschritte in Bezug auf Nachhaltigkeit transparent zu dokumentieren. Transparenz schafft Vertrauen – nach innen und nach außen. Die detaillierte Auseinandersetzung mit den wesentlichen Themen hilft uns außerdem dabei, Verbesserungspotenzial zu entdecken und dieses in ambitionierte Ziele umzuformulieren. Nur so können wir uns stetig weiterentwickeln. Mit der Veröffentlichung unseres Nachhaltigkeitsberichtes verfolgen wir daher keinen Selbstzweck. Und wenn unsere Anstrengungen durch eine Auszeichnung wie Platz 1 beim ASRA solch besondere Wertschätzung erfahren, dann erfüllt uns das mit großem Stolz.

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Du positioniert Vöslauer als Marke schon lange nachhaltig, doch wie funktioniert das am besten? Mit inspirieren, missionieren, informieren – welcher Weg ist erfolgsvorsprechend?

Unsere Positionierung ist hier ganz klar: Wir wollen Teil der Lösung sein und unseren Beitrag für eine enkeltaugliche Zukunft leisten. Wir versuchen den Konsument:innen zu zeigen, dass sich Qualität, Lifestyle und Umweltschutz nicht ausschließen und dass sich Vöslauer Mineralwasser gut in den Alltag integrieren lässt. Die Menschen wollen einfache Produkte, die ihrem Lebensstil entsprechen und das bieten wir ihnen an. Wir nutzen unsere Kanäle, um Bewusstsein für Umweltschutz, Ressourcenschonung und Recycling zu schaffen und zu schärfen. Auch mit unseren Partnerschaften und Kooperationen suchen wir den direkten Weg zu den Menschen, um die Botschaft des Klimaschutzes zu verbreiten. Unser Credo lautet: „Wir schaffen Wohlbefinden und löschen den Durst der Zeit.“ Das gilt für die Gesundheit und das Wohlbefinden genauso wie für das Thema Nachhaltigkeit.

Die letzte Testimonial Kampagne wurde 2019 mit Alexa Chung geshootet. Jetzt geht Vöslauer neue Wege. Kein Star steht im Vordergrund, sondern ein ganzes Team – was hat euch dazu bewegt?

Die Vöslauer Kommunikation und damit auch unsere Kampagnen sind Ausdruck des Zeitgeistes und spiegeln das wider, was uns und vor allem, was gesellschaftlich wichtig ist: nämlich einen Beitrag zu leisten, um die Welt nachhaltiger zu gestalten. Das Team Vöslauer spielt keine Rollen, sondern das sind authentische Persönlichkeiten, die in dem, was sie tun, gut sind und inspirieren. Damit passen sie zur Marke und zum Vöslauer Lebensgefühl. In unserer Kommunikation erzählen wir mit dem Team Vöslauer authentische Geschichten, die alle das Ziel haben, das Umdenken zu illustrieren. Schließlich geht es um Reuse, Rethink, Recycle. Gemeinsam kann man Vieles schneller und besser erreichen – weil man mehr Kompetenzen und Sichtweisen hat. Das Team Vöslauer wächst seit einigen Jahren kontinuierlich und übernimmt unterschiedliche Aufgaben bei Vöslauer und in der Gesellschaft.

Vöslauer arbeitet mit dem Kochkollektiv "Healthy Boy Band" zusammen und initiiert Gespräche über alles, was in der Gastronomie nachhaltiger laufen könnte. Was lernt ihr daraus?

Wir arbeiten mit vielen innovativen Gastronom:innen, Kochkollektiven, Tourismusbetrieben, Chef:innen zusammen und freuen uns über jeden sinnvollen und vorausschauenden „Zuwachs“ im Team V. Jede:r kann etwas Wertvolles beitragen, um die Gastronomie noch nachhaltiger zu machen. Unter dem Motto „gemeinsam nachhaltig jungbleiben“ bringen verschiedene Partner:innen ihre Expertise ein. Wir lernen von unseren Partner:innen und eröffnen für das Gelernte Plattformen, um dies noch weiter zu teilen. Es geht um Inspiration und Wissenstransfer, aber auch darum, dass es ja nicht notwendig ist, dass ein Fehler zweimal gemacht wird. Unsere Idee ist es, die nachhaltige Zukunft in der Gastronomie und im Tourismus mit jenen zu gestalten, die sich permanent damit auseinandersetzen, die nach vorne blicken und sich nie mit dem zufrieden geben, was erreicht wurde. Es geht immer noch mehr – das reicht von kleinen Lösungen zur Vermeidung oder Reduktion von Verpackungsmaterialien bis zu größeren Diskussionen über Standorte, nachhaltige Expansion oder Vielfalt bei Mitarbeitenden in Betrieben. Wichtig ist, dass die Diskussion permanent und holistisch geführt wird.

V steht auch für Sieg – wann wäre für Vöslauer so ein Victory-Moment erreicht, im Sinne des nachhaltigen Unternehmertums?

Als Marke mit Haltung und beständigen Werten betrachten wir ein ganzheitliches und umfassendes Bild als essenziell. Engagement für Nachhaltigkeit ist kein „Schönwetterprogramm“, sondern eine wichtige Aufgabe und Verantwortung, an der wir dranbleiben wollen und müssen. Im Wort Sieg schwingt etwas Finales, Abgeschlossenes mit – das gibt es bei Nachhaltigkeit nicht, da geht immer noch mehr. Wir orientieren uns deshalb an den sogenannten „Science Based Targets (SBTs)“, angelehnt an das Pariser Klimaschutzabkommen und dem dort formulierten Ziel einer Begrenzung der globalen Erwärmung. Ich bin überzeugt, dass Unternehmen Teil der Lösung sein müssen, damit ist natürlich auch der Mitbewerb gemeint. Wirkungsvolle Ideen und Konzepte sollte man daher nicht für sich behalten. Nachahmer sind in diesen Fällen nämlich ausdrücklich erwünscht, deshalb kommunizieren wir in dieser Hinsicht sehr transparent, wie etwa im Falle unserer PET-Mehrwegflasche. Dennoch sind wir nach wie vor der einzige Anbieter am österreichischen Markt.

Die Vöslauer PET-Mehrweg-Flaschen werden mindestens 12-mal wiederbefüllt. Dadurch konnten innerhalb des ersten Jahres, in dem das Gebinde nun am Markt ist, 80 Prozent an Material eingespart werden. Das sind rund 400 Tonnen pro Jahr, was einem CO2-Äquivalent von 420 Tonnen entspricht. Nun ändert sich wieder einiges am Markt.

In Deutschland bereits Realität in ähnlicher Form ab 2025 auch in Österreich geplant: ein Einwegpfand auf Plastikflaschen. Ist das ein guter Weg und warum?

Wir sind für klare Lösungen, die geeignet sind, die EU-Ziele zu erreichen, und die im Sinne einer optimierten Kreislaufwirtschaft arbeiten und vom Konsumenten gelebt werden können. Das Pfand für Einweggetränkeverpackungen ab 1. Jänner 2025 ist aus unserer Sicht ein wichtiger Schritt, um Littering zu reduzieren und auch um die Sammelquote wertvoller Rohstoffe weiter zu verbessern. Wir stehen für nachhaltige und innovative Lösungen und ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft. Alle unsere Produkte sind nicht nur recyclingfähig, sondern bestehen entweder aus 100 Prozent rePET oder sind Glas- oder PET-Mehrwegprodukte. 

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Zerdrückte Vöslauer PET Flaschen
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Vöslauer Glas Wasserflaschen in der Produktion
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Du hast PET und Glas angesprochen. Welche Rolle spielt das für die Ökobilanz. Und welchen Weg geht Vöslauer?

Unterschiedliche Anlässe brauchen unterschiedliche Gebindegrößen und Verpackungen, deshalb wollen wir für jede Verwendung die nachhaltigste Lösung anbieten. Das bedeutet für uns im Einwegbereich, dass wir auf 100 Prozent rePET setzen und auf Einwegglas gänzlich verzichten. Im Mehrwegbereich wollen wir den Konsument:innen die Wahl bieten. Die Vöslauer 1-Liter-Glas-Mehrwegflasche ist in einer eigenen Gewichtsklasse unterwegs. Sie ist rund zehn Prozent leichter als herkömmliche Glasflaschen, liegt gut in der Hand und besticht durch ihr elegantes Design. Alle unsere Mehrwegflaschen (Glas wie PET) tragen zudem das Österreichische Umweltzeichen. Vöslauer Glas-Mehrwegflaschen haben im Durchschnitt 15 Umläufe. Wir arbeiten stetig weiter an Materialeinsparung und der Erhöhung des Rezyklat-Anteils.

Wenn Wasser nach etwas schmecken soll – wie wählt Vöslauer seine Partner und Zulieferer aus?

Wenn immer möglich, setzen wir auf regionale Produkte. Darüber hinaus verzichten wir auf künstliche Süßungsmittel.  Vöslauer Balance natürliches Mineralwasser ist mit ausgesuchten natürlichen Aromen und Extrakten von Früchten, Blüten und Kräutern verfeinert. Vöslauer Balance Juicy bietet mit einem Fruchtanteil von sieben Prozent einen intensiven Geschmack und ist dabei natürlich frei von Farb- und Konservierungsstoffen. Alle Balance Juicy-Sorten sind 100 Prozent vegan und ohne Konservierungsstoffe hergestellt. Wir setzen bei Vöslauer-Produkten ausschließlich auf Zucker aus Österreich – hier sorgen die strengen nationalen Auflagen für hohe soziale Standards. Vöslauer Bio-Limonade ist Österreichs erste Premiumlimonade mit Fruchtsaft und Zucker aus 100 Prozent kontrolliert biologischer Landwirtschaft. Zudem verwenden wir ausschließlich Bio-Früchte: sizilianische Zitronen, serbische Himbeeren sowie spanische Orangen.

Die Sonderedition „Artists for Tomorrow“ mit kunstvollen Etiketten war ein Augenschmaus – inwieweit kann Kunst uns im Kampf um eine nachhaltigere Welt helfen?

Künstler:innen zeigen Haltung, wollen mit ihren Werken etwas bewegen und zum Ausdruck bringen. Wir freuen uns, wenn sie unsere Produkte und Plattformen als Bühne nutzen, wenn sie dadurch eine breitere Öffentlichkeit erreichen und sich so authentisch ausdrücken und ihre Botschaften kommunizieren können. Kunst ist immer ein Spiegel der Gesellschaft und der relevanten Themen. Nachhaltigkeit ist das relevanteste Thema unserer Zeit – und daher auch in der zeitgenössischen Kunst omnipräsent. Wir wollen nachhaltiger Kunst mehr Visibility und damit Impact geben – und tun dies im Rahmen unserer Möglichkeit, aber vor allem aus Überzeugung. Aus der Kooperation mit Künstler:innen sind wertvolle Diskussionen entstanden – auch sie sind Teil des Teams V und damit Teil von Vöslauer.

Welche Schwerpunkte setzt Vöslauer im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit?

Chancengleichheit und gesellschaftliches Engagement sind wichtige Eckpfeiler in diesem Bereich. Wir glauben an die Kraft von Vielfalt, die es ermöglicht, Grenzen zu überwinden und unbewusste Vorurteile abzubauen. Erfolgsfaktoren, die unsere sozialen Kompetenzen stärken, Innovation und Kreativität fördern sowie ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem alle ihre Potenziale entfalten können. Um dieses Mindset zu festigen, nehmen unsere Kolleg:innen an Workshops teil, in denen sie sich mit Themen rund um Diversity, Equity & Inclusion auseinanderzusetzen. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bieten wir neben dem Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und der Förderung der Väterkarenz ebenso Modelle für flexibleres Arbeiten an. Die Pflege von Angehörigen stellt viele Menschen vor Herausforderungen, daher haben wir uns vorgenommen, auch hier zu unterstützen. Seit 2016 sind wir als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert.

Zu viel, zu wenig – Wasser ist eine wichtige Ressource. Wie steht es da um die Vöslauer Quelle?

Behutsam und wertschätzend – so kann man unseren Umgang mit der Vöslauer Ursprungsquelle beschreiben. Die Vöslauer Quelle sprudelt artesisch – das heißt aus eigener Kraft. Diese Kraft muss bewahrt bleiben, ebenso die Reinheit. Wir bewirtschaften die Quelle vorausschauend, füllen die Mengen immer so ab, dass auch in Zukunft noch genügend Mineralwasser vorhanden ist. Wir glauben an eine immerwährende Quelle, einen Jungbrunnen – der übrigens im Thermalbad Vöslau, wo man in reinem Mineralwasser auch schwimmen kann, seinen Ursprung hat.

Visionär*innen