Nachhaltigkeit beginnt beim Kofferpacken, heißt es. Aber was, wenn bereits das Gepäck selbst lokal und umweltfreundlich hergestellt wurde? In Österreich gibt es für Reisen privater wie auch beruflicher Natur das passende Rüstzeug.
Eines vorab: Der österreichische Markt ist offenbar zu klein für großes Gepäck. Wer sich auf die Suche nach nachhaltig und lokal produzierten Koffern oder Trolleys begibt, wird scheitern. Um euch unnötige Klickerei zu ersparen, vorab zwei Tipps: Die „Circle Line“ von Horizn Studio will eine neue Ära des Reisens einleiten – und geht damit eine radikale Verpflichtung für die Zukunft des Planeten ein. Die Designphilosophie setzt auf das Motto Repair, Never Replace“, das Ergebnis ist eine Materialinnovation, die zu 100% pflanzenbasiert, biologisch abbaubar und in Europa hergestellt wird. Allerdings legt man für die Hartschale stolze 980 Euro ab.
Daher Tipp Nummero 2 fürs mittlere Budget: „Proxis“ von Samsonite wird ebenfalls in Europa mit vollständig recycelbaren Schalen hergestellt. Und als Bonus beinhaltet der Kauf einen sorgenfreien Reparatur- und Recycle-Service. Denn je länger wir etwas verwenden, desto besser. Die Herstellung von Produkten, die für eine überdurchschnittliche Lebensdauer ausgelegt sind, bedeutet, das globale Abfallproblem in Angriff zu nehmen.
Heute aber geht es um den Neukauf. Und da bietet der heimische Markt so einiges – vor allem wenn es um Weekender, kleine und große Taschen, Rucksäcke, Beach Bags und Handy- wie Laptop-Cases geht. Wer also verreist, egal ob privat oder beruflich, kann mit seiner Kaufentscheidung nicht nur ein Statement setzen – er wird auch verdammt gut dabei aussehen und kann sich über jede Menge Stauraum freuen. Slow Fashion statt Massenware macht also nicht nur Sinn, sondern auch Spaß. In Österreich findet ihr eine besonders feine Auswahl an lokalen Hersteller:innen und Labels, die nicht nur nachhaltig im Sinne der Umwelt, sondern auch im Sinne des Menschen agieren. Und das hier sind meine Lieblinge:
Hochwertige, robuste Materialien, die lebenslänglich halten, faire Arbeitsbedingungen, lokales Handwerk, Tradition und Innovation – dafür steht Lillicon. Die Frau hinter dem Label, Schneidermeisterin Ruth Kappacher, nimmt sich bei ihrer Arbeit gerne Zeit - das Ergebnis ist ebenso zeitlos schön und von durchdachter Funktionalität. Die geräumigen „nähwerk“-Rucksäcke (inkl. Laptopfach und weiteren Extras) etwa bestehen aus Leder und Canvas, ein sehr widerstandsfähiger, beschichteter Baumwollstoff, der auch als Material für Zelte verwendet wurde. „Was sich über Generationen entwickelt hat, wird sich auch in Zukunft bewahren“, so die Designerin.
Bei einer Asienreise ließ sich Gründerin Sissi Vogler nachhaltig inspirieren. Heute gibt es ihre stabilen Taschen in allen Größen – nicht nur umweltschonend produziert, sondern auch die Einkommenssicherheit der Näher:innen in Kambodscha. Die bunten Bags – ich liebe die brandneuen Laptop und Handy Cases sehr – werden aus gebrauchten Zementsäcken gefertigt, und sind daher strapazierfähig und wasserabweisend. Auch ausgemusterte Fischfuttersäcke werden verwendet – daher der Name „Refished“. Auf jedem Label sind daher nicht nur Herkunft und Material des Produkts ersichtlich, jede/r Näherin unterschreibt auch mit eigenem Namen. Vorgestellt wird das ganze Team dann auf der Website.
Die Produkte der aufstrebenden Jeansmarke aus Wien sind umweltfreundlich und fair hergestellt. Als Gegenpol zur Fast-Fashion gibt es bei Torland langlebige, zeitlose Basics ohne gefährliche Zusatzstoffe – ausschließlich aus zertifizierter Bio-Baumwolle, die ressourcenschonend angebaut wird, oder aus recycelten Materialien. So auch die flotten Jeans-Taschen oder die geräumigen Rucksäcke und Sportbags mit vielen Organizer-Elementen.
Schluss also mit der ewigen Suche nach Handy, Karten, Cash, Stift und Schlüsseln: Die coole Kombi-Bag ist Handtasche, Geldbörse und Smartphoneschutz in einem. Der Name leitet sich von „important intelligence bag“ ab und würde von der Wiener Gründerin Tina Glavanovitz ersonnen. Um einen Beitrag für die Umwelt zu leisten, wird in der „Vegan Edition“ von Impibag alles aus Apfel oder Rhabarber-Leder angeboten. Außerdem wird beim Gerben auf Chemikalien verzichtet.
Über 70 Marken, über 5.000 Produkte und allesamt zu 100 Prozent vegan, fair hergestellt und aus nachhaltigen Materialen, so präsentiert sich das Sortiment von Maggy Kubli und Sarah Schanes aus der schönen Steiermark. Sogar die Versandkartons aus ungebleichter Wellpappe sind zu 100 Prozent recycelbar und „Fair Trade“ eine Selbstverständlichkeit. Auch viele Taschen für Groß und Klein findest du bei „Garry Mash“ online, uns gefallen die Allrounderinnen „Rebecca“ und „Rachel“ am besten: lokal, ohne Tierleid produziert und in sechs Variationen tragbar.
Doppelt gut: „Heidenspass“ ist gleichzeitig Upcycling-Design-Werkstatt und soziales Arbeitsprojekt. Das Social Business aus Graz entwickelt Produkte aus gebrauchten Materialien und bieten dabei jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen unbürokratisch Arbeit. Im Sortiment: Rucksäcke aus alten Fahrradschläuchen und XL-Bags aus altem Segelstoff. Auch bei „Schenken mit Sinn“ werden nachhaltige Produkte aus den sozialen Projekten von tag.werk angeboten. Die Materialien werden nicht zugekauft, sondern im Sinne des Re- und Upcyclings wieder- oder weiterverarbeitet, so auch bei den Rucksäcken „Quentin“ und „Gustav“ oder der Planentasche „Luis.“ Last but not least: Bei „Fairkauf“ haben wir ein schönes Statement-Sackerl entdeckt: Die Tragetasche „Es warad wengam Fuaßabdruck“ wird in Kooperation von Volkshilfe Wien und Job-TransFair hergestellt und macht klar, was Sache ist.
P.S.: Noch ein kleiner Tipp zur umweltfreundlichen Anreise: Wer viel zu schleppen hat, kann sich helfen lassen: Die ÖBB bieten einen Haus-zu-Haus-Gepäck Service an.