Was erwartest du dir von deiner Urlaubsregion? Saubere Natur? Genügend Öffis? Regionale Produkte? Kontakt mit Locals? Wenn das deine Urlaubskriterien sind, dann halte Ausschau nach dem neuen österreichischen Umweltzeichen für Destinationen. Von 19 Pilotdestinationen sind gleich mehrere gut im Rennen, das Siegel als erster zu erhalten.
„Die Urlaubsplanung startet zumeist bei der Destination, erst danach erfolgt die Wahl der Unterkunft“, sagt Otto Fichtl vom Verein für Konsumenteninformation (VKI). Genau darum sei es so wichtig, dass sich eine gesamte Destination nachhaltig positioniert. Sichtbar wird das künftig mit dem Umweltzeichen für Tourismusdestinationen, das im Laufe des Jahres 2023 erstmals vergeben wird. Das Vorhaben ist im „Plan T“, der Tourismusstrategie des Tourismusministeriums, vorgesehen. Damit will sich Österreich als nachhaltigste Tourismusdestination positionieren. Dazu gehört auch das neue Umweltgütesiegel für nachhaltige Tourismusdestinationen als letztes Glied in der Zertifizierungskette touristischer Angebote. Bis jetzt können sich nämlich nur touristische Betriebe wie Hotels, Gastronomie, Eventveranstalter oder Kulturhäuser mit dem österreichischen Umweltzeichen zertifizieren lassen – auch die meisten Change Maker Hotels tragen dieses Gütesiegel.
Für die Auszeichnung entwickeln der VKI, der das Umweltzeichen im Auftrag des Klimaministeriums betreut, Expert*innen aus der Tourismusbranche und 19 Pilotdestinationen klare Kriterien. Sie basieren auf dem Europäischen Tourismus Indikatoren System (ETIS) und den international anerkannten Kriterien des Global Sustainable Tourism Council (GSTC). Dazu gehören verpflichtende Maßnahmen wie ein klares, auch politisches Bekenntnis zu einer nachhaltigen touristischen Entwicklung, klimafreundliche Mobilitätsangebote, Informationsmaterial über Nachhaltigkeitsaktivitäten und zur Natur, lokale Unternehmer müssen unterstützt und das immaterielle Kulturerbe gepflegt werden. Darüber hinaus gibt es flexible Kriterien, für die Punkte vergeben werden. Es geht allerdings immer um das An-einem-Strang ziehen von Betrieben, Einheimischen, Gästen und der Region.
- Wien
- Niederösterreich: Mostviertel
- Oberösterreich: Ferienregion Dachstein-Salzkammergut, Mondsee-Irrsee, Mühlviertler Hochland, Mühlviertler Alm Freistadt
- Steiermark: Bad Blumau
- Kärnten: Karnische Region – Nassfeld-Presseggersee, Lesachtal, Weissensee, Rennweg-Katschberg
- Salzburg: Saalfelden Leogang, Wagrian-Kleinarl, Biodorf Seeham im Salzburger Land
- Tirol: Kaunertal, Pitztal, Kufsteinerland, Kitzbühler Alpen-St. Johann in Tirol, Seefeld in Tirol, Alpbachtal
Der Wettlauf um die erste Auszeichnung ist in vollem Gange. Seefeld hat den Auditprozess zum Umweltzeichen als erste Region abgeschlossen. „Wir können ewig warten, bis sich die Dinge ändern. Oder wir starten in unserem Umfeld und schaffen einen Lebensraum, in dem wir umweltbewusst leben. Wir haben uns für die zweite Herangehensweise entschieden“, sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbandes, Elias Walser. Zwei weitere der 19 Pilotdestinationen befinden sich in der Audit-Phase und sind somit kurz vor der Auszeichnung: die bereits als Green Destination und GSTC-zertifizierte Region Wagrain-Kleinarl und Saalfelden-Leogang. Schon im Sommer 2023 könnten die ersten Zertifizierungen bekanntgegeben werden.
Inzwischen bereiten sich weitere Destinationen darauf vor. Anträge werden von der GSTC-zertifizierten Region Nassfeld-Pressegger See, Lesachtal und Weissensee sowie von den Regionen Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol oder dem Biodorf Seeham erwartet. Auch Regionen aus Oberösterreich, Vorarlberg und Niederösterreich sind dabei, das Label umzusetzen. Bis Jahresende 2023 werden fünf bis sieben Destinationen fit für das Umweltzeichen sein, schätzt Otto Fichtl.
Das Jahr 2023 markiert in puncto Umweltzeichen für Destinationen erst den Anfang. „Wir rechnen damit, dass von den 19 Pilotregionen mindestens die Hälfte in den nächsten Jahren die Zertifizierung anstreben wird“, sagt Otto Fichtl. Inzwischen haben sich auch Destinationen gemeldet, die nicht im Pilotprozess beteiligt waren. Das Potenzial ist jedenfalls groß: Einige Bundesländer haben signalisiert, dass sie gern alle ihre Destinationen mit dem Umweltzeichen ausgezeichnet wüssten.
Das Umweltzeichen für Destinationen wirkt nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Es motiviert nämlich auch Betriebe innerhalb der Region, sich auszeichnen zu lassen. Denn Regionen, die das Label anstreben, müssen vor Ort etwa klimafreundliche Mobilitätsangebote vorweisen oder über mit Umwelt- oder Nachhaltigkeitszertifikaten ausgezeichnete Unterkünfte und Gastronomiebetriebe verfügen. Otto Fichtl: „Hier zeigt sich bereits, dass die Zertifizierung von Destinationen nun weitere Kreise zieht und sowohl auf die Unternehmen wirkt, die nun auch verstärkt Interesse an einer Umweltzertifizierung äußern, als auch Impulse zur Entwicklung weiterer Richtlinien im System des Umweltzeichens gesetzt werden.“
Birnbaumblüte im Mostviertel
Wandern mit Windrad im Lesachtal
Auch in Deutschland und Italien sind nachhaltige Auszeichnungen für Tourismusregionen gefragt:
- Weltweit verbreitet ist die Destinationszertifizierung von GSTC (Global Sustainable Tourism Council). In Europa haben sich vor allem Regionen in Südtirol und im Rest Italiens damit zertifizieren lassen.
- In Deutschland wurde das Zertifikat TourCert von Reiseveranstaltern auf Destinationen ausgeweitet. Die Stadt Stuttgart hat sich ebenso zertifizieren lassen wie die Insel Mainau oder der Tourismusverband Sächsische Schweiz. Aber auch internationale Destinationen wie Sarchí in Costa Rica oder Las Galeras in der Dominikanischen Republik haben sich das Label geholt.
- International bekannt ist auch das Label Green Destinations, das vor allem in Slowenien sehr präsent ist. Sowohl die Hauptstadt Ljublijana als auch der Wintersportort Kranjska-Gora sind ein „grünes Reiseziel“. Auch italienische Regionen wie das Südtiroler Eggental sind damit ausgezeichnet.
Das österreichische Umweltzeichen wurde im Jahr 1996 eingeführt und wird vom VKI „Verein für Konsumenteninformation“ im Auftrag des Klimaministeriums betreut. Damit war es eines der global ersten staatlichen Umwelt-Zertifizierungssysteme im Tourismus. Für das Label können sich Beherbergungsbetriebe aller Art bewerben. Campingplätze, Pensionen, Hotels und Co. werden anhand vorgegebener Kriterien bewertet. Das Gütesiegel erhalten die Betriebe gegen Gebühr jeweils für die Dauer von vier Jahren. Nach dieser Zeit können sie sich erneut prüfen lassen. Die rund 250 Beherbergungsbetriebe, davon 200 Hotels, sind auf der Plattform www.umweltzeichen-hotels.at aufgelistet. Unterkünfte, die viele internationale Gäste haben, können sich vom VKI außerdem mit dem EU-Ecolabel, dem europäischen Umweltzeichen, auszeichnen lassen. Nun folgt das Umweltzeichen für ganze Destinationen mit 19 Regionen in der Pilotphase.