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Diversität im Tourismus: Die Zukunft ist grenzenlos!

Blog • Diversity

Reisen als Spiegelbild der menschlichen Werte: Warum Vielfalt und Fairness echte Change Maker sind und gerade in der Hotellerie immer wichtiger werden.

Janina Lebiszczak
1. Februar 2023

Mehr Innovation, Resilienz und Kreativität: Trendforscher:innen verweisen immer wieder auf die Bedeutung multikultureller Vielfalt in Unternehmen: „Google, Intel, eBay, Facebook, LinkedIn und Tesla haben zwei Dinge gemeinsam: Sie alle haben die Wirtschaft umgestaltet, und sie alle wurden von Immigranten gegründet oder mitbegründet,“ so Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Alexandra Hildebrandt: „Diversity wird ein Bestandteil einer modernen Unternehmensleitkultur, die die Verschiedenheit der betrieblichen Belegschaft nutzt und fördert.“ Auch in Österreich ist die Vielfalt am Arbeitsplatz immer wichtiger. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die PwC mit der Kommunikationsagentur Ketchum durchgeführt hat. In Wien gaben allein 56 Prozent der Befragten an, dass Diversity ein entscheidender Faktor bei der Arbeitssuche ist – und diese bezieht sich auf Geschlecht, Alter, Herkunft, Ausbildung, Hautfarbe und Sexualität.

Reisen als eigenes Spiegelbild

Doch hat die Diversität bereits die Reisebranche erreicht? Immerhin ist auch hier das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Insbesondere die soziale Nachhaltigkeit scheint diese einer der wenigen Lösungsansätze zu sein, auf die man sich gesellschaftlich einigen kann. Unter den „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der UNO-Mitgliedstaaten lassen sich zum Thema Diversity und Inklusion einige nennen. Zum Beispiel SDG 5 (Gender Equality), SDG 4, das einen Zugang zu qualitativ hochstehender Bildung für alle gesellschaftlichen Gruppen fordert oder auch das SDG 10, das grundsätzlich die Reduzierung von Ungleichheiten anstrebt. Der Boden scheint jedenfalls fruchtbar. Laut einer aktuellen Umfrage des Reisevermittlers „Expedia“ prägt die gesellschaftliche Debatte über Diskriminierung und Gleichstellung auch die Reiseentscheidungen der Menschen. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, eher Unterkünfte zu buchen, deren Richtlinien auf Vielfalt und Integration ausgerichtet sind. Dazu gehören Unterkünfte, die von Frauen und/oder nicht weißer Personen geführt werden, sowie Unterkünfte, die die LGBTQIA-Gemeinschaft und Menschen mit Behinderungen willkommen heißen. „Mehr als je zuvor betrachten die Menschen das Reisen als ein Spiegelbild ihrer persönlichen Ansichten und sie sprechen mit ihrem Geld,“ so Melissa Maher, Marketingleiterin von Expedia.

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Hotelsuche: Wertebasierte Entscheidungen beim Reisen.

Ihr Studie offenbart auch, was wenig überrascht. Der Trend zu mehr Diversität wird in Zukunft noch wichtiger: Die Studie offenbart eine große Kluft zwischen den Generationen, wenn es darum geht, wie sehr die Buchungsentscheidungen von der Positionierung der Unterkünfte hinsichtlich Inklusion abhängen: 57 Prozent der Befragten über 40 Jahren gaben an, dass sie wahrscheinlich inklusive Unterkünfte buchen würden. Bei den unter 40-Jährigen liegt dieser Anteil bei 77 Prozent – und die sind immerhin die Zukunft. Auch global betrachtet stehen die Zeichen auf mehr Vielfalt: Buchungsentscheidungen, die auf integrativen Richtlinien basieren, sind ein globaler Trend. Spitzenreiter laut Umfrage dabei:  Mexiko und Deutschland, wo 82 bzw. 71 Prozent der Befragten angaben, Unterkünfte, die auf Inklusion und Diversität setzen, auszuwählen.

Tourismus: Diversität und Inklusion sind keine leeren Schlagworte

Der Tourismus muss also mehr Vielfalt annehmen und sicherstellen, dass alle Menschen willkommen sind, respektiert werden und faire, gleiche Chancen haben. Auch in Österreich. Potenzial ist gegeben, belegt die Studie „Diversity & Inclusion als Wettbewerbsvorteil“. Das Ergebnis: Unternehmen wissen einfach zu wenig über diese Themenbereiche. "Vor allem im internationalen Vergleich hinken wir stark hinterher. Diversität und Inklusion heißt derzeit einfach nur geschlechterspezifische Vielfalt und Barrierefreiheit", so Oyvind Bo, Senior Vice President bei Ward Howell International in Wien (WHI), einem der größten Consulting-Unternehmen für Führungskräfte, das die Studie durchgeführt hat. Aber wie können touristische Unternehmen und die Macher:innen nun Taten folgen lassen, um wirkliche Veränderungen zu bewirken? Gerade hat der in Berlin ansässige Verein Roundtable Human Rights in Tourism sein „Get Started“-Tool weiterentwickelt, mit dem er kleinen und mittleren Reiseveranstalter:innen eine Leitfaden an die Hand gibt, um Verstöße gegen Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette besser zu erkennen.

Social Business: Das Magdas Hotel als Leuchtturm-Projekt

Aber es geht auch anders, und zwar völlig organisch. Unter den „Change Maker Hotels“ befinden sich etliche Gastgeber:innen, für die Diversität gelebte Unternehmens- und Alltagskultur geworden ist. Das Magdas Hotel in Wien-Landstraße etwa bietet Menschen mit Fluchterfahrung einen Ausbildungsplatz, fördert Integration – und beweist dabei eindrucksvoll, dass wirtschaftliches Tun und soziales Handeln kein Widerspruch sind. Über 80 Menschen mit Fluchthintergrund haben hier ihre Karriere bereits begonnen, betont magdas-Hotel-Geschäftsführerin Gabriela Sonnleitner. „Integration und Ausbildung sind gerade in Zeiten wie diesen auch Antworten auf den herrschenden Arbeitskräftemangel. Natürlich müssen wir dabei die Qualität für unsere Gäste, ob im Hotel oder im Restaurant, immer garantieren können.“ Fazit, jedenfalls mein persönliches: Wenn Diversity im Tourismus erfolgreich sein soll, dann benötigt es wertschätzenden Umgang miteinander. Nicht nur die Gäste, auch die Mitarbeiter:innen der Hotels kommen aus verschiedenen Nationen, leben, lieben und urlauben unterschiedlich. Eine klare Bereicherung, da gerade das Verständnis für verschiedene Kulturen und Lebensstile einen touristischen Betrieb erst erfolgreich machen. Mit einer diversen Belegschaft allein ist aber erst einmal nichts gewonnen. Die Vorteile können sich erst verwirklichen, wenn auch ein Klima der Inklusion herrscht: eine Atmosphäre, in der sich jede/r angenommen und eingebunden fühlt – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Ausbildung, Hautfarbe und Sexualität. Es kommt auch auf die Kultur in der Organisation an. Schaffen wir das?

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