Portrait Lilli Hollein
c Katharina Gossow

Wie geht bewusster Konsum, Lilli Hollein?

Blog • Interview

Als Direktorin des MAK wirft Lilli Hollein mit der Schau „Critical Consumption“ einen prüfenden Blick auf die Umweltsünderin Modeindustrie und auf das eigene Konsumverhalten.

Nicole Spilker

Bekannte Textilriesen bringen jedes Jahr Dutzende neue Kollektionen auf den Markt, die von Lifestylemagazinen glamourös abgefeiert werden. Gleichzeitig berichten Medien von prekären Produktionsbedingungen, geschredderter, nicht verkaufter Neuware internationaler Luxuslabels und der Umweltzerstörung durch textile Müllberge. Die Modeindustrie steht im Hinblick auf Konsumverhalten, Produktion und Nachhaltigkeit im Fokus.

Nun wirft auch das Wiener MAK einen kritischen Blick auf das durch ständig neue Trends angeheizte Konsumverhalten - mit der Ausstellung „Critical Consumtion“ in der MAK Galerie. Ein ganzes Jahr lang ist der Raum im Keller des Hauses Schauplatz für historische Objekte, zeitgenössisches Design und künstlerische Positionen, die Anstöße zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen unserer Zeit liefern. Drumherum gibt es Workshops und Vorträge.

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c Gunnar Meier

Du leitest das Museum für angewandte Kunst, das MAK in Wien. Welchen Einfluss haben Museen auf Menschen?

Museen sind gesellschaftliche Akteure, sie thematisieren, inspirieren, motivieren und ganz klassisch bewahren, bilden, und erinnern sie. Der Einfluss auf Menschen ist also einer, wo ein Museum beglücken und unterhalten kann und gleichzeitig relevante, oft sehr komplexe gesellschaftliche Fragestellungen aufwerfen, aufbereiten und illustrieren kann, mit den Mitteln und der Sprache der Kunst mit der Fähigkeit der Museen wiederum Vermittler zwischen dem Publikum und der Kunst zu sein.

Wie vermittelst du das Thema „bewusster Konsum“ ohne mit dem sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger zu winken?

Eben ohne erhobenen Zeigefinger! Unsere MAK Galerie ist ein Ort des Diskurses über die Themen des Anthropozän. Die aktuelle Ausstellung Critical Consumption ist mehr als ein Jahr lang Schauplatz für die Frage der textilen Kreislaufwirtschaft und unseres Konsumverhaltens. Historische Objekte, zeitgenössisches Design und künstlerische Positionen geben Anstöße zur Auseinandersetzung mit der Entwicklung der Konsumkultur und des individuellen Verhaltens. Interaktive Momente aktivieren unsere Besucher*innen in persönlicher Weise, machen hoffentlich auch Spaß und bringen das Thema auf eine Ebene, wo jede/r Besucher*in einen persönlichen Zugang hat.

„10 Museen × 17 SDGs“ ist ein Projekt, das zeigen soll, dass Museen die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) ernst nehmen und konkrete Beiträge dazu leisten. Das MAK ist eines der Museen. Wie merken wir Besucher und Besucherinnen das?

Als Museum und besonders als Museum mit Umweltzeichen, wie es das MAK ist, ist es wichtig zu zeigen, dass die Herausforderung, Veränderungen in unseren Abläufen und Gewohnheiten in der alltäglichen Arbeit zu verweben, machbar sind. Wir zeigen, dass neue Sichtweisen, Dynamiken und positive Energie entstehen - nach innen mit Mitarbeitenden, nach außen mit Besucher*innen. Gemeinsam schauen wir genauer auf Möglichkeiten der Veränderung und der Verbesserung.

Hat sich dein persönliches Konsumverhalten durch die Arbeit am Projekt geändert? Hast du einen Tipp, den du gerne weitergeben möchtest?

Jede Ausstellung bewegt etwas in mir und diese wirkt sicher besonders nachhaltig. Als Mutter habe ich auch eine Verantwortung, welches Konsumverhalten ich im Privaten vorlebe. Glücklicherweise haben wir in der Familie schon länger einen Generationenpakt, was die Weitergabe von Mode betrifft.

Die Ausstellung „Critical Consumption“ läuft noch bis 8.9.2024 in der MAK Galerie in Wien. Mehr Infos findest du hier!

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